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Unternehmerpreis: Der Retter in der Lieferketten-Not

Vor sechs Jahren gründete Max Grünwoldt eine Logistikfirma für zeitkritische Fracht startete durch. Jetzt ist er für den Unternehmerpreis nominiert.

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Firmengründer Max Grünwoldt, Chef und Inhaber der KLG24 Logistik GmbH aus Leipzig, macht logistisch möglich, wo andere längst aufgegeben haben.
Firmengründer Max Grünwoldt, Chef und Inhaber der KLG24 Logistik GmbH aus Leipzig, macht logistisch möglich, wo andere längst aufgegeben haben. © Christian Modla

Von Andreas Dunte

Die „24“ im Firmennamen ist mit Bedacht gewählt. „24 steht für Rund um die Uhr erreichbar. Und das sieben Tage die Woche“, sagt Max Grünwoldt. Der Gründer und operative Leiter der Leipziger KLG24 Logistik GmbH hat während des Gesprächs sein Diensthandy immer im Blick. „Gerade zur Weihnachtszeit“, erklärt er, „geht hier die Post ab.“

Schnelligkeit ist das Markenzeichen seines Geschäfts. Anders als gängige Logistikunternehmen befördern die Leipziger Spezialisten zeitkritische Sendungen in kürzester Zeit von A nach B. Das könne alles sein, sagt der Gründer. Hochwertige Möbel, wichtige Ersatzteile oder ganze Komponenten für die Automobilindustrie, Blutkonserven, hochwertige Pharmazeutika, Schmuck oder auch nur ein Dokument oder Stick mit wichtigen Daten.

Zu den jüngsten Herausforderungen gehört der Transport dringend benötigter medizinischer Güter aus den USA für eine Klinik bei Skopje in Mazedonien. Grünwoldts Mitarbeiter suchten die schnellste Flugverbindung zu einem europäischen Drehkreuz. Das war Prag. Parallel liefen die Vorbereitungen für eine reibungslose Zollabwicklung, wurde ein Fahrzeug für temperaturgeführte Transporte von Pharmaprodukten gechartert, sodass die Ware in der vereinbarten Frist und ohne Unterbrechung der Kühlkette Skopje erreichte.

"Wir sind kein klassischer Logistiker"

Hauruck-Aktionen wie diese sind nicht die Ausnahme, sondern Alltag bei der KLG24 Logistik GmbH. „Wir sind kein klassischer Logistiker. Unsere Kunden kommen oft fünf Minuten vor der Angst zu uns. Dann suchen wir nach einer Lösung.“ Notfälle, Engpässe, Lieferverzug – die Leipziger finden einen Weg. Schnelligkeit und Zuverlässigkeit sei, was die Kunden wollen. Denn wenn ihre Ware nicht rechtzeitig das Ziel erreicht, geht das richtig ins Geld.

2016 hat der damals 20-Jährige die Firma zusammen mit zwei weiteren Gesellschaftern gegründet. 28 Beschäftigte sind heute an Bord. Der Jahresumsatz kletterte von anfangs wenigen Tausend auf heute rund drei Millionen Euro. Ein Bilderbuchstart.

Den Erfolg verdanke die Firma ihrer absoluten Zuverlässigkeit, erklärt Grünwoldt. „Und unseren Mitarbeitern. Sie suchen und finden Lösungen, wo andere kapitulieren.“

Zur Not werden auch Flugzeuge gechartert

Transportiert wird alles, was der Kunde will. Sind die Fahrzeuge des eigenen Fuhrparks nicht in der Nähe des Kunden, chartert man Transporter, Sattelzüge oder ganze Flotten. Wenn es gar nicht anders geht, auch Flugzeuge. Tonnenschwere Pumpensysteme eines namhaften Herstellers wurden so zuletzt nach Mexiko befördert.

Zu den spektakulären Aktionen der letzten Jahre gehörte der Transport dringend benötigter Autoersatzteile nach Johannesburg. Ohne die Teile hätten in dem Werk in Südafrika über 100 Fahrzeuge eines Auslaufmodells nicht mehr gebaut werden können. Ein Frachtflieger stand nicht zur Verfügung, deshalb verluden Grünwoldt und 20 Kuriere die Teile auf Kleintransporter, fuhren damit zum Flughafen Amsterdam und flogen per Linienflug mit der Fracht an Bord nach Südafrika. „Und das mehrfach“, sagt er. Die Fahrzeuge konnten so fertiggestellt werden.

Max Grünwoldt sprüht vor Leidenschaft, wenn er von diesen geglückten Aktionen erzählt. „Wir spielen jeden Tag Feuerwehr, und das gern“, sagt er. Dem Zufall überlasse man dabei nichts. Ist ein Teil des Teams auf dem Weg zum Kunden, arbeitet ein anderer im Hintergrund, sucht den kürzesten Fahrtweg, kontaktiert die Zollbehörden, kümmert sich um notwendige Dokumente.

Jeden Tag schnell entscheiden - der Chef liebt das

Jeden Tag neue Herausforderungen, jeden Tag schnell entscheiden. Grünwoldt liebt das. Auch in seiner Freizeit. Da steht der Fußballfan auf dem Platz und pfeift Spiele der Verbandsliga Sachsen-Anhalt. In Sekundenschnelle muss er entscheiden: Foul oder nicht, Abseits oder Tor. Wie im Fußball, sagt der junge Mann, zählt auch in der Wirtschaft Teamgeist. „Die Mannschaft ist der Star.“ Und das scheint nicht nur dahingesagt zu sein. Denn den Beschäftigten zuliebe gibt es neben Leipzig zwei Standorte in Köln/Bonn und Halberstadt. Kaum zu glauben: Aber die Filialen dort hat Grünwoldt nicht aufgebaut, um näher am Kunden zu sein, wie man vermuten könnte. Sondern um seinen Beschäftigten den Umzug nach Leipzig beziehungsweise das tägliche Pendeln zu ersparen. „Gute Mitarbeiter zu finden, ist wie ein Fünfer im Lotto“, sagt der Unternehmenslenker. In Köln und Halberstadt war ihm das Lottoglück offenbar hold.

Und was zeichnet eine gute Mitarbeiterin oder einen guten Mitarbeiter aus? Eine kaufmännische Ausbildung vorausgesetzt, sollte er oder sie flexibel denken und gut beraten können. „Schema F funktioniert bei uns nicht. Jede Anfrage ist individuell und erfordert auch solche Lösungen. Und zwar von jetzt auf gleich.“

Gelernt hat der gebürtige Dessauer Speditionskaufmann im Folienwerk in Weißandt-Gölzau in Sachsen-Anhalt, schloss die Lehre dank guter Leistungen vorzeitig ab. Danach arbeitete er bei Speditionen in Leipzig. Doch schnell merkte der junge Mann, dass es schwer ist, in großen Unternehmen eigene Ideen zu haben und sie umzusetzen. Sein Vater Steffen Grünwoldt sieht das genauso und unterstützte seinen Sohn bei der Firmengründung. Während der Senior den Geschäftsführerposten innehat, führt Junior Max das operative Geschäft.

„Eine Welt ohne Handel ist heute kaum noch vorstellbar“, sagt der 26-Jährige. Die Logistikbranche boome. Der Welthandel habe in den vergangenen Jahrzehnten ein stärkeres Wachstum hingelegt als die Weltproduktion. Als Beispiel führt er die Autoindustrie an. Sie sei Vorreiter in vielen Dingen. Notwendige Bauteile kommen heute von Zulieferern aus der ganzen Welt und müssen vor Ort sein, wenn sie gebraucht werden. Das setzt zuverlässige Lieferketten voraus. „So perfekt jedes System auch ist – mit Zunahme der Warenströme nehmen auch die Probleme entlang der Lieferketten zu. Hier kommen wir ins Spiel.“

Was will er mit einer Lagerhalle?

Diese Überlegungen gingen der Firmengründung voraus, sagt er. Dennoch wollte er nicht irgendein weiteres Transportunternehmen an den Markt bringen, sondern etwas, „worauf Kunden täglich zugreifen können, aber wissen, dass sie in guten Händen sind. Etwas Exklusives.“

Obwohl es zahlreiche Mitwettbewerber gibt, zeigt das rasante Wachstum der KLG24 Logistik GmbH, dass der Jungunternehmer auf das richtige Pferd gesetzt hat. in Zeiten von Corona, der Havarie im Suezkanal, knappen Containern und fehlenden Lkw-Fahrern sind die Dienstleistungen der Leipziger gefragter denn je.

Um weiter wachsen zu können, hat die Firma in Radefeld vor den Toren Leipzigs ein Grundstück direkt an der A14 erworben. Neben Büros und Stellflächen für den Fuhrpark plant der Firmenchef auch den Bau einer Lagerhalle. Was er damit genau vorhat, lässt er offen. Zeitkritische Fracht muss eigentlich nicht zwischengelagert werden. Ein neuer Geschäftsbereich? Max Grünwoldt zieht die Schultern hoch. „Mal sehen.“ Sprechen will er über Ideen erst, wenn daraus Greifbares geworden ist.

  • Sachsens Unternehmer des Jahres“ wird zum 17. Mal gekürt. Am Wettbewerb sind alle drei großen Tageszeitungen im Freistaat und der MDR beteiligt.
  • Der/die Sieger/in erhält „Die Träumende“ der Bildhauerin Malgorzata Chodakowska. Eine Jury entscheidet, wer die vergoldete Bronzestatue am 13. Mai 2022 in Dresdens Gläserner VW-Manufaktur bekommt. Das Kunstwerk ist 40 Kilo schwer, 1,20 Meter groß, kein Wanderpokal, und gehört dem Sieger beziehungsweise der Siegerin.
  • Bis zum 4. Februar können sich Unternehmer/innen bewerben oder auch vorgeschlagen werden.
  • Teilnahmebedingungen: mindestens zehn Mitarbeiter, 500.000 Euro Jahresumsatz, fünf Jahre aktiv, eigene Anteile am Unternehmen, das mehrheitlich in privater Hand sein muss, Sitz oder Niederlassung in Sachsen.
  • Auszeichnungskriterien: besondere Leistung 2021: z. B. neue oder erhaltene Jobs, Lehrstellen, Innovationen, Akquisitionen, Einsatz für die Region, erfolgreiche Krisenbewältigung.
  • Die Kategorie „FokusX“ würdigt den oder die beste Manager/in in Sachen Nachhaltigkeit. Dabei gibt es keine Mindestgrößen. Der Preis: ein Werbebudget von 60.000 Euro in der Sächsischen Zeitung, der Leipziger Volkszeitung und der Freien Presse.
  • Bewerber für das „Start-up des Jahres“ müssen ihre Firma im Zeitraum 2017-20 gegründet haben, eine tolle Geschäftsidee und einen überzeugenden Businessplan vorlegen.
  • Die Besten präsentieren sich je nach Coronalage bei der Gala und online. Die Zuschauer entscheiden mit. Auch diesem Champion winken Medialeistungen für 60.000 Euro.
  • „Sachsens Unternehmer des Jahres“ ist eine Initiative von Sächsischer Zeitung, Leipziger Volkszeitung, Freier Presse und MDR Sachsen sowie von Volkswagen Sachsen, Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft KPMG, LBBW und Gesundheitskasse AOK Plus.
  • Bewerbung: www.unternehmerpreis.de