SZ + Löbau
Merken

"Die Kottmarbaude ist eine Lebensaufgabe"

Ein junger Unternehmer aus Dresden hat die Bergbaude gekauft. Wer er ist und was er jetzt auf dem Berg vorhat.

Von Romy Altmann-Kuehr
 6 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Justus-Konrad Flade hat die Kottmarbaude gekauft und möchte sie wieder beleben. Dazu gehört auch der Aussichtsturm.
Justus-Konrad Flade hat die Kottmarbaude gekauft und möchte sie wieder beleben. Dazu gehört auch der Aussichtsturm. © R. Altmann-Kühr

Die Sonne strahlt, der Kottmarwald - beziehungsweise das, was nach dem Borkenkäferschaden davon übrig ist - rauscht leise im Wind, Vögel zwitschern. Entspannt blinzelt Justus-Konrad Flade in die Frühlingssonne. "Ich liebe es, in der Natur zu sein", sagt er. Die Naturverbundenheit war es auch, die ihn hierher gebracht hat, auf den Kottmar. Und hier hat er ein Kleinod gefunden, das ihn auf Anhieb begeistert hat - und gleichzeitig auch seinen Unternehmergeist ansprach: die Kottmarbaude. Die hat er vor Kurzem von der Stadt Löbau gekauft und möchte sie nun wieder beleben.

Auf die Kottmarbaude ist der Wahl-Dresdner schon vor rund einem Jahr gestoßen. Gebürtig stammt er aus dem Vogtland, aufgewachsen ist er im Thüringer Wald und heute öfter in der Oberlausitz unterwegs. Ihm gefällt die Gegend und er hat auch Verwandtschaft hier. Bei einem der Ausflüge in die Natur war er auch auf dem Kottmar unterwegs. Er entdeckte die verwaiste Baude. "Ich habe gleich das Gefühl gehabt: Da geht was", erzählt der 32-Jährige. Mit etwas Recherche fand er heraus, dass die Baude zu haben ist. Als dann die Ausschreibung der Stadt Löbau öffentlich wurde, reichte er seine Bewerbung ein - und erhielt den Zuschlag.

Sanierung soll in vier Jahren fertig sein

Vor inzwischen 14 Jahren sind die letzten Gäste hier bewirtet worden. 2008 zog sich die damalige Wirtsfamilie vom Kottmar zurück. Welche Pläne hat Justus-Konrad Flade nun mit der verwaisten Baude? Gastronomie und auch Übernachtungsmöglichkeiten soll es laut Flades Konzept künftig wieder geben - so wie es früher auf dem Kottmar war. Eine Bergwirtschaft für Wanderer stellt er sich vor, die Menschen sollen wieder ein schönes Ziel auf dem Kottmar haben. Er setzt aber auch auf überregionale Gäste. Besucher von weiter weg sollen sagen: "Ein Besuch auf dem Kottmar lohnt sich." Auch aus diesem Grund wird es nicht ohne Beherbergung gehen. "Das Bettenhaus bleibt stehen. Es wird natürlich saniert." Das hat aber auch finanzielle Gründe. Allein von der Gastronomie könne sich das Ganze nicht tragen, sagt Flade.

Zuerst geht's jetzt an die Planung und Sanierung. Das Gebäude-Ensemble soll insgesamt möglichst erhalten bleiben. Ein Jahr, schätzt er, wird es dauern, bis alles geklärt ist und tatsächlich Bauarbeiten starten können. Er rechnet mit Kosten von rund 1,8 Millionen Euro. In vier Jahren will er fertig sein. Zunächst wird er in die Notsicherung investieren, damit keine zusätzlichen Schäden entstehen. "Wider Erwarten ist das Objekt aber doch in einem soliden Zustand", sagt Flade. Nur am Hauptgebäude gebe es einige Schäden.

Viel Klärungsbedarf besteht dennoch, um die Baude nach heutigen Anforderungen betreiben zu können. Zu- und Abwasser auf den Berg ist so eine Herausforderung. Einige Gespräche dazu habe er schon geführt, berichtet er, aber noch keine richtige Lösung gefunden. "Ich suche noch ein Ingenieurbüro, das sich der Sache annehmen möchte."

Für den Betrieb der Gastronomie wird Flade einen Partner suchen. Es gebe auch schon Interessenten für den Baudenbetrieb, erklärt er. "Ich werde aber in jedem Fall meine Ideen und Vorstellungen für die Gastronomie mit einfließen lassen." Er selbst wird sich hauptsächlich um die baulichen Angelegenheiten kümmern. Damit hat er Erfahrung. Flade arbeitet in Dresden als Projektentwickler im Immobilienbereich. Auch in der Region, beispielsweise in Zittau, hat er schon einige Projekte betreut. Brachflächenmanagement- und Entwicklung ist sein Spezialgebiet. "Da bin ich ja hier genau richtig", scherzt er mit Blick auf die lange verwaiste Baude. Er betont aber, dass er die Baude als Privatperson gekauft hat.

So sieht es an Baude und Turm aus

Vom Turm aus bietet sich ein toller Rundumblick auf das Bergland. Derzeit ist der Turm aber für die Öffentlichkeit gesperrt. Der neue Besitzer will auch ihn wieder begehbar machen.
Vom Turm aus bietet sich ein toller Rundumblick auf das Bergland. Derzeit ist der Turm aber für die Öffentlichkeit gesperrt. Der neue Besitzer will auch ihn wieder begehbar machen. © privat
Das Bauden-Ensemble soll weitestgehend erhalten bleiben - auch mit dem Bettenhaus (vorn).
Das Bauden-Ensemble soll weitestgehend erhalten bleiben - auch mit dem Bettenhaus (vorn). © privat
Hier hing ein Brauereischild. Das ist inzwischen verschwunden. Der Eigentümer ist dankbar für Hinweise zum Verbleib.
Hier hing ein Brauereischild. Das ist inzwischen verschwunden. Der Eigentümer ist dankbar für Hinweise zum Verbleib. © R. Altmann-Kühr
So hat das Schild ausgesehen.
So hat das Schild ausgesehen. © privat
Von der Kupferplatte auf der Turmbrüstung, die Orte und Berge in der Umgebung beschreibt, fehlen zwei Teile. Auch hier würde der Besitzer gern wissen: Wo sind die abgeblieben?
Von der Kupferplatte auf der Turmbrüstung, die Orte und Berge in der Umgebung beschreibt, fehlen zwei Teile. Auch hier würde der Besitzer gern wissen: Wo sind die abgeblieben? © privat

Für ihn sei die Kottmarbaude keinesfalls ein Spekulationsobjekt, sondern eine Herzensangelegenheit, sagt Flade. "Ich sehe das als Lebensaufgabe. Ich will hier etwas aufbauen." Mit der Historie der Baude hat er sich schon eingehend beschäftigt und auch bereits Gespräche mit der Denkmalschutzbehörde gehabt. Er blickt der Zusammenarbeit zuversichtlich entgegen. "Man muss sich natürlich einigen, welche Variante man als historisches Vorbild annimmt", sagt Flade. Denn vieles sei schon nicht mehr original, über die Jahrzehnte und Jahrhunderte sei vieles an- und umgebaut worden. So gebe es historische Bilder, auf denen die Baude mit Schiefern verkleidet ist und es gibt alte Fotos ohne Schiefer.

Auch den Aussichtsturm will der neue Besitzer auf Vordermann bringen, sodass er wieder begehbar ist. Derzeit ist er aus Sicherheitsgründen für die Öffentlichkeit gesperrt, die Tür fest verriegelt. "Die Krone muss auf jeden Fall erneuert werden", hat Flade schon festgestellt. Dort bröckelt es an allen Ecken.

Schild und Tafel weg - Hinweise gesucht

Justus-Konrad Flade sucht Kontakt zu den Kottmar-Bewohnern. Er ist überzeugt: "Ohne die Menschen vor Ort geht es nicht. Sie müssen Lust darauf haben, dass hier was Neues entsteht und das auch unterstützen." Er hat schon Kinder von ehemaligen Baudenbetreibern getroffen und viele Geschichten von früher gehört. Und er hat auch gleich eine Aufgabe für die Einwohner: Einige Teile von Turm und Baude sind in den letzten Jahren offenbar verschwunden. Zum Beispiel zwei Stücken der Kupferplatte, die rund um die Aussichtsplattform auf der Brüstung befestigt ist. Dort sind die Namen der Orte und Berge in der Umgebung vermerkt, die man von oben sehen kann. Nun will er wissen, wo die Platten abgeblieben sind. "Wenn jemand das hat mitgehen lassen, kann er es ja einfach auf dem Gelände wieder hinstellen", sagt der Baudenbesitzer. Ebenfalls fehlt ein kunstvoll geschmiedetes Brauerei-Werbeschild von Münch Bräu Eibau. Das hing an der Ecke der Baude, gleich bei der Treppe zum Eingang. Flade erhofft sich Hinweise, wo das Schild - und vor allem der Schmiedeeiserne Ausleger oder Wandarm - hingekommen sein könnte. Auch sonst freut er sich über jegliche Informationen und Dokumente rund um die Baude.

Kontakt für alle Hinweise rund um die Kottmarbaude: [email protected]