Löbau
Merken

Gegen das Vergessen: Shoa-Überlebende spricht vor Schülern in Ebersbach

Die Chemnitzerin Renate Aris ist eine der letzten jüdischen Zeitzeugen des Holocaust. Sie engagiert sich, damit die Katastrophe nicht vergessen wird. Neuntklässlern in Ebersbach erzählte sie jetzt ihre Geschichte.

 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Renate Aris aus Dresden hat die Massenvernichtung von Juden überlebt. Schülern der Andert-Oberschule erzählte sie aus ihrem Leben.
Renate Aris aus Dresden hat die Massenvernichtung von Juden überlebt. Schülern der Andert-Oberschule erzählte sie aus ihrem Leben. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Renate Aris ist 89 Jahre alt. Was sie in diesem langen Leben erlebt hat, ist kaum vorstellbar. Sie hat als Jüdin den Holocaust überlebt, die Massenvernichtung von Juden in Europa - auch Shoa genannt. Das ist hebräisch und bedeutet soviel wie "Untergang". Jetzt macht die Chemnitzerin mit bei einem Zeitzeugen-Projekt und erzählt Schülern aus ihrem bewegten Leben. Nun war sie an der Andert-Oberschule in Ebersbach zu Gast. Die Schüler der neunten Klassen lauschten dort ihren Erzählungen und stellten viele Fragen.

Der Besuch an der Andert-Oberschule fand auf Initiative von Gabriele Atanassow und Linda Lorenz aus Dresden statt. Beide setzen sich für Antisemitismus-Prävention und lebendiges jüdisches Leben ein. Das Projekt wird finanziert von der Regionalen Arbeitsgruppe Sachsen "Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V." Renate Aris ist eine der letzten lebenden jüdischen Zeitzeugen aus der Zeit des Holocaust in Sachsen. Dass die Katastrophe von damals nicht in Vergessenheit gerät, der jungen Generation nahegebracht wird, dafür setzen sich die beiden Vereine und Renate Aris ein.

Aris wurde 1935 in Dresden geboren und erlebte in jungen Jahren die Schrecken des Nationalsozialismus. Schon als Kind bekam sie den Judenhass zu spüren, erzählte sie. Bis 1945 wurden insgesamt 20 ihrer Familienmitglieder ermordet - darunter ihre Großmutter, die ins KZ nach Riga gebracht und dort erschossen wurde. Ihrer eigenen Deportation entkam Renate Aris durch den Luftangriff der Alliierten auf Dresden. Nach der Bombardierung flüchtete sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war sie viele Jahrzehnte Mitglied in der Jüdischen Gemeinde Dresden, später zog sie nach Chemnitz. Bis 2006 war sie Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. Für ihr Engagement wurde Renate Aris mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Sächsischen Verdienstorden. 2022 wurde ihr der Friedenspreis der Stadt Chemnitz verliehen. (SZ)