Theater, Konzert oder Eisbahn - wir haben getestet, wie viel schon wieder los ist - und ob Genuss unter den aktuellen Bedingungen entstehen kann.
Von
Marcel Pochanke
10 Min.
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Seit Freitag dürfen Theater, Kinos oder Museen, aber auch Sportstätten und Eisbahnen (die freilich auch zur Kultur gehören) wieder öffnen. Aber wie gut funktionieren die Konzepte? Macht das Freude? Wie wird das angenommen? Und bekommt man überhaupt Tickets? Wir haben auf der Suche nach Antworten ganz Unterschiedliches ausprobiert.
Im Jugendtheater
Sonnabendvormittag im Theater Junge Generation in Dresden. Bei der Premiere von „Der Mond schien blau“ dürfen zur Wahrung der Abstände etwa 60 Zuschauer rein. Dass neun verkaufte Plätze spontan und ohne Absage frei bleiben, ärgert unter diesen Umständen das Theater – schließlich kann das Stück zunächst nur zweimal aufgeführt werden, dann ist das nächste dran. Viele Kartenanfragen mussten im Vorfeld abgelehnt werden.
Corona hat im TJG und allen anderen Theatern dafür gesorgt, dass lang geplante Stücke produziert wurden und nicht aufgeführt werden konnten. Jetzt müssen sie alle zur ihrem Recht kommen.
Wenige Zuschauer heißt null Wartezeit an der Garderobe. Beim Stück ist die Stimmung trotz der Lücken zwischen den Zuschauern, die als Familie natürlich zusammensitzen können, gut. Die Maske während der einstündigen Vorstellung zu tragen, fällt gerade den jüngeren Zuschauern erkennbar nicht schwer. Lachen und staunen kann man damit genauso. Spätestens nach der kurzen Durchsage zum Beginn haben sie alle auf und lassen sie auch dort. Achso: Die Kontrollen der 2G-Regeln sind im TJG schon immer sehr genau. Das Theater weiß, dass die Einhaltung der Regeln dabei hilft, weiter Programme anbieten zu können.
Dass „Der Mond schien blau“ teils in einer virtuellen Welt passiert und die Schauspieler 3D-Brillen tragen, hat übrigens nichts mit Corona zu tun. Es sei einfach Zeit gewesen, das mal zu versuchen, sagt der Sprecher.
Fazit: TJG macht Spaß und fasziniert – wenn man an Karten kommt. Man merkt jedem Menschen und Mitarbeiter an, wie groß die Freude ist, das wieder zu erleben. Auch mit Maske.
Im Museum
Nicht alle Museen haben gleich am ersten Tag wieder geöffnet, als das möglich war. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden etwa öffnen ihre Sonderausstellungen und Museen seit Sonntag schrittweise. Weiterhin sind viele digitale Touren im Angebot.
Besichtigt werden kann wieder die Sonderausstellung "Deutsches Design 1949 – 1989. Zwei Länder, eine Geschichte" in der Kunsthalle im Lipsiusbau. Bei unserem Testbesuch am Dienstag waren viele Interessierte da und ließen sich erkennbar viel Zeit beim Betrachten der Designobjekte aus DDR und BRD. "Maximal 42 Besucher" mahnt ein Schild am Einlass, wo die Kontrolle der 2G-Plus-Regel nicht sonderlich akribisch ausfällt: Die App wird nicht gescannt und auch der Ausweis kann in der Tasche bleiben.
Ein Ausstellungsbesuch ist von allen getesteten Angeboten wohl das, bei dem die FFP2-Maske am hinderlichsten ist. Schließlich ist man unterwegs, steigt dabei Treppen und möchte ins Gespräch gehen über das, was man sieht und hört. Ein Grund, zu Hause zu bleiben, ist die Maske aber nicht.
Wenig los ist am Dienstagnachmittag im Stadtmuseum Dresden. Das hat seinen Run aber schon hinter sich, ist zu erfahren. Am Wochenende seien viele Besucher dagewesen - auch, weil die meisten anderen Museen noch geschlossen waren. Wenn nicht so viel los ist, bedeutet das, dass man bei der aktuellen Sonderausstellung "Let's play!", die auch für Familien mit Kindern wunderbar geeignet ist, ohne Wartezeit die Spielmöglichkeiten nutzen kann. Dabei sind alle Orte, Stationen und Objekte zugänglich.
In diesen beiden getesteten Museen kann der Besucher auch spontan vorbeikommen, eine Voranmeldung ist nicht nötig.
Anders im Deutschen Hygienemuseum in Dresden: Hier muss man für ein bestimmtes Einlassfenster online ein Ticket buchen und mitbringen. Zur Wochenmitte taten das zunächst nur wenige: In der sehenswerten Sonderausstellung zur Künstlichen Intelligenz blieb man fast unter sich. Das Gute daran: Eine seltene Gelegenheit, die interaktiven Schaustücke ausgiebig auch mehrfach auszuprobieren.
Fazit: Auf ins Museum!
Auf der Eisbahn
Seit Sonnabend kann man unter anderem im Sportpark Ostra in Dresden wieder eislaufen. Dort ist nur die Eisbahn im Freien unter 2G-Regeln nutzbar. Dafür gibt es an den meisten Tagen drei Zeitschienen à zwei Stunden, für die sich maximal 250 Eisläufer anmelden können.
Für einen Testslot am frühen Sonntagnachmittag war es am Freitag davor unproblematisch, einen freien Termin zu bekommen. Die Menschen verteilten sich gut, es war reichlich Platz auf der Eisfläche. Masken muss man dort nicht tragen, nur beim Betreten der Arena im Innenbereich. Auch der Verkaufsstand für Snacks und Getränke an der Eisbahn war wie gewohnt geöffnet.
Bei einem zweiten Versuch am Sonntagabend sah das Bild schon anders aus: Im Slot ab 16 Uhr war die Eisfläche doch recht voll und zu Beginn bildeten sich Schlangen am Einlass.
Fazit: Dem Eislaufvergnügen steht unter der Voraussetzung, dass man geimpft oder genesen ist, nichts im Wege. Die einzige Einschränkung ist dann die festgelegte Zeitschiene von zwei Stunden, an die man sich streng zu halten hat.
Eislaufen im Freien ist unter anderem auch im Waldstadion Niesky und auf dem Obermarkt in Görlitz möglich. Auch die Eisarena in Jonsdorf ist unter 2G-plus-Regeln wieder für alle nutzbar.
Im Theater in Bautzen
Die Stücke des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters mit ihren zwei Häusern in der Stadt waren vom ersten Tag an sehr gut besucht. Auch hier und bei der Stimmung im Saal zeigt sich der Hunger der Menschen nach Kulturerlebnissen.
Bei der Premiere von "Der Reichsbürger" am Mittwochabend wurde allerdings das Maske Tragen im Zuschauerraum von vielen vermutlich als freiwillig erachtet. Die Durchsage einer Tonbandstimme vor der Aufführung, die auf Maskenpflicht "in Innenräumen" hinwies, war auch eher halbherzig. Ein großer Teil des Publikums verzichtete darauf. Wer sich, wenn er auch geimpft ist, vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen will, dürfte die Vorstellung mit einem mulmigen Gefühl erlebt haben. Zugleich ist das Ablegen der Maske auch ein Hinweis darauf, dass die Menschen die Kultur als wichtigen Teil ihres Lebens sehen und sich da wie zu Hause fühlen.
Fazit: Theater in Bautzen macht wieder Spaß. An die Regeln halten sich aber nicht alle. Das kann das Erlebnis trüben.
Im Konzert in der Semperoper
Auch Sachsens Vorzeigehaus hat wieder geöffnet. Beim 5. Symphoniekonzert am Sonntag und Montagabend spielten zeitweise mehr als 80 Musiker für ein vergleichsweise übersichtliches Publikum.
Der Testbesuch am Montagabend zeigte auf der einen Seite, dass von den 446 Plätzen, die derzeit verkauft werden dürfen, zahlreiche frei blieben. Die eigentliche Kapazität des Hauses beträgt 1.300 Zuschauer. Zugleich waren es aber die teuren Karten, die verfügbar blieben: Unter 48 Euro waren alle Kategorien vergriffen. Das liegt auch daran, dass die Hörplätze für den besonders erschwinglichen Kunstgenuss derzeit gar nicht verkauft werden. Auch die günstigeren Rangplätze kommen nicht in den Verkauf, da auf den schmalen Emporen trotzdem die Abstände eingehalten werden müssen. So sorgt die Corona-Lage dafür, dass solche Konzerte ein noch exklusiverer Genuss für Betuchtere bleiben als ohnehin schon.
Die geringe Besucherzahl sorgt für kurze Wartezeiten an der Garderobe und beim Getränk vorab. Das sollte sich in der Pause jedoch ändern. Zunächst kann man durch das herrliche Gebäude wandeln und sich fast wie nachts im Museum fühlen, so allein ist man oft. Hier und da machen Menschen Selfies vor der unverstellten Architektur. Der Applaus während des Konzertes klingt zugegeben etwas mager. Erst nach der Zugabe des Solisten tost es fast wie ein volles Haus. „Ich bin froh, für ein Publikum zu spielen“, spricht der Violavirtuose Antoine Tameskit zu denen, die da sind. Wieder ein warmer Applaus.
Dass man während der Vorstellung eine FFP2-Maske zu tragen hat, stört den Musikgenuss nicht. Schließlich bedeckt sie nicht die Ohren, sondern Mund und Nase. Das ist auch bei den meisten Gästen so, an die hohe Maskenquote wie das Kindertheater kommt die Semperoper aber nicht heran. Fünf bis zehn Prozent, so die Schätzung, verzichten darauf. Interessanterweise steigt die Maskendisziplin mit der Preiskategorie der Plätze, so der Eindruck.
Problematisch wird es nur in der Konzertpause. Wegen der geringen Auslastung ist nur ein Ausschankbereich geöffnet. Dort bildet sich eine Schlange, an den wenigen Stehtischen wird ohne Maske der Sekt genossen. Als es immer mehr werden, kommt der Gedanke, das Glas in einen anderen Bereich des Hauses mitzunehmen. Das wird aber vom Personal untersagt, letztlich mit dem Verweis, man wolle die Gläser nicht im ganzen Haus einsammeln. So stehen schließlich bis zu drei Gruppen um einen Tisch und insgesamt vielleicht 70 Gäste auf recht engem Raum, ohne Maske, und fachsimpeln über das Gehörte. Das Hygienekonzept wird hier leider ad absurdum geführt.
Fazit: Das Kulturerlebnis Semperoper wirkt fast wie immer. Die verfügbaren Ticketkategorien und das schlechte Cateringkonzept trüben den Eindruck aber.
Im Schauspielhaus
Am Sonnabendabend startete das Schauspielhaus Dresden mit der Premiere von „Alice“ aus dem Wellenbrecher-Lockdown. Das Hygienekonzept ist ausgeklügelt. Geordnet nach Parkett und Rängen wird man geleitet, natürlich mit FFP2-Maske. Bereits draußen werden Impfpässe, QR-Codes, Tests und Karten kontrolliert. Auf jeder Ebene sind die Garderoben offen, kein Gedränge also. Der Getränkeverkauf ist geöffnet. Im Saal bleiben jeweils eine Reihe und zwei Sitze zum Nachbarn frei.
Von den 800 Plätzen dürfte die Hälfte besetzt werden. Trotz der Premiere sind nur knapp 300 vergeben. Womöglich kam die Öffnung für manchen zu kurzfristig. In den Gängen spürt man Zurückhaltung. Masken und beschlagende Brillen machen die unbefangene Verständigung sichtlich schwieriger. Die Kleidung der Besucher: vergleichsweise schlicht. Auch hier merkt man am Applaus, dass es schön ist, endlich wieder im Theater zu sein.
Fazit: Das Hygienekonzept ist durchdacht, sorgt aber auch für eine kühlere Atmosphäre auf den Gängen. Das Publikum kehrt noch nicht in Strömen zurück. Aber da ist auch das schöne Gefühl der Anwesenden, gemeinsam Theater zu erleben.
In der Schwimmhalle
Auch die Schwimmhallen brauchten teilweise einige Tage, um für den normalen öffentlichen Schwimmbetrieb wieder bereit zu sein. Die Saunen in den Bädern der Stadt Dresden öffnen erst ab Mittwoch. Seine Bahnen kann man in Dresdens größter Schwimmhalle an der Freiberger Straße seit Montag ziehen. Wer das möchte, muss sich für einen voreingestellten Zeitraum online anmelden, 1,5 Stunden kosten 4,50 Euro. Nach der Online-Registrierung folgt die Online-Zahlung, und mit dem ausgedruckten Ticket geht es zur Schwimmhalle. Dabei ist die Registrierung für jemanden, der nicht täglich im Internet unterwegs ist, keineswegs einfach. Für manche, vor allem betagtere Schwimmer, könnte das eine Hürde sein. Eine Alternative gab es zunächst nicht.
Ab Donnerstag, dem 20. Januar, werde ein Restkontingent an der Tageskasse bereitgehalten, damit keine Besuchergruppen diskriminiert werden, teilten die Dresdner Bäder mit.
App und Ausweis werden beim Einlass angeschaut, aber gescannt wird der Code nicht. Das darf man von den Dresdner Bädern durchaus erwarten. Wer drin ist, hat in diesen Tagen mehr Platz als sonst üblich. Maximal 20 Schwimmer pro Bahn werden zugelassen, in normalen Zeiten gibt es keine Obergrenze, da können es zu Stoßzeiten auch mal 30 sein. Am Dienstagnachmittag waren mal vier, mal sechs andere Schwimmer mit auf der Bahn. Das ist wenig. Zugleich animiert es aber auch den einen oder anderen Platzhirsch, besonders hingebungsvoll durchs Wasser zu kraulen.
Fazit: Für alle, für die das Bestellen und Bezahlen im Internet kein Problem darstellt, gab es selten eine bessere Zeit für einen Schwimmhallenbesuch als jetzt.
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