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Leisniger Händler machen mobil

Der Gewerbeverein möchte mehr als Feste organisieren. Dabei schaut er über die Grenzen der Stadt, bleibt aber realistisch.

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Mathias Voigtländer engagiert sich als Unternehmer im Leisniger Gewerbe- und Verkehrsverein, übernimmt dort Verantwortung im Vorstand. Außerdem ist er als Stadtrat am Vorwärtskommen Leisnigs interessiert.
Mathias Voigtländer engagiert sich als Unternehmer im Leisniger Gewerbe- und Verkehrsverein, übernimmt dort Verantwortung im Vorstand. Außerdem ist er als Stadtrat am Vorwärtskommen Leisnigs interessiert. © Dietmar Thomas

Leisnig. Die Aktionen des Leisniger Gewerbe- und Verkehrsvereins sind aus dem Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken. Doch bei den jährlich zwei Festen, die die Händler, Handwerker und Gewerbetreibenden organisieren, soll es nicht bleiben. Unsere Zeitung sprach dazu mit Mathias Voigtländer, der im 27 Mitglieder zählenden Verein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Herr Voigtländer, was steht auf der Vorhabenliste des Vereins für 2020?

Es ist richtig, wir wollen nicht mehr nur das Maibockfest mit Sommerkino und das Weinfest auf die Beine stellen. Wir haben uns vorgenommen, Themen aufzugreifen, die auch andere Gewerbetreibende und Bürger interessieren könnten und wollen sie darüber informieren.

Was könnte das zum Beispiel sein?

Es gibt unter anderem zur Datenschutzgrundverordnung noch vieles zu sagen. Darüber hinaus auch zur Kassenverordnung. Zu der gehört nämlich weit mehr als die Regelungen zu Registrierkassen, die vor allem wegen des Bons bekannt ist, der jetzt sogar für Brötchen ausgegeben werden muss. Es gibt auch in Leisnig noch eine Reihe Händler und Gewerbetreibende, die trotz der Verordnung keine Registrierkasse haben – und unter gewissen Umständen auch keine brauchen. Darüber wollen wir aufklären.

Vor einigen Jahren hat es solche Runden schon einmal gegeben. Bis auf das Thema Zwangsunfallversicherung in Berufsgenossenschaften war die Resonanz darauf eher überschaubar. Wem wollen Sie mit dem Angebot ansprechen?

Hauptsächlich das Kleingewerbe. Die Mittelständler haben genauso wie die größeren Betriebe eigene Informationsportale oder Angebote im eigenen Haus. Wir wollen es auch nicht übertreiben und uns auf zwei bis drei Veranstaltungen im Jahr beschränken. Dazu werden wir die infrage kommenden Betriebe einladen.

Gibt es dafür schon konkretere Planungen?

Wir haben uns als erstes das Thema Digitalisierung ausgesucht. Darum und um mögliche Auswirkungen auf kleinere Unternehmen und Handwerker soll es an diesem Abend gehen. Als kompetente Gesprächspartner ist es gelungen, einen Vertreter der Handwerkskammer Chemnitz und der Technischen Universität Chemnitz zu gewinnen. Termin für diese Veranstaltung wird der 1. April sein.

Könnte sich der Aufwand dafür nicht noch mehr lohnen, wenn Sie die Gewerbetreibenden nicht nur in Leisnig, sondern im gesamten Städtebund, also auch in Hartha und Waldheim, ansprechen und einbeziehen?

Wir haben die stadtübergreifende Zusammenarbeit vor Jahren schon einmal probiert und wollen dieses Jahr einen neuen Anlauf starten. Es wäre schön, wenn wir etwas gemeinsam machen könnten und aus wenigen Leuten mehr werden, die gute Ideen umsetzen.

Und wie sieht es mit einer Zusammenarbeit mit den Städtepartnern Leisnigs aus?

Zum Weinfest am 19. September erwarten wir wieder Vertreter aus unserer ungarischen Partnerstadt Halásztelek. Möglicherweise kommen auch Gäste aus Italien. Den Kontakt zu beiden Partnerstädten auszubauen, das ist allerdings ein Ziel, das wir nur mittelfristig angehen können.

Ein Thema, das bei den Sitzungen des Gewerbevereins schon mehrfach zur Diskussion stand, ist die Förderung des Tourismus. Wie soll es auf diesem Gebiet weitergehen?

Wir als Verein unterstützen den Aufbau einer Anlaufstelle für Besucher auf dem Markt. Ähnlich wie in Döbeln sollen sich Besucher an einer digitalen Infostelle zu jeder Tages- und Nachtzeit über touristische Angebote, Übernachtungen und Gastronomie informieren können.

Dieser Wunsch steht schon länger. Was soll konkret als Nächstes passieren?

Die Kommune ist in ein Förderprogramm aufgenommen worden. In der Umsetzung wird eine neue Homepage der Stadt entstehen. Auf deren Daten wird die digitale Stadtinfo zurückgreifen. Ich hoffe, wir als Verein können da unsere Ideen einfließen lassen. 

Wir sehen das auch als Chance für die Partner wie Hoteliers und Gastronomen, die allerdings dann auch ihre Daten einpflegen müssen. Dafür muss zunächst die Infrastruktur aufgebaut werden, was aber in den nächsten Monaten passieren soll.

Kann der Verein helfen, dass nicht noch weitere Gaststätten oder Geschäfte in der Innenstadt schließen?

Das ist schwierig. Wir können Ratschläge geben. Ob ein Händler die annimmt, ist jedem seine Sache. Außerdem haben auch die Kunden da ein ganz großes Wörtchen mitzureden: Ob sich etwas etabliert, darüber entscheiden die Kunden. Läden wie Gaststätten können nur überleben, wenn auch Leute hingehen.

Als Nächstes stehen das Maibockfest am 16. Mai und am Abend vorher das Sommerkino an. Bleibt es bei dem Konzept, zwei Tage zu nutzen, obwohl das für die relativ wenigen Vereinsmitglieder durchaus ein Kraftakt ist?

Ja, daran wollen wir vorerst festhalten. Auf jeden Fall in diesem und im nächsten Jahr, dann gibt es die Veranstaltung zum zehnten Mal. Wir sind sicher, dass wir für die Filme wieder Sponsoren finden, ohne die sich der Kinoabend nicht rechnet. Auch von den Brauereien bleiben wir bei Frenzel aus Bautzen und Kräcker aus Frohburg. Unterhalten sollen „Die Unkomplizierten“ sowie „Daily Cool“.

Die Arbeit im Verein auf mehr Schultern als die von zwölf bis 13 aktiven Mitgliedern zu verteilen, scheint angesichts neuer Aufgaben sinnvoll. Wie sieht es mit Zuwachs aus?

Es ist schwer, Mitglieder zu finden. Doch dieses Problem hat wohl generell jeder Verein, jede Partei. Trotzdem: Aufgeben ist keine Option für uns!

Das Gespräch führte: Heike Heisig