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Corona: Wer sind die Autokorso-Protestler?

Die Löbauer Peter Petschel und Corina Lehmitz sind zwei der Teilnehmer. Hier erzählen sie über ihre Beweggründe.

Von Constanze Junghanß
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Sie waren beim Autokorso dabei: Durch die Corona-Pandemie steht die Firma von Peter Peschel vor dem Aus. Mit Corina Lehmitz ist er befreundet. Sie nimmt die Medien-Infos nicht 1:1 hin.
Sie waren beim Autokorso dabei: Durch die Corona-Pandemie steht die Firma von Peter Peschel vor dem Aus. Mit Corina Lehmitz ist er befreundet. Sie nimmt die Medien-Infos nicht 1:1 hin. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Am zweiten Protest-Autokorso unter dem Motto "Freiheitliche Grundrechte bewahren" haben 165 Fahrzeuge teilgenommen. Was bewegt Menschen, da mitzumachen – zumal der Protest nicht unumstritten ist? Die SZ hat mit zwei Teilnehmern gesprochen, die ihre Sorgen und Sicht auf die aktuelle Situation schildern.

Einer ist Peter Petschel. Der Löbauer Meister für Veranstaltungstechnik hat schon mit zahlreichen bekannten Künstlern zu tun gehabt. Helge Schneider, Udo Jürgens, Christina Stürmer und viele mehr gehören dazu. Hinter der Bühne ist er der Mann für Licht und Ton, seine Firma die "Technologie for Sound & Light". Nun steht die Firma vor dem Aus. Der 52-Jährige musste kürzlich Arbeitslosengeld II beantragen, hält sich mit kleinen Gelegenheitsjobs im handwerklichen Bereich und Unterstützung von Freunden mehr schlecht als recht über Wasser.

Dabei war Peter Petschel vor nicht allzu langer Zeit noch international unterwegs gewesen, entschloss sich erst voriges Jahr, aus familiären Gründen verstärkt wieder in seiner Heimatregion Fuß zu fassen. Das war im Februar 2020. Kurz danach begann der erste Lockdown. Peter Petschel brachen die Aufträge weg. Die Sorge um die berufliche Zukunft war bereits im Frühjahr groß. Petschel beteiligte sich wie Tausende andere an der "Night of Light" - einem künstlerisch umgesetzten Aufschrei der Veranstaltungsbranche deutschlandweit. In zahlreichen Städten wurden dafür bekannte Bauwerke stundenweise in rotes Licht gehüllt, um auf die Nöte der Branche aufmerksam zu machen. Peter Petschel tauchte den Gusseisernen Turm in Löbau für einige Stunden in rotes Licht.

Politik soll Sorgen wahrnehmen

Der zweite Lockdown brach ihm beruflich das Genick. "Ich hänge an meinem Job, habe den mir als Soloselbstständiger 30 Jahre lang aufgebaut", sagt er. Und ist fassungslos, dass sein Lebenswerk nun den Bach herunter geht. Irgendwo mussten die Nöte und Probleme ein Ventil finden, sagt er. Mit der Teilnahme am Protest-Konvoi erhofft er sich, "dass die Politik unsere Sorgen wahrnimmt". 330 Teilnehmer waren das beim zweiten Mal gewesen, die über die Bundesstraßen 99 und 96 von Görlitz über Zittau bis nach Bautzen fuhren. In den sozialen Netzwerken gab es teils Zuspruch, teils Kritik. So wurde der Vorwurf laut, es handele sich um "Querdenker", "Corona-Leugner" oder Teilnehmer, die vor allem politisch rechts tickten.

Diese Vorwürfe sind Peter Petschel bekannt. Er sagt: "Ich leugne Corona keinesfalls, finde einige der Regeln durchaus sinnvoll und sehe mich weder als politisch rechts, noch als politisch links." Mit den Reichsflaggen-Schwenkern an der B96 möchte er sich nicht identifizieren. In einer Demokratie gebe es Meinungen, die rechts und links abdrifteten. "Man muss andere Meinungen auch zulassen", sagt er. Ihm geht es bei seiner Teilnahme darum, dass sich die Lebenssituation für diejenigen ändert, "die unter dem Lockdown leiden". Was er nicht verstünde sei zum Beispiel, dass trotz der Hygienekonzepte, die in der Kultur-, Gastronomie- und anderer Branchen umgesetzt wurden, bisher keine Lockerungen erfolgten. Zwar gab es für ihn 9.000 Euro Soforthilfe. Doch die hätten nicht gereicht. „An die großen Firmen wird politisch gedacht. Für die kleinen Unternehmen gibt es keine zufriedenstellenden Lösungen“, sagt er.

Medien verbreiten Angst und Panik

Corina Lehmitz, mit der der Löbauer befreundet ist, arbeitet in einer Arztpraxis. Auch sie hat am Autokorso teilgenommen. "Ich leugne Corona nicht, nehme aber die Informationen in den offiziellen Medien zu dem Virus nicht 1:1 so hin", sagt sie. Corina Lehmitz erzählt, dass sie sich anderweitig informiert – im Internet und beim Statistischen Bundesamt. Da rechnet sie die Zahlen der Corona-Infizierten in Prozente um. Das würde sie sich von Fernsehen und Zeitungen ebenfalls wünschen. "Da sieht die Statistik anders aus – den Zahlen wäre der Schrecken genommen", findet sie. Ihr gefalle nicht, "wie Medien Angst und Panik hinsichtlich Corona verbreiten". Vor allem Ältere würden dadurch verunsichert.

Sie protestiert auch, weil es in ihren Augen wichtig gewesen wäre, die Bewohner vor allem in den Pflegeheimen zu schützen. Dass nun andere Branchen und die Schulen schlossen, findet die Löbauerin nicht in Ordnung. Auch der Umgang von einigen Schulen während der Schließung mit den Schülern sei nicht optimal. Da müsste es einen besseren Draht zu den Schülern seitens der Schulen geben. "Ich bekomme in der aktuellen Situation Zukunftsangst – auch um die Zukunft der Kinder", sagt Corina Lehmitz. Der Autokorso sei für sie die Möglichkeit, nicht zu Hause zu sitzen und abzuwarten, sondern ihren Sorgen und ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Sie hofft, dass Politiker auf diese Protestform aufmerksam werden. Und die Reichsflaggen-Hisser an der B96, an denen sie unterwegs vorbei kommen? "Politisch bin ich neutral und will denen keinen Stempel aufdrücken", sagt sie.

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