Dresden
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Wie fühlt sich Kultur nach der Pause an?

Theater, Konzert oder Eisbahn - wir haben getestet, wie viel schon wieder los ist - und ob Genuss unter den aktuellen Bedingungen entstehen kann.

Von Marcel Pochanke
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Die Museen sind wieder geöffnet. Und spüren an den Besucherzahlen in den ersten Tagen, dass die Menschen einen großen Nachholbedarf an Kultur und haben.
Die Museen sind wieder geöffnet. Und spüren an den Besucherzahlen in den ersten Tagen, dass die Menschen einen großen Nachholbedarf an Kultur und haben. © Marcel Pochanke

Seit Freitag dürfen Theater, Kinos oder Museen, aber auch Sportstätten und Eisbahnen (die freilich auch zur Kultur gehören) wieder öffnen. Aber wie gut funktionieren die Konzepte? Macht das Freude? Wie wird das angenommen? Und bekommt man überhaupt Tickets? Wir haben auf der Suche nach Antworten ganz Unterschiedliches ausprobiert.

Im Jugendtheater

Bei der Inszenierung im TJG gibt es eine virtuelle Parallelwelt. Parallelen zu den virtuellen Meetings und Unterrichtsstunden in der Pandemie sind aber zufällig, versichert das Theater.
Bei der Inszenierung im TJG gibt es eine virtuelle Parallelwelt. Parallelen zu den virtuellen Meetings und Unterrichtsstunden in der Pandemie sind aber zufällig, versichert das Theater. © PR

Sonnabendvormittag im Theater Junge Generation in Dresden. Bei der Premiere von „Der Mond schien blau“ dürfen zur Wahrung der Abstände etwa 60 Zuschauer rein. Dass neun verkaufte Plätze spontan und ohne Absage frei bleiben, ärgert unter diesen Umständen das Theater – schließlich kann das Stück zunächst nur zweimal aufgeführt werden, dann ist das nächste dran. Viele Kartenanfragen mussten im Vorfeld abgelehnt werden.

Corona hat im TJG und allen anderen Theatern dafür gesorgt, dass lang geplante Stücke produziert wurden und nicht aufgeführt werden konnten. Jetzt müssen sie alle zur ihrem Recht kommen.

Wenige Zuschauer heißt null Wartezeit an der Garderobe. Beim Stück ist die Stimmung trotz der Lücken zwischen den Zuschauern, die als Familie natürlich zusammensitzen können, gut. Die Maske während der einstündigen Vorstellung zu tragen, fällt gerade den jüngeren Zuschauern erkennbar nicht schwer. Lachen und staunen kann man damit genauso. Spätestens nach der kurzen Durchsage zum Beginn haben sie alle auf und lassen sie auch dort. Achso: Die Kontrollen der 2G-Regeln sind im TJG schon immer sehr genau. Das Theater weiß, dass die Einhaltung der Regeln dabei hilft, weiter Programme anbieten zu können.

Dass „Der Mond schien blau“ teils in einer virtuellen Welt passiert und die Schauspieler 3D-Brillen tragen, hat übrigens nichts mit Corona zu tun. Es sei einfach Zeit gewesen, das mal zu versuchen, sagt der Sprecher.

Fazit: TJG macht Spaß und fasziniert – wenn man an Karten kommt. Man merkt jedem Menschen und Mitarbeiter an, wie groß die Freude ist, das wieder zu erleben. Auch mit Maske.


Im Museum

Besucher in der Sonderausstellung über deutsch-deutsches Design im Dresdner Lipsiusbau.
Besucher in der Sonderausstellung über deutsch-deutsches Design im Dresdner Lipsiusbau. © Marcel Pochanke

Nicht alle Museen haben gleich am ersten Tag wieder geöffnet, als das möglich war. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden etwa öffnen ihre Sonderausstellungen und Museen seit Sonntag schrittweise. Weiterhin sind viele digitale Touren im Angebot.

Besichtigt werden kann wieder die Sonderausstellung "Deutsches Design 1949 – 1989. Zwei Länder, eine Geschichte" in der Kunsthalle im Lipsiusbau. Bei unserem Testbesuch am Dienstag waren viele Interessierte da und ließen sich erkennbar viel Zeit beim Betrachten der Designobjekte aus DDR und BRD. "Maximal 42 Besucher" mahnt ein Schild am Einlass, wo die Kontrolle der 2G-Plus-Regel nicht sonderlich akribisch ausfällt: Die App wird nicht gescannt und auch der Ausweis kann in der Tasche bleiben.

Ein Ausstellungsbesuch ist von allen getesteten Angeboten wohl das, bei dem die FFP2-Maske am hinderlichsten ist. Schließlich ist man unterwegs, steigt dabei Treppen und möchte ins Gespräch gehen über das, was man sieht und hört. Ein Grund, zu Hause zu bleiben, ist die Maske aber nicht.

Wenig los ist am Dienstagnachmittag im Stadtmuseum Dresden. Das hat seinen Run aber schon hinter sich, ist zu erfahren. Am Wochenende seien viele Besucher dagewesen - auch, weil die meisten anderen Museen noch geschlossen waren. Wenn nicht so viel los ist, bedeutet das, dass man bei der aktuellen Sonderausstellung "Let's play!", die auch für Familien mit Kindern wunderbar geeignet ist, ohne Wartezeit die Spielmöglichkeiten nutzen kann. Dabei sind alle Orte, Stationen und Objekte zugänglich.

In diesen beiden getesteten Museen kann der Besucher auch spontan vorbeikommen, eine Voranmeldung ist nicht nötig.

Anders im Deutschen Hygienemuseum in Dresden: Hier muss man für ein bestimmtes Einlassfenster online ein Ticket buchen und mitbringen. Zur Wochenmitte taten das zunächst nur wenige: In der sehenswerten Sonderausstellung zur Künstlichen Intelligenz blieb man fast unter sich. Das Gute daran: Eine seltene Gelegenheit, die interaktiven Schaustücke ausgiebig auch mehrfach auszuprobieren.

Fazit: Auf ins Museum!


Auf der Eisbahn

© Archiv/ Sven Ellger

Seit Sonnabend kann man unter anderem im Sportpark Ostra in Dresden wieder eislaufen. Dort ist nur die Eisbahn im Freien unter 2G-Regeln nutzbar. Dafür gibt es an den meisten Tagen drei Zeitschienen à zwei Stunden, für die sich maximal 250 Eisläufer anmelden können.

Für einen Testslot am frühen Sonntagnachmittag war es am Freitag davor unproblematisch, einen freien Termin zu bekommen. Die Menschen verteilten sich gut, es war reichlich Platz auf der Eisfläche. Masken muss man dort nicht tragen, nur beim Betreten der Arena im Innenbereich. Auch der Verkaufsstand für Snacks und Getränke an der Eisbahn war wie gewohnt geöffnet.

Bei einem zweiten Versuch am Sonntagabend sah das Bild schon anders aus: Im Slot ab 16 Uhr war die Eisfläche doch recht voll und zu Beginn bildeten sich Schlangen am Einlass.

Fazit: Dem Eislaufvergnügen steht unter der Voraussetzung, dass man geimpft oder genesen ist, nichts im Wege. Die einzige Einschränkung ist dann die festgelegte Zeitschiene von zwei Stunden, an die man sich streng zu halten hat.

Eislaufen im Freien ist unter anderem auch im Waldstadion Niesky und auf dem Obermarkt in Görlitz möglich. Auch die Eisarena in Jonsdorf ist unter 2G-plus-Regeln wieder für alle nutzbar.