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So schön war's beim Semperopernball - für die Neugersdorfer Debütanten

Tanzlehrerin Jutta Lucke ist mit ihren Schülern Stammgast in Dresden. 2024 schickte die Neugersdorferin gleich mehrere Paare. Hier erzählen sie über ihre Erlebnisse.

Von Frank-Uwe Michel
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Fabian Wendt und Madlen Glathe, Josef Seidel und Isabel Mutschink, Caspar David und Anna Fügner (v.l.) sowie Josef Pietschmann und Emely Jeschke (nicht im Bild) waren für die Neugersdorfer Tanzschule Lucke beim Semperopernball dabei.
Fabian Wendt und Madlen Glathe, Josef Seidel und Isabel Mutschink, Caspar David und Anna Fügner (v.l.) sowie Josef Pietschmann und Emely Jeschke (nicht im Bild) waren für die Neugersdorfer Tanzschule Lucke beim Semperopernball dabei. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Auch wenn der Ball nun schon wieder ein paar Tage her ist - die Stunden vor ihrem großen Auftritt, das Zusammenspiel mit den vielen anderen Paaren und die Fete danach werden die acht Neugersdorfer nicht so schnell vergessen. "Die Erinnerung kann uns keiner nehmen", sagt Caspar David. Er lacht bei dem Gedanken, dass ihm nach all den Anstrengungen die Füße weh taten und seine Waden ein bisschen zwickten. Auch Isabel Mutschink ist glücklich: "Das Gefühl, in einem solch tollen Kleid ganz vorn zu stehen und alle Leute schauen dich an - das war schon Wahnsinn", schwelgt sie in Gedanken an das Glitzerabenteuer in der Dresdner Semperoper.

Gleich vier Paare hatte die Neugersdorfer Tanzlehrerin Jutta Lucke auf den großen Auftritt vorbereitet. Seit rund einem halben Jahr wurde deshalb kräftig geübt. Doch in den Tagen vor dem Semperopernball ging es noch mal ordentlich zur Sache. Nicht mehr auf heimischem Parkett, sondern in der Landeshauptstadt. "Von Montag bis Mittwoch Training. Donnerstag Technikprobe. Freitag dann Generalprobe", schildert Madlen Glathe den Ablauf. Denn schon ein paar Stunden später, am Freitagabend, musste alles sitzen. Also: Eine Woche Schritte üben, Drehungen einstudieren - all das möglichst synchron mit den anderen Paaren. Insgesamt: "Harte Arbeit - für knapp zehn Minuten Tanz unterm Scheinwerferlicht. Das ist schon krass", blicken die jungen Leute auf die vergangenen Tage zurück.

Picke-packe voll war vor allem der Freitag, an dem schließlich alles passen musste. "Ich war gar nicht so sehr aufgeregt", gesteht Caspar David. "Die Tage vorher waren schlimmer." Morgens um acht hieß es: Antreten im Kongresszentrum, ein paar hundert Meter von der Semperoper entfernt. "Dafür mussten wir schon um sechs oder sieben aufstehen, je nachdem wo wir untergebracht waren", erzählt Isabel. Dann folgte, was vor allem die Jungs etwas erschauern ließ: Schminken, Pudern, Haare machen. "Wenn ich das vorher gewusst hätte", stöhnt Fabian Wendt und quält sich dabei ein Lächeln ab. "Dann hätte ich mir das vielleicht noch überlegt." Sogar Lippenstift hätten die Männer abbekommen. Auch Wimperntusche. "Oh Gott!"

In fünf Reihen wirbelten die Debütantenpaare beim diesjährigen Semperopernball vor wenigen Tagen übers Parkett. Mit dabei auch vier Paare aus dem Oberland.
In fünf Reihen wirbelten die Debütantenpaare beim diesjährigen Semperopernball vor wenigen Tagen übers Parkett. Mit dabei auch vier Paare aus dem Oberland. © Matthias Rietschel

Mittags um eins war die Generalprobe angesetzt. Vom Kongresszentrum also schnell in die Semperoper - ohne das kunstvolle Outfit zu zerstören. Zwei Stunden später wieder zurück. Anschließend war vor allem Geduld gefragt: warten, warten, warten. "Ich hab' in so kurzer Zeit noch nie so viele neue Leute kennengelernt", schmunzelt Caspar. "Denn du konntest bis zum Abend nur drei Dinge machen: quatschen, essen oder trinken." Mit der Verpflegung waren die Debütanten jedoch auf sich allein gestellt, außer ein bisschen Obst gab es nichts. "Die lange Zeit schlaucht schon ganz gewaltig", gibt Anna Fügner zu. "Wir waren mehr als 13 Stunden vor dem eigentlichen Auftritt vor Ort. Da hätte man sich etwas mehr um uns bemühen können."

Kurz nach acht dann der erneute Wechsel vom Kongresszentrum hin zur Semperoper. Letzte Schminkkorrekturen, Anzüge und Kleider zurechtgezupft. Anschließend wieder warten - dort, wo sich die Künstler der Oper sonst umkleiden und proben. Eine Dreiviertelstunde vor dem Debütantentanz schließlich wurde es ernst: Aufstellung nehmen, nicht mehr viel bewegen, möglich nichts verändern. "Die Zeit zog sich", erinnert sich Isabel. "Nur stehen und nichts tun, das ist nicht leicht." Security-Kräfte verteilten Traubenzucker, reichten Wasser, ermunterten zum Trinken. "Es war eng, wir standen eigentlich immer im Weg. Das Gute war: An Monitoren konnten wir sehen, was im großen Saal ablief."

Die Herren in dunklem Anzug, die Damen in rosafarbenem Kleid mit allerlei Verzierungen - so präsentierten sich auch die Neugersdorfer Paare beim Semperopernball.
Die Herren in dunklem Anzug, die Damen in rosafarbenem Kleid mit allerlei Verzierungen - so präsentierten sich auch die Neugersdorfer Paare beim Semperopernball. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Gegen zehn dann der große Augenblick: Die exakt 9:40 Minuten vergingen wie im Rausch. "Wir waren richtig gut", sind die Neugersdorfer von ihrer Leistung überzeugt. "Viel besser als zuvor bei den Proben." Die Partnerin fest im Arm, den Partner im Blick, links rum, rechts rum, schon die nächste Figur im Hinterkopf. "Das Publikum voraus, alle ein Lächeln im Gesicht - ich habe tatsächlich richtig gestrahlt", hat sich Isabel diesen Moment fest eingeprägt. Irgendwo im Saal waren ihre Eltern dabei. Auch die von Madlen: "Sie hatten wirklich großes Glück, haben die Karten im Radio gewonnen. Und noch die Übernachtung dazu."

Nach der Pflicht die Kür: Anschließend an den Debütantentanz war Party angesagt. Erst Giovanni Zarrella mit seinem Konzert, dann Diskos und Kapellen in allen Räumen. "In einer Bar haben wir auch Frau Lucke getroffen", strahlt Caspar. Das Hallo war groß - und die Tanzlehrerin zufrieden: "Das war schon ein erhabener Augenblick - 86 Paare in fünf Reihen nebeneinander." Im nächsten Jahr möchte sie wieder einige ihrer Schüler nach Dresden schicken. "Sie wissen aber noch nichts davon", lächelt sie verschmitzt. Ein Mädchen hat sie dabei besonders im Blick: Ihre Enkelin könnte 2025 beim Semperopernball übers Parkett wirbeln.