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Protest gegen Greta Thunberg in Amsterdam: "Ich fühlte mich missbraucht"

Klimaaktivistin Greta Thunberg steigt mit Palästinensertuch auf die Bühne einer Großdemonstration in Amsterdam und skandiert Parolen. Das missfällt auch Teilen ihrer eigenen Bewegung.

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Greta Thunberg (l), Klimaaktivistin aus Schweden, wird von Erjan Dam, einem Klimaaktivisten, unterbrochen, nachdem Thunberg ihre Solidarität mit den Palästinensern zum Ausdruck gebracht hatte.
Greta Thunberg (l), Klimaaktivistin aus Schweden, wird von Erjan Dam, einem Klimaaktivisten, unterbrochen, nachdem Thunberg ihre Solidarität mit den Palästinensern zum Ausdruck gebracht hatte. © AP

Amsterdam/Berlin. Der niederländische Klimaaktivist, der Greta Thunberg auf einer Kundgebung in Amsterdam nach deren erneut klarer Parteinahme für Palästina im Gaza-Krieg Kontra gab, warnt vor einer Spaltung der Klimaschutzbewegung.

"Wenn Greta Thunberg oder andere führende Aktivisten ständig über die Palästina-Frage sprechen, sorgt das für Uneinigkeit", sagte Erjan Dam dem "Spiegel" in einem am Montagabend veröffentlichten Interview. "Menschen, die anderer Meinung sind, werden von solchen Reden abgestoßen. Das schadet der Sache", sagte Dam weiter und forderte: "Die Klimaschutzbewegung sollte sich auf ihr Kernthema konzentrieren: den Klimaschutz." Er jedenfalls sei enttäuscht: "Ich fühlte mich missbraucht - und viele andere Teilnehmer auch."

Dam, ein pensionierter Physiotherapeut, der sich laut "Spiegel" seit Jahren für den Natur- und Gewässerschutz einsetzt, war am Sonntag vor laufenden Kameras auf die Bühne gesprungen und hatte ins Mikrofon gerufen: "Ich bin für eine Klimademonstration hierher gekommen, nicht, um politische Ansichten zu hören."

Thunberg rief die Teilnehmer daraufhin auf, Ruhe zu bewahren und skandierte dann mehrfach: "Auf besetztem Land gibt es keine Klimagerechtigkeit." Sie spielte damit offenkundig auf die von Israel besetzten palästinensischen Gebiete an.

Nach einer ähnlichen Aktion im vergangenen Monat war Thunberg bereits dafür kritisiert worden, dass sie die israelischen Opfer des Massakers der Hamas vom 7. Oktober mit rund 1.200 Toten nicht gesondert erwähnt hatte. An der Klimademonstration beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter rund 85.000 Menschen; sie war damit die bisher größte derartige Demo in den Niederlanden.

Zweiter Aufreger war, dass eine Palästina-Aktivistin auf der Bühne von Thunberg das Mikrofon übernahm und rief, Israel begehe im Gazastreifen Völkermord. Die Frau namens Sara Rachdan bestätigte tags darauf auf Instagram allerdings die Darstellung der Organisatoren, dass sie gar nicht als Rednerin eingeladen war. Auch stellte sie klar, dass sie Thunberg zuvor nicht kannte.

Greta Thunberg (l) steht neben der Palästina-Aktivistin Sara Rachdan auf der Bühne.
Greta Thunberg (l) steht neben der Palästina-Aktivistin Sara Rachdan auf der Bühne. © AP

Dam sagte in dem Interview weiter, er habe Thunberg immer bewundert. "Aber wenn sie jetzt ständig über Palästina statt Klimaschutz spricht, tut das der Klimaschutzbewegung nicht gut." Wie viele andere sei er "extra für diese Demonstration nach Amsterdam gereist". Aber bei dem Protest sei es kaum um den Klimaschutz oder die Umwelt gegangen, "sondern hauptsächlich um das Palästina-Problem".

Ständig hätten Redner auf dem Podium über den Nahen Osten gesprochen; manche hätten die Stimmung gegen Israel angeheizt. "Dabei waren wir doch gekommen, um für den Klimaschutz zu protestieren." Viele Zuhörer seien so enttäuscht gewesen, dass sie weggegangen seien. Irgendwann sei er auf das Podium gestiegen, um zu sagen, "dass es hier um Klimaschutz geht und nicht um Nahost". (dpa)