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Tatverdächtige nach Angriff auf Journalist in Leipzig ermittelt

Am Rand eines pro-palästinensischen Protests mit Greta Thunberg auf dem Leipziger Markt im Januar wurden ein Journalist und seine Begleitung brutal angegriffen. Nun gibt es einen Ermittlungserfolg.

Von Erik-Holm Langhof
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Unter den rund 200 Demonstranten, die in Leipzig für Palästina demonstrierten, war auch die Schwedin Greta Thunberg.
Unter den rund 200 Demonstranten, die in Leipzig für Palästina demonstrierten, war auch die Schwedin Greta Thunberg. © SZ

Leipzig. Zwei Monate nach einem Angriff auf einen Journalisten und einen weiteren Mann im Anschluss an eine Solidaritätsaktion in Leipzig für Palästinenser hat der Staatsschutz drei Tatverdächtige ermittelt. Es handelt sich um drei Männer im Alter von 18 bis 21 Jahre, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Gegen sie werde wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Die Polizei war den Tatverdächtigen nach der Auswertung von Videomaterial auf die Spur gekommen. Ob das Trio zuvor an der Demonstration teilgenommen hatte, sei Bestandteil der Ermittlung, betonte eine Sprecherin.

Die Attacke hatte sich am 24. Januar auf dem Leipziger Augustusplatz nach einer propalästinensischen Demonstration in Leipzig ereignet. Nach Polizeiangaben war der Journalist im Auftrag des Regionalsenders Sachsen Fernsehen auf der Demonstration im Einsatz. Als der 22-Jährige und sein Begleiter im Anschluss in eine Straßenbahn am Ort der Demonstration einsteigen wollten, schlugen drei ihnen unbekannte Männer auf sie ein und flüchteten anschließend in unterschiedliche Richtungen. Der Journalist und sein 20 Jahre alter Begleiter wurden verletzt und mussten ambulant in einem Krankenhaus versorgt werden. An der Demonstration hatte auch die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg teilgenommen.

"Angriff auf einen Journalisten absolut inakzeptabel"

Der inhaltliche Leiter bei Sachsen Fernsehen, Benedict Bartsch, begrüßte den Fahndungserfolg der Polizei. "Dieser feige Vorfall muss mit aller Härte und Konsequenz verfolgt werden. Ein Angriff auf einen Journalisten ist absolut inakzeptabel", sagte er laut Mitteilung. Ein freiberuflicher Fotograf, der namentlich nicht genannt werden will und Sächsische.de Fotos lieferte, hatte die Stimmung auf der Demonstration ebenfalls als "angespannt" und "gewaltbereit" beschrieben. Er sei bei seiner Arbeit auf der öffentlichen Demonstration behindert und angefeindet worden. "Die Protestler wollten verhindern, dass ich Thunberg fotografiere", sagt der Fotograf.

Journalistenverbände verurteilten Angriff in Leipzig

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) in Sachsen hatten die die Gewalt gegen Journalisten auf der Plattform X "aufs Schärfste" verurteilt. "Gewalt gegen Journalisten ist absolut inakzeptabel und bedroht die Grundwerte der Pressefreiheit", so der Presseverband.

Auch der Geschäftsführer der Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in Verdi, Jörg Reichel, äußerte sich auf X: "Wir sind entsetzt und verurteilen diese Gewalttat gegen den Fotografen und seinen Begleiter auf das Schärfste. Seit dem 7.10. kam es auf Palästina-Demos zu zahlreichen Übergriffen auf Journalist*innen."

Weitergehend sagte der Verdi-Gewerkschaftssekretär Lucas Munzke: "Diese schockierende Attacke verdeutlicht erneut die ernsthafte Gefahr, der Journalisten bei der Ausübung ihrer Arbeit ausgesetzt sind. Der Angriff, sowohl auf ihre körperliche Unversehrtheit als auch auf die Grundlagen des Journalismus, ist für uns inakzeptabel!"

Thunberg spricht bei Rede in Leipzig von "Genozid in Palästina"

Bei der Demonstration hatten sich rund 200 Menschen auf dem Marktplatz in Leipzig zu einer Demonstration gegen Israel versammelt. Anmelder war das pro-palästinensische Handala-Bündnis.

Eine Teilnehmerin war überraschend auch die 21-jährige Klima-Aktivistin und Mitbegründerin von "Fridays for Futur" Greta Thunberg aus Schweden. In einem Video auf der Plattform X ist zu sehen, wie die 21-Jährige vor den Protestierenden auf Englisch äußert: "Niemand könne schweigen angesichts des Genozids in Palästina. Wir müssen gegen Imperialismus aufstehen. An der Seite Palästinas zu stehen, heißt Menschlichkeit zu zeigen."

Greta Thunberg unterstützte einen pro-palästinensischen Protest in Leipzig am Mittwoch.
Greta Thunberg unterstützte einen pro-palästinensischen Protest in Leipzig am Mittwoch. © SZ

Die Klima-Aktivistin und Mitbegründerin von "Fridays for Future" Greta Thunberg hatte sich schon mehrfach offen hinter Palästina gestellt und unter anderem Israel einen Völkermord im aktuellen Gaza-Krieg vorgeworfen. Zugleich verurteilte die Klima-Gruppe antisemitische und islamfeindliche Vorfälle in Schweden.

Kritik an Thunbergs Teilnahme an Pro-Palästina-Demonstration

Der Chef des Zentralrats der Juden und der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung kritisierten die Beteiligung Thunbergs an einer Solidaritätsaktion. "Greta Thunberg hat sich ja als Klimaaktivistin einen guten Namen gemacht, hat ein wichtiges Thema angesprochen - umso weniger verstehe ich ihre Einlassungen jetzt", sagte Zentralratschef Josef Schuster dem Sender Welt TV am Donnerstag.

Ihre Äußerungen, die letztendlich jeder Grundlage entbehrten und falsch seien, tue sie der Klimabewegung absolut keinen Nutzen. Sie schade vielmehr der Klimabewegung, aber auch ihrem eigenen Image.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte ebenfalls Welt TV, Greta Thunberg mache sich unglaubwürdig und demontiere sich. "Eigentlich müsste doch das Anliegen, den Klimaschutz zu stärken, genug sein, und die Aktivitäten, der Israel-Hass, den Frau Thunberg verbreitet, ist nicht hinnehmbar." Er begrüße, dass sich die deutsche Klimaschutzbewegung vom Verhalten Thunbergs distanziere. (mit dpa)