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Wegen Sanierung abgesoffen

Beim Neubau des Löbauer Bahnsteigdachs kommt es zu Wasserschäden im Bahnhof. Eigentümer Wolfram Zylla muss deshalb sein Bahnhofskiosk-Projekt aufgeben.

Von Markus van Appeldorn
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Bauleiter Uwe Sickert zeigt einen der Wasserschäden an der Bahnhofsfassade, der sich bis ins Innere zieht.
Bauleiter Uwe Sickert zeigt einen der Wasserschäden an der Bahnhofsfassade, der sich bis ins Innere zieht. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Von außen ist der Bahnhof Löbau gleisseitig bald wieder komplett. Die denkmalgerechte Sanierung des historischen Bahnsteigdaches ist beinahe abgeschlossen, wird Anfang Juni fertig sein. Doch einer ist mit dieser Sanierung gar nicht glücklich und fühlt sich durch Fehler während der Bauarbeiten schwer geschädigt - nämlich Wolfram Zylla, der Eigentümer des Bahnhofsgebäudes. Er ist überzeugt, dass die Bauarbeiten für einen Wasserschaden an der Fassade und im Innenraum verantwortlich sind.

"Die haben die komplette Fassade zerstört", sagt Wolfram Zylla. Ihm gehört das Bahnhofsgebäude, der Bahnsteig selbst jedoch der Bahn. Und an einigen Stellen ist das auch gut zu sehen. Am Fuß der Fassade ist der Granitstein durchnässt und der Putz abgeplatzt - der erst vor einigen Jahren neu aufgetragen worden war. Zylla erklärt auch die Ursache für diesen Schaden: "Regen und Schmelzwasser sind von zwei Dachabschnitten komplett über die Fassade abgelaufen. Und unten an der Fassade hat sich das Wasser gestaut und ist auch durch einen Türspalt ins Innere gelaufen", erklärt er. Früher sei dieses Wasser über das Bahnsteigdach abgelaufen. Doch das war über Monate hinweg abgebaut. Dazu kommt: Weil der Bahnsteig zum Gebäude hin geneigt ist, floss wegen der lange fehlenden Überdachung zusätzliches Stauwasser dorthin. Kurz vor der Fassade ist im Boden zwar eine Wasserablaufrinne eingelassen, aber die wurde seit Jahren nicht gereinigt und ist völlig zugesetzt, kann daher keine großen Wassermengen abführen.

Kiosk-Projekt geplatzt

Wolfram Zylla ist überzeugt, dass diese Gefahr von der ausführenden Baufirma hätte erkannt werden müssen und auch leicht hätte beseitigt werden können - durch Anbringen einer einfachen provisorischen Regenrinne an der Dachkante, damit das Wasser nicht an der Fassade herunterprasselt. Doch genau das war unterblieben - sogar auf Anweisung des für die Sanierung zuständigen Projektleiters der Bahn.

Mögen diese äußerlichen Putzschäden an der Fassade leicht zu behebende Kosmetikschäden sein, sind die Folgen im Inneren des Bahnhofsgebäudes weit ärgerlicher - denn die Nässe hat das Mauerwerk bis dort durchzogen. Und das genau auch an einer Stelle, an der Zylla mit den Trockenbauarbeiten zur Einrichtung eines Kiosks weit fortgeschritten war. Weil der Kiosk neben dem Bahnhof schon seit Langem geschlossen hat, wollte Zylla damit den Bahnhof ein Stück weit wiederbeleben und Reisenden Snacks oder Getränke anbieten. "Ich hatte schon einen Betreiber gefunden", sagt Zylla, im März hätte die Eröffnung sein sollen. Doch wegen einer durchfeuchteten Wand konnte er die Bauarbeiten nicht abschließen. "Der Betreiber ist dann natürlich wieder abgesprungen", sagt Zylla.

Wegen der Nässe im Inneren muss Bauleiter Uwe Sickert die Ausbauarbeiten für den Bahnhofskiosk längere Zeit aussetzen.
Wegen der Nässe im Inneren muss Bauleiter Uwe Sickert die Ausbauarbeiten für den Bahnhofskiosk längere Zeit aussetzen. © Rafael Sampedro (4), Matthias Weber Archiv (1)
Auch an anderen Stellen hat die Feuchtigkeit den Putz abplatzen lassen.
Auch an anderen Stellen hat die Feuchtigkeit den Putz abplatzen lassen. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Diese vergrößerten Aufnahmen für die Querträger des Bahnsteigdachs sorgten sogar für einen Baustopp.
Diese vergrößerten Aufnahmen für die Querträger des Bahnsteigdachs sorgten sogar für einen Baustopp. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Das Bahnsteigdach ist beinahe fertiggestellt.
Das Bahnsteigdach ist beinahe fertiggestellt. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Dem Investor Wolfram Zylla gehören außer dem Bahnhof noch weitere Gebäude in Löbau.
Dem Investor Wolfram Zylla gehören außer dem Bahnhof noch weitere Gebäude in Löbau. © Matthias Weber Archiv

Bahn gibt Versäumnisse zu

Und das ist nicht das Einzige, was Zylla ärgert. "Ich habe erst im März zufällig erfahren, dass die da überhaupt bauen. Die haben mit der Bahnsteigsanierung begonnen, ohne mich als Eigentümer überhaupt zu informieren", sagt er. Wegen der Corona-Pandemie hatte Zylla sein in Löbau tätiges eigenes Bauteam in eine Pause geschickt. Erst als sein Bauleiter Uwe Sickert zufällig mal zum Bahnhof kam, habe der den Beginn der Bauarbeiten entdeckt - und mehr: "Die haben mir da 40 Zentimeter tiefe Löcher in die Fassade gekloppt, da will ich schon vorher gefragt werden", sagt er. Diese "Löcher" waren zwar schon vorher da, wurden aber vergrößert. Sie dienen zur Aufnahme der stählernen Querträger des Bahnsteigdaches, das sich so an der Fassade abstützt.

Die Erweiterung dieser Öffnungen war indes nicht unproblematisch. "Für diese Maßnahme fehlte der nötige Wärmeschutznachweis und auch eine Statikprüfung", sagt Zyllas Bauleiter Uwe Sickert. Zyllas Architekt habe deswegen damals auch einen kurzen Baustopp erwirkt, bis die nötigen Unterlagen nachgereicht worden waren.

Der zuständige Projektleiter der Bahn gibt bei einem Treffen am Bahnhof am Donnerstag, 20. Mai, gegenüber SZ zu, dass die Kommunikation mit Wolfram Zylla als Eigentümer zu Beginn der Bauarbeiten nicht optimal verlaufen sei. Er hält es nicht für ausgeschlossen, dass tatsächlich diese fehlende Dachrinne in Verbindung mit dem hohen Schmelzwasseraufkommen im vergangenen Winter zu dem Wasserschaden geführt hatte. "Es war mal angedacht, eine solche Dachrinne zu installieren", sagt er und: "Das habe ich dann aber verworfen, weil so eine Fassade ja dicht sein sollte, wenn Wasser an ihr herunterrinnt." Die Gefahr, dass sich am Fassadenfuß dann große Mengen Wasser stauen könnten, habe er tatsächlich nicht bedacht. "Und diese Regenrinne im Boden ist wohl wirklich lange nicht gesäubert worden", sagt er.

Der Bahn-Projektleiter zeigte sich bei der Ortsbegehung entgegenkommend. "Wir werden eine Lösung finden", sagte er. Möglicherweise dadurch, dass die von der Bahn beauftragte Firma die Schäden beheben wird. Eines jedoch würde das so schnell nicht zurückbringen: einen neuen Pächter für den Kiosk. "Und bis das Mauerwerk ausgetrocknet ist und wir fertig bauen können, ist der Sommer rum", sagt Zyllas Bauleiter Sickert.

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