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Hat Bernstadt ein Corona-Loch in der Kasse?

Der Kämmerer hat eine erste Bilanz gezogen - mit guten und schlechten Nachrichten. Auch beim Personal wird es in der Verwaltung zunehmend eng.

Von Anja Beutler
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Bernstadt hat bislang immer solide gewirtschaftet. Das hilft jetzt in Corona-Zeiten.
Bernstadt hat bislang immer solide gewirtschaftet. Das hilft jetzt in Corona-Zeiten. © Archivfoto: Rafael Sampedro/www.foto-sampedro.de

Dass Kämmerer einer Gemeinde zu sein in Zeiten von Corona nicht gerade ein Vergnügen ist, war Bernstadts Finanzchef Tommy Liebig anzumerken. Zu viele unbekannte Variablen, zu viele Schätz-Zahlen, zu viele unsichere Wirtschaftsaussichten. Verlässliches Planen ist kaum möglich - eher ein Fahren auf Sicht. Dennoch hat Liebig im Stadtrat eine solide Momentaufnahme gegeben und auch einen vorsichtigen Blick in die Zukunft gewagt. Dabei war erstmals auch absehbar, ob und mit welchem Corona-Loch im Stadtsäckel gerechnet werden muss.

Im Kern steht dabei eine gute Nachricht: "Bisher ist Bernstadt noch nicht an der finanziellen Grenze, aber der Spielraum engt sich auf längere Sicht ein." Warum das so ist, erklärte der Kämmerer auf SZ-Nachfrage: Zwar habe Bernstadt in den Sparstrumpf greifen und einen sechs- bis siebenstelligen Betrag ungeplant verwenden müssen. Aber die Hilfsgelder von Land und Bund haben der Stadt "erheblich geholfen", betont er. Sonst sähe es um die Finanzlage der Stadt deutlich schlechter aus. Das Gesamtergebnis ist zum Halbjahr sogar besser als geplant.

Gewerbesteuer bleibt großes Fragezeichen

Was Tommy Liebig allerdings Sorgen macht, sind unter anderem die Gewerbesteuereinnahmen. Abgesehen davon, dass unklar ist, wie die zwei bis drei Monate Lockdown mit kompletter Kurzarbeit sich auf die Firmen in der Stadt auswirken, sieht der Kämmerer auch die Folgen von Materialknappheit und Lieferschwierigkeiten vor allem beim Bau mit Sorge. "Wir wissen, dass viele ihre Vorhaben deswegen auch verschieben, das hat dann auch Folgen für unsere Unternehmen", skizziert er. Selbst wenn Birkenstock, das größte Unternehmen im Ort, das auch zu den wichtigen Steuerzahlern gehört, selbst davon berichtet, sehr gut durch das Pandemie-Jahr gekommen zu sein, kann es also bei den kleineren Firmen zu langfristigen Verwerfungen kommen, die dann ebenso negative Auswirkungen haben können.

Erfreulich ist jedoch, dass Bernstadts eigene Vorhaben alle gut vorankommen, keines auf die lange Bank geschoben werden musste, bestätigt Bernstadts Finanzchef. So konnte der Neubau der Baldauf-Brücke dieser Tage erfolgreich fertiggestellt werden - auch das sei nur dank der Hilfsgelder von Bund und Land so reibungslos verlaufen, erklärt Liebig.

Zu wenig Personal für zu viele Aufgaben

Dennoch muss die Stadt noch mehr mit ihren Kräften haushalten - vor allem im Personalbereich. So gibt Bernstadt jetzt die Lohnabrechnung für die Mitarbeiter der Stadt und für Schönau-Berzdorf an den kommunalen Versorgungsverband ab. Wie an ein externes Lohnsteuerbüro, dass Bernstadt als Mitglied dieses Verbandes in Anspruch nehmen kann ohne immer wieder diese Leistung auszuschreiben.

Damit schaufelt sich die Verwaltung ein Stück weit frei, um die Aufgaben, die direkt die Bürger betreffen, besser erledigen zu können - vor allem im Fall von Urlaub und Krankheit. "Wir sind nicht mehr und nicht weniger Personal geworden, aber die Aufgaben sind vielfältiger und komplexer - beispielsweise bei Fördermittelanträgen oder -abrechnung", sagt Bürgermeister Markus Weise (Kemnitzer Liste), der persönlich mehr davon hält, Kommunen pauschal mehr Gelder auszuzahlen, damit sie mehr Spielraum haben. Ob noch weitere Aufgaben auf diese Weise ausgegliedert werden können, ist noch nicht absehbar.