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Welche Rolle spielt Scientology bei der vermissten Studentin aus Leipzig?

Seit knapp drei Jahren wird Yolanda Klug aus Leipzig vermisst. Nach einer Sondersendung von „Aktenzeichen XY“ führt eine neue Spur zur Scientology-Organisation.

Von Sven Heitkamp
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Die Leipziger Studentin Yolanda Klug ist seit drei Jahren verschwunden.
Die Leipziger Studentin Yolanda Klug ist seit drei Jahren verschwunden. © Polizei

Leipzig. Die Leipziger Studentin Yolanda Klug steigt eines Mittwochnachmittags gegen 14:15 Uhr in einen Bus und fährt von ihrer WG in der Südvorstadt zu einem schwedischen Möbelhaus am Stadtrand. Sie sagt, sie wolle ein paar Kleinigkeiten besorgen.

Bald drei Jahre ist das jetzt her, doch seither verliert sich ihre Spur. Und es gibt es immer mehr und neue Fragen – statt Antworten.

Vor wenigen Tagen widmete die neue ZDF-Sondersendung „Aktenzeichen XY... Vermisst“ Yolanda Klug einen ausführlichen Beitrag. Mit Erfolg: 58 neue Hinweise gingen binnen einer Woche bei den Ermittlern ein.

Nach Aktenzeichen XY neue Hinweise im Fall Yolanda Klug

„Es sind teils neue Hinweise, denen jetzt nachgegangen wird“, sagt der Sprecher der Leipziger Staatsanwaltschaft, Andreas Ricken. Auch weitere Ermittlungsansätze seien dabei. Neue Suchaktionen etwa mit Polizei-Hundertschaften, Hundestaffeln oder Tauchern wie schon in der Vergangenheit seien aber vorerst nicht geplant.

  • Die komplette Sendung "Aktenzeichen XY... Vermisst" vom 29. Juni 2022 in der ZDF-Mediathek.

Zuletzt hatte ein Fährtenhund der Polizei eine Spur Yolandas vom Hauptbahnhof in Halle bis auf den Campus der dortigen Kunsthochschule Burg Giebichenstein verfolgt. Dort war Yolanda tatsächlich an ihrem letzten bekannten Abend, dem 25. September 2019, für eine Kinovorführung während der „Herbstsession“ mit einer Freundin verabredet. Doch sie haben sich dort nicht mehr getroffen.

Einen weiteren Beleg, ob die damals 23-Jährige wirklich noch auf der Burg in Halle war, gibt es dafür bisher nicht. Die Polizei hofft daher besonders auf neue Hinweise von weiteren Zeugen des Abends, die Yolanda noch gesehen haben könnten oder Foto- und Videoaufnahmen davon haben, betont Polizeisprecherin Dorothea Benndorf.

Die eingeschaltete Mordkommission glaubt dabei nicht so recht an ein freiwilliges Verschwinden der Studentin. Denn die als zuverlässig geltende, lebhafte und abenteuerlustige, religiöse junge Frau hatte noch mehrere Bahnfahrkarten für die kommenden Wochen gekauft und sogar einen Flug nach Jordanien gebucht. 2019 hatte sie das Land für längere Zeit besucht und wollte wieder dorthin reisen.

Rund 8.000 Euro lagen unberührt auf ihrem Konto, ihr Pass und ihre Bahncard waren in der Wohnung und ihr Handy ließ sich nicht mehr orten. Für ein freiwilliges Verschwinden habe man bislang auch kein Motiv gefunden, so die Ermittler.

Yolandas Mutter hatte führende Rolle bei Scientology

Eine neue Spur bei dem Rätselraten führt nun allerdings zur umstrittenen Scientology-Organisation, bei der die als spirituell geltende Studentin laut ihrem Vater Peter Klug einzelne Veranstaltungen besucht haben soll.

„Wir schließen einen Zusammenhang nicht aus“, sagt Polizeisprecherin Benndorf auf Nachfrage. Medienberichte machen sogar deutlich, dass Yolandas Mutter etwa bis Anfang 2018 mehrere Jahre eine führende Rolle bei der Scientology-Sekte als Sprecherin in Zürich, Basel und Freiburg innehatte und vor wenigen Jahren ebenfalls verschwand. Ihre Spur soll in Südafrika enden.

Die Staatsanwaltschaft will sich jedoch auch auf Nachfragen nicht dazu äußern, ob sie konkrete Erkenntnisse und Kontakte zu Yolandas Mutter hat. Die Hinweise zu Scientology seien bekannt und würden geprüft, sagt Behördensprecher Ricken. Auch Polizeisprecherin Benndorf erklärt: „Wir haben die Rolle des Glaubens von Yolanda mit in unsere Ermittlungen einbezogen, insbesondere ihren Austritt bei Scientology. Im Ergebnis davon können wir sagen, dass wir einen Zusammenhang damit bis heute nicht ausschließen.“ Allerdings war Yolanda zuletzt in einer freien evangelischen Kirche aktiv.

Die junge Frau stammt aus dem Badischen und studierte an der Leipziger Hochschule HTWK Architektur. Der Vater und viele Freunde suchen seit ihrem Verschwinden nach Yolanda, traten auch in der MDR-Sendung „Kripo live“ und bei „Aktenzeichen XY auf.

Die junge Frau wurde vor 26 Jahren geboren, sie trug bei ihrem Verschwinden dunkelblondes, mittellanges Haar und ein Nasenpiercing, hat blaue Augen, ist etwa 1,65 Meter groß und hat eine athletische Gestalt. Allerdings leidet sie unter unvorhersehbaren Ohnmachtsanfällen. Einen Zusammenhang dazu mit ihrem Verschwinden hält die Polizei mittlerweile aber für sehr unwahrscheinlich.

  • Zeugen, die Yolanda noch gesehen haben, werden gebeten, sich bei der Polizeidirektion Leipzig, Telefon 0341 / 966-46666 oder bei jeder anderen Polizeidienststelle zu melden.