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Bekommt Löbau einen Bestattungswald?

Das wünschen sich die AfD-Stadträte. Im Rathaus stoßen sie auf offene Ohren. Zittau wartet darauf schon zwei Jahre.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Heiner Putzmann und Andrea Binder
Heiner Putzmann und Andrea Binder © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Der Herbstwind rauscht durch die Blätter. Junge Bäume sprießen zwischen dicken, alten in die Höhe. Ein Plattenweg schlängelt sich den Weg durch das dichte Grün. Die Reste eines großen Eisentores sind noch zu erkennen. "Hier war früher Schluss", erzählt Heiner Putzmann. "Das war alles abgesperrt, es gab auch einen Zaun." Und er erklärt auch, warum hier Sperrzone war. "Hier war zu DDR-Zeiten das Munitionslager der Armee." Der Zaun ist inzwischen weg. Das alte Tor steht aber noch, genauso wie das ehemalige Stützpunkthäuschen. 

Dieses Areal am Löbauer Berg könnte man wieder nutzen, meint Heiner Putzmann. Als Bestattungswald. Die AfD-Fraktion im Löbauer Stadtrat, der Putzmann angehört, hat jetzt den Vorschlag eingebracht, einen solchen Bestattungswald für Löbau einzurichten. Drei mögliche Flächen hat sie vorgeschlagen. Neben der beim alten Munitionslager am Löbauer Berg auch den Friedenshain und eine Fläche am Kottmar. Denn der Wald bei Eibau gehört ebenfalls der Stadt Löbau. 

Bestattung im Grünen immer beliebter

Auf den Gedanken mit dem Bestattungswald kam Putzmann im Gespräch mit einem Bekannten. Uwe Grützmann, ein Kunstschmied aus Großdehsa, erzählte ihm davon und bat ihn als Stadtrat, doch mal bei der Stadt vorzuschlagen, ob so etwas nicht auch für Löbau funktionieren könnte. 

"Das ist für Leute gedacht, die nicht auf einem Friedhof bestattet werden wollen", erklärt Heiner Putzmann. Das sei ja für manche auch eine finanzielle Frage. Schließlich bezahle man auf den Friedhöfen der Städte und Kirchgemeinden Friedhofsgebühren über einen sehr langen Zeitraum. Die Beisetzung in so einem Bestattungswald sei da sehr viel günstiger. "Das müsste dann aber die Stadt festlegen, was genau da verlangt wird." 

Ein weiteres Argument ist aus seiner Sicht die Grabpflege, die im Bestattungswald entfällt. "In vielen Familien sind die Kinder weggezogen. Wer kümmert sich dann um das Grab? Das ist oft ein Problem", weiß Putzmann. Immer mehr Leute wünschen sich aus den verschiedenen Gründen im Grünen bestattet zu werden. Und auch ihm gefällt die Idee, mitten im Wald an einem Baum begraben zu werden. "Man kann sich schon zu Lebzeiten einen Baum aussuchen. Das wird dann vermerkt und man kann genau dort bestattet werden." Dazu werden die Bäume zuvor nummeriert. So wird es jedenfalls in anderen Bestattungs- und Friedwäldern gehandhabt, die Putzmann und seine Fraktionskollegen sich schon angesehen haben. "Wir haben uns natürlich vorher informiert, wie so etwas funktioniert", erklärt Andrea Binder, die Vorsitzende der Löbauer Stadtratsfraktion der AfD. 

In Deutsch-Paulsdorf zwischen Löbau und Görlitz gibt es beispielsweise einen Friedwald im Schlosspark und auf einem Areal am Spitzberg. Den haben sie unter anderem gemeinsam besucht. 2018 wurde er als erster Bestattungswald in der Oberlausitz eröffnet.  Einen Platz hier im Friedwald gibt es ab 490 Euro. Einen Baum erwerben kann man ab 2.490 Euro. Hinzu kommen Beisetzungskosten von 350 Euro. Da ist eine biologisch abbaubare Urne inklusive. Am Baum gibt es dann auf Wunsch ein Namensschild, ganz anonym muss die Bestattung also nicht sein. 

Verfahren dauert über zwei Jahre

Im Rathaus und bei den anderen Stadträten ist der Vorschlag durchaus auf offene Ohren gestoßen. Trotzdem: Ob, wann und wo es rund um Löbau einen Bestattungswald geben wird, ist noch offen. "Jetzt müssen wir erst mal einen geeigneten Standort finden", erklärt Oberbürgermeister Dietmar Buchholz (parteilos) das Prozedere, das nun folgt. Damit werde jetzt der Stadtförster beauftragt. Er soll herausfinden, welche Fläche in Löbaus städtischem Wald für so einen Bestattungswald passend wäre. Viele Faktoren spielen da eine Rolle. Das Gelände muss gut zugänglich sein und es muss die Möglichkeit geben, mit dem Auto zu parken. Und auch die Waldschäden seien zu berücksichtigen. Schließlich habe es da aufgrund der Unwetter in den vergangenen Jahren viele Probleme gegeben. "Es darf ja nicht so sein, dass beim nächsten Sturm ein Baum kippt und die Urne mit rausfliegt", sagt Dietmar Buchholz. "Wenn ein geeigneter Platz gefunden ist, reden wir wieder darüber", so der Oberbürgermeister. Denn es kämen dafür auch einige Investitionen auf die Stadt zu. So müsste es zumindest einen Unterstand geben und ein Toilettenhäuschen für die Besucher. 

Außerdem seien verschiedene Genehmigungen einzuholen. Das ganze Verfahren, bis man tatsächlich einen Bestattungswald einrichten könnte, wird etwa zweieinhalb Jahre dauern, schätzt der OB. Dass das viel Zeit in Anspruch nehmen kann, zeigt die gleiche Idee in Zittau. Hier hatte es schon vor zwei Jahren den Antrag von Privatleuten gegeben, die einen Friedwald betreiben wollten. Bislang sind immer noch nicht alle Fragen geklärt. 

Heiner Putzmann will in Löbau dranbleiben. "Ich werde auf alle Fälle im Frühjahr wieder nachfragen, was daraus geworden ist." 

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