SZ + Löbau
Merken

Löbau/Zittau: Darum ist die Hausversicherung so teuer geworden

Das zweite Jahr in Folge steigen die Gebäudeversicherungen heftig. Woran das liegt, wer alles betroffen ist und was man dagegen tun kann.

Von Anja Beutler
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Regelmäßig die Versicherungen vergleichen und prüfen - gerade bei den derzeit stark steigenden Gebäudeversicherungen wichtig.
Regelmäßig die Versicherungen vergleichen und prüfen - gerade bei den derzeit stark steigenden Gebäudeversicherungen wichtig. © dpa

Beim Blick auf die 2024er-Rechnung der Wohngebäudeversicherung seines geräumigen Zittauer Einfamilienhauses hat den SZ-Leser jüngst beinahe der Schlag getroffen: Über 60 Euro mehr als im vergangenen Jahr - dabei waren es 2023 schon 556 Euro insgesamt - stellt die Allianz dem Zittauer jetzt in Rechnung. Und auch 2023 hatte es bereits einen satten Aufschlag von knapp 75 Euro gegeben. Das sind Steigerungsraten von über 13 und knapp zehn Prozent in den vergangenen Jahren. "Wahnsinn: Wir müssen innerhalb von zwei Jahren ein Fünftel mehr zahlen", kommentiert der Eigenheimbesitzer.

In der Tat ist er nicht der einzige, der über die enorm gestiegenen Kosten für die Gebäudeversicherung stöhnt: Eine andere Zittauer Familie berichtet ebenso, dass ihre Allianz-Police erneut um mehr als 13 Prozent gestiegen sei. Im Oberland errechneten SZ-Leser, dass die Prämie für ihr Häuschen in diesem Jahr 120 Euro teurer geworden sei. Betroffen sind aber nicht nur Einfamilienhaus-Besitzer, wie ein Beispiel aus Görlitz zeigt: Bei einem Mehrfamilienhaus in der Innenstadt steigt die Wohngebäude-Police in diesem Jahr auf knapp 960 Euro. Immerhin ist der Anstieg, den in diesem Fall die Domcura-Versicherung ansetzt, "nur" sieben Prozent. Im Vorjahr lag er mit einer Erhöhung von reichlich neun Prozent ebenfalls im gemäßigten Bereich.

Was sind die Gründe für den großen Anstieg?

Es ist vor allem ein Grund: die Teuerung bei den Baukosten. Denn vom sogenannten Baupreisindex hängt in der Gebäudeversicherung sehr viel ab. Kein Wunder, muss eine Versicherung im Ernstfall bei einem Hausbrand dem Versicherten doch einen Neubau finanzieren. Steigen die Baupreise, steigen also auch die Kosten im Schadensfall für die Versicherung - und das auch schon bei "kleineren" Schäden. Deshalb sind die allermeisten Versicherungen mit einem "gleitenden Neuwertfaktor" abgeschlossen, der diese steigenden Baukosten einpreist. Er liegt dieses Jahr laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bei 7,5 Prozent - etwa halb so hoch wie im Rekordjahr 2023.

Zum Vergleich: Laut GDV liegt das langfristige Mittel des Neuwertfaktors bei 4,3 Prozent pro Jahr. Dass bei vielen Versicherungen die Erhöhung noch weitaus höher als die 7,5 Prozent ausfällt, liegt daran, was in die Kalkulation weiterhin einfließt. Nicht zuletzt, berichtete jüngst das "Handelsblatt", schaut die Finanzaufsicht Bafin genau hin, dass die Versicherungen ausreichend Deckung vorweisen - und verpflichtet zum Teil zu größeren Rückstellungen.

Gibt es weitere - regionale - Einflüsse?

Selbstverständlich spielen bei der Gebäudeversicherung "Gebäudegröße, das Baujahr, die Bauart, die geografische Lage und der Umfang des Versicherungsschutzes" eine wesentliche Rolle, betont Dirk Brandt, Sprecher von Generali in Deutschland. Damit ist klar: Nicht bei jedem Versicherten steigt die Police gleich stark an. Das betont auch Allianz-Sprecherin Sabine Schaffrath: "Aufgrund der unterschiedlichen Tarifgenerationen sowie Deckungskonzepte können wir Ihnen keine pauschale oder prozentuale Erhöhung nennen, da diese sehr individuell ist." Ute Andrä von der Sparkassen-Versicherung Sachsen präzisiert in diesem Zusammenhang die regionalen Einflüsse: "Es gibt regionale Einstufungen nach Grundgefahren - Feuer, Leitungswasser, Sturm und Hagel - über die Postleitzahl", erklärt sie. Dabei haben die Ostdeutschen einen Vorteil: Da hier nach der Wende viel Infrastruktur - wie eben Wasserleitungen - modernisiert worden sind, werden die hiesigen Regionen in der Regel in günstigeren Tarifklassen eingestuft.

Eigentümer, Mieter - wer ist betroffen?

Im Grunde alle, die in einem versicherten Gebäude wohnen. Denn Vermieter legen steigende Versicherungskosten als Betriebskosten auf die Miete um. Und dennoch müssen und mussten zuletzt nicht alle Großvermieter mehr Versicherungskosten berechnen: So hat die Wohnungsgenossenschaft in der Oberlausitz (WGO), die in und um Löbau und Zittau sowie auch im Norden des Kreises vermietet, nach der Ankündigung massiver Steigerungen den Anbieter gewechselt und "so tatsächlich einen Preisanstieg komplett verhindert", sagt Vorstand Karsten Görlach. Solche Anbieter-Prüfungen sind auch bei der Wohnungsverwaltung und Bau GmbH Löbau (Wobau) in regelmäßigen Abständen üblich. 2023 musste die Wobau aber höhere Preise umlegen - je nach Wohnfläche. "Vorhandene und nicht vorhandene Mietparteien haben keinen Einfluss auf die einzelnen Umlagen", betont Wobau-Geschäftsführerin Anja Eckmann. Wie das in diesem Jahr sein wird, kann sie noch nicht sagen - noch fehlten die neuen Zahlen der Versicherung.

Können Verbraucher etwas gegen Kostensteigerungen tun?

Hausbesitzer können das, sagt Fabian Herbolzheimer. Er ist Referent für Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Sachsen. Er rät dazu, immer wieder die Anbieter zu vergleichen: "Gerade bei Gebäudeversicherungen gibt es wahnsinnige Unterschiede - für ein und dasselbe Haus schwankt das teilweise bis zu 100 Euro", erklärt er. Ohnehin sei es sinnvoll, immer wieder zu schauen, ob neue Policen mehr bieten, weil sie vielleicht Dinge, die vor Jahren extra mitversichert worden sind, jetzt automatisch beinhalten: "Alte Policen sind nicht immer besser", sagt er. Wenn man partout nicht wechseln will, gibt es kleinere Stellschrauben: "Einen Selbstbehalt vereinbaren, kleinere Schäden generell selbst bezahlen und nicht immer die Versicherung in Anspruch nehmen oder auch von monatlicher auf jährliche Zahlung umstellen", zählt er auf, "kann durchaus etwas bringen."