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Willkommen auf dem Lerchenberghof!

Nach drei Jahren Bauzeit ist das Riesenprojekt eines Ehepaares aus Eibau fast fertig: Ein Vier-Sterne-Ferienhof ist im Ort entstanden. Was sie aus einem baufälligen Bauernhaus gemacht haben.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Kerstin und Peer Lehmann
haben den Lerchenberghof ausgebaut.
Kerstin und Peer Lehmann haben den Lerchenberghof ausgebaut. © Matthias Weber/photoweber.de

Ja, das ist tatsächlich dieselbe Ansicht - man mag es kaum glauben, wenn man vom Ebersbacher Weg aus auf das große Faktorenhaus mit der Hausnummer 22 schaut. Das Gebäude ist fast nicht wiederzuerkennen.

Zwischen den Bildern liegen rund drei Jahre. Und jede Menge Arbeit. Nun ist es nahezu geschafft - das Ferienressort "Lerchenberghof" in Eibau ist bald fertig. "Wir sind allerdings ein Jahr im Verzug", sagt Peer Lehmann, der den Urlaubshof gemeinsam mit seiner Frau Kerstin aus einem baufälligen alten Bauernhaus geschaffen hat. Schon im Sommer 2021 sollten die ersten Feriengäste kommen - das war der Plan, als sie 2019 mit den Arbeiten begannen.

So ist der Ferienhof gewachsen:

Sommer 2019: Das Haupthaus (links) war noch fast im Ursprungszustand, die anderen Gebäudeteile ebenfalls gerade im Bau.
Sommer 2019: Das Haupthaus (links) war noch fast im Ursprungszustand, die anderen Gebäudeteile ebenfalls gerade im Bau. © Matthias Weber
Der gleiche Hof im Juli 2022, rund drei Jahre später.
Der gleiche Hof im Juli 2022, rund drei Jahre später. © Matthias Weber/photoweber.de
Spätherbst 2020: Da fehlte dem Haupthaus das komplette Ober- und Dachgeschoss. Nur die unterste Etage blieb stehen, der Rest wurde neu aufgebaut.
Spätherbst 2020: Da fehlte dem Haupthaus das komplette Ober- und Dachgeschoss. Nur die unterste Etage blieb stehen, der Rest wurde neu aufgebaut. © Matthias Weber
Auf dem Hof gibts einen Abenteuerspielplatz. Der wurde nach den Vorstellungen der Inhaber in Einsiedel gebaut. Er kann sogar von Rollstuhlfahrern genutzt werden.
Auf dem Hof gibts einen Abenteuerspielplatz. Der wurde nach den Vorstellungen der Inhaber in Einsiedel gebaut. Er kann sogar von Rollstuhlfahrern genutzt werden. © Matthias Weber/photoweber.de
Hier im Anbau an eine alte Scheune frühstücken die Feriengäste - unter einem echten Baum.
Hier im Anbau an eine alte Scheune frühstücken die Feriengäste - unter einem echten Baum. © Matthias Weber/photoweber.de
Die Tobetenne unterm Dach - hier schläft man stilecht im Heu.
Die Tobetenne unterm Dach - hier schläft man stilecht im Heu. © Matthias Weber/photoweber.de
Eine Hochzeitssuite gibt's auch.
Eine Hochzeitssuite gibt's auch. © Matthias Weber/photoweber.de
Die Reiterklause mit Bar und Ausschank kann gemietet werden. Die Theke ist aus dem Holz eines alten Baumes gebaut, der auf dem Hof stand.
Die Reiterklause mit Bar und Ausschank kann gemietet werden. Die Theke ist aus dem Holz eines alten Baumes gebaut, der auf dem Hof stand. © Matthias Weber/photoweber.de
In den Ferienwohnungen finden sich viele durchdachte Details, wie die alten Fachwerkbalken, die aus dem Haus stammen oder die Ziegelwand, die ebenfalls aus Altmaterial gestaltet wurde.
In den Ferienwohnungen finden sich viele durchdachte Details, wie die alten Fachwerkbalken, die aus dem Haus stammen oder die Ziegelwand, die ebenfalls aus Altmaterial gestaltet wurde. © Matthias Weber/photoweber.de
Andenken aus verschiedenen Epochen des Hauses: eine alte Flasche Eibauer Bier, Werkzeuge, alte Programmhefte. Das alles wurde auf der Baustelle gefunden.
Andenken aus verschiedenen Epochen des Hauses: eine alte Flasche Eibauer Bier, Werkzeuge, alte Programmhefte. Das alles wurde auf der Baustelle gefunden. © Matthias Weber/photoweber.de
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Inzwischen sind die ersten Gäste dagewesen. "Ab Juli sind wir nun mit der Vermietung gestartet", sagt Lehmann. Einige Arbeiten sind aber noch zu erledigen. Gerade sind Handwerker dabei, das kleine Rezeptionshäuschen zu verputzen. Am Haupthaus muss die Fassade mit dem Fachwerk verkleidet werden. Und vor dem Gebäude soll ein kleines Erlebnisdorf entstehen. "Die Arbeiten, die jetzt noch zu erledigen sind, können die Feriengäste also hautnah miterleben", so Peer Lehmann. "Sozusagen Erlebnisurlaub mit traditionellem Handwerk."

Platz für über 70 Feriengäste

Mit der Tradition des Hauses haben sich die Bauherren eingehend befasst. Dabei kam immer wieder interessantes zutage, dass auch Einfluss auf die Bauarbeiten hatte. "Die Handwerker haben schon gescherzt und unser Vorhaben "Baustelle der Änderungen" genannt", erzählt Peer Lehmann. Er deutet auf eine Hausecke. "Wenn ich so eine tolle Natursteinmauer unter dem Putz finde, die muss ich doch zeigen. Da kann man doch nicht wieder Putz drüber schmieren." Also wurden stellenweise alte Mauern freigelegt und erhalten - auch, wenn es mehr Aufwand bedeutete. Auch drinnen wurde altes Material verwendet. Das Holz von Bäumen, die auf dem Hof gefällt werden mussten, kam zum Einsatz. Daraus wurden zum Beispiel Badmöbel gebaut. Selbst die originalen Holztüren konnten im Erdgeschoss wieder verbaut werden. "Da hat sogar der Brandschutz zugestimmt", so Lehmann. Er deutet damit etliche Herausforderungen an, die der alte Hof und seine Sanierung nach heutigen Standards mitbrachten.

Dennoch haben sie es geschafft, die Ferienzimmer und Wohnungen mit viel Liebe zum Detail einzurichten. Dafür ist der Ferienhof sogar in die Vier-Sterne-Kategorie eingeordnet. Vier Ferienzimmer sind entstanden sowie neun Ferienwohnungen, zwei davon komplett barrierefrei - also auch für Rollstuhlfahrer geeignet. Alle tragen Namen von Oberlausitzer Bergen. Und obendrein gibt es unterm Dach über der hauseigenen Reithalle eine Tobetenne. Die eignet sich besonders zur Übernachtung für Gruppen, hier wird stilecht im Heu geschlafen. Die erste Schulklasse hat das schon getestet - als Abschlussausflug von der Grundschule. "Wenn alles voll belegt ist, inklusive Tobetenne, haben wir 72 Übernachtungsplätze", sagt Peer Lehmann.

Beliebt auch bei Campern

Zu etwa einem Drittel sind die Ferienwohnungen und Zimmer für dieses Jahr bereits belegt - ohne dass Lehmanns bisher groß Werbung für den Lerchenberghof gemacht haben. Das Anwesen ist sogar bei Campern beliebt. Der Lerchenberghof ist registriert bei "Landvergnügen", erzählt Peer Lehmann. Das ist eine Art Klub, für den Campingfreunde einen Beitrag bezahlen. Sie erhalten ein Buch, in dem alle teilnehmenden Gastgeber mit Caravanstellplätzen zu finden sind. Dort können sie jeweils eine Nacht kostenlos stehen und konsumieren im Gegenzug etwas, zum Beispiel in einem Hofladen vor Ort oder beim Lerchenberghof nehmen sie dafür ein Frühstück in Anspruch. "Das ist eine feine Sache", so Lehmann. Caravan-Urlauber erleben so schöne Tage abseits überfüllter Campingplätze und lernen Land und Leute ganz anders kennen, sie nächtigen zum Beispiel auf Bauernhöfen oder Weingütern. Zwei Stellplätze mit den nötigen Medienanschlüssen hat der Lerchenberghof, der derzeit gut belegt sind.

Die Nachfrage nach Urlaub auf dem Luxus-Bauernhof in der Oberlausitz ist also da. Allerdings stellt Peer Lehmann fest, dass viele Urlauber bisher nur kurz in die Oberlausitz kommen, etwa für einen Wochenendausflug. Als Ziel für einen längeren Urlaub muss sich die Region erst noch etablieren. Dabei wollen Lehmanns mit ihrem Vier-Sterne-Bauernhof mithelfen.

Der Hof ist zudem aktuell Arbeitsplatz für neun Mitarbeiter. Zwölf sollen es werden. Mit weiteren Bewerbern sind die Betreiber schon im Gespräch.

Baupreise explodierten

Gekauft hatte das Eibauer Ehepaar den Hof bereits vor über zehn Jahren. Teilweise war er vermietet und wurde als Lager genutzt. Als dann vor einigen Jahren immer mehr Teile des großen Gebäudes leer standen, überlegten Lehmanns nach einem neuen Konzept für das immerhin 1,4 Hektar große Gelände. Die Idee zu einem Ferienhof der besonderen Art entstand - und damit eine völlig neue Nutzung für den alten Hof. Gemeinsam mit Sigrid Hansen als weiterer Gesellschafterin gründeten die Lehmanns ihre Firma, die H&L Verwaltungs GbR, und nahmen das Großprojekt Ferien-Bauernhof in Angriff.

Mit 3,8 Millionen Euro war das Projekt ursprünglich veranschlagt. Einen Anteil an Landes-Fördermitteln erhielt das Investoren-Trio auf diese Summe für das Vorhaben. Seit es 2019 mit den Bauarbeiten losging, sind die Baupreise aber explodiert. Zudem trat im Altbau immer wieder unerwartetes zutage, musste umgeplant, neue Lösungen gefunden werden. "Wir sind jetzt bei sechs Millionen Euro", sagt Lehmann. Die Bank habe das Vorhaben dennoch weiter unterstützt und die Finanzierung aufgestockt.

Was hier alles entstanden ist, interessiert natürlich viele - auch die Einwohner. Deswegen bietet Peer Lehmann regelmäßig auch Führungen über den Hof an. Dann erzählt er auch einiges über die Historie des Hauses. Die ist offenbar eng mit dem Eibauer Faktorenhof verknüpft, der ganz in der Nähe über die B96 liegt. Offenbar was das Haus im Ebersbacher Weg ursprünglich die Färberei des Textil-Faktors, der im Faktorenhof residierte. Er ließ hier die Stoffe färben und trocknen. Später wurde das Gebäude, das 1747 eben als Färberei errichtet wurde, als Bauernhof genutzt. Und nun ist es ein Vier-Sterne-Ferienhof, der Besuchern Lust auf Landurlaub in der Oberlausitz machen soll.