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Tödlicher Busunfall in Löbau: Wie konnte das passieren?

Beim Rückwärtsfahren hat ein Bus der DB Regio Bus Ost einen Radfahrer erfasst. Die Polizei ermittelt. Die DB Regio schweigt. Was trotzdem bisher bekannt ist.

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Die Polizei sperrte nach dem tödlichen Unfall die Beethovenstraße.
Die Polizei sperrte nach dem tödlichen Unfall die Beethovenstraße. © Lausitznews

Der Bus-Unfall in Löbau, bei dem am Wochenende ein Radfahrer zu Tode kam, wirft Fragen auf. Beim Rückwärtsfahren hatte ein Bus den Fahrradfahrer überfahren. Wie konnte das passieren?

An der Beethovenstraße, die unterhalb des Löbauer Berges vom Wohngebiet Ost kommend zur B 6 führt, stoppte der Bus zunächst vor einer Bahnunterführung. Hier wird der Verkehr per Ampel geregelt, weil die Straße unter der Brücke zu schmal für zwei Fahrzeuge ist.

Der 32 Jahre alte Busfahrer bemerkte laut Polizeiangaben ein Schild an der Brücke, das auf die Höhenbeschränkung hinweist: drei Meter. Laut Polizeibericht soll der Busfahrer angenommen haben, dass er mit seinem Fahrzeug nicht durchpasst. Deswegen setzte er zurück, um aus der Situation wieder herauszukommen. Und bemerkte dabei offenbar einen Radfahrer nicht, der hinter dem Bus stand. Der 53-Jährige verstarb noch an der Unfallstelle.

Vor dieser Unterführung an der Löbauer Beethovenstraße stoppte der Busfahrer, weil er Bedenken mit der Höhe hatte.
Vor dieser Unterführung an der Löbauer Beethovenstraße stoppte der Busfahrer, weil er Bedenken mit der Höhe hatte. © lausitznews.de

Bei dem Bus handelte es sich um ein Fahrzeug der DB Regio Bus Ost, die seit dem vorigen Sommer den öffentlichen Nahverkehr in Löbau-Zittau bedient. Die Pressestelle der DB will sich auf Nachfrage gar nicht zu dem Unfall äußern. Man beruft sich auf laufende polizeiliche Ermittlungen.

Aus Busfahrerkreisen ist jedoch zu vernehmen: Der Bus hätte wohl unter der Brücke durchgepasst. Der Fahrer war aber nach SZ-Informationen noch nicht lange in der Region als Busfahrer tätig. "Sonst hätte er gewusst, dass er da durchpasst", so ein Berufskollege. Andere Busfahrer sagen, dass die Busse unterschiedliche Höhen haben. Auch deshalb könnte es passiert sein, dass der junge Fahrer unsicher war, was die Durchfahrtshöhe der Brücke betrifft.

Regulär wird die Strecke über die Beethovenstraße zwar nicht im Linienverkehr befahren. Es ist aber schon vorgekommen, dass auch Linienbusse dort entlanggefahren sind, zum Beispiel wegen Umleitungen. Warum der Bus in diesem Fall am vergangenen Wochenende dort unterwegs war, ist noch zu klären. Womöglich befand er sich auf einer Sonderfahrt. Fahrgäste waren jedenfalls nicht im Bus, bestätigt die Polizei auf Nachfrage.

Rückwärtsfahren nur, wenn's unbedingt notwendig ist

Zudem stellt sich die Frage, warum der Busfahrer beim Zurücksetzen den Radfahrer übersehen konnte. Konkret beantwortet werden kann sie zum jetzigen Ermittlungsstand offiziell nicht. Steffen Brückner ist selbst Busfahrer bei DB Regio Bus und gleichzeitig Betriebsratsvorsitzender im Unternehmen und vertritt als solcher die Interessen der Busfahrer. Alle Busse seien mit einer Rückfahrkamera ausgestattet und haben einen Toter-Winkel-Assistenten, bestätigt Brückner die technischen Details. Und im Zweifel gilt: Wenn man nichts sieht, darf man nicht fahren. So sieht das auch die Polizei. "Die Regeln beim Rückwärtsfahren eines Busses unterscheiden sich nicht von denen für andere Fahrzeuge. Grundsätzlich gilt, wenn die Übersicht nicht gegeben ist, sollte man sich entweder von einem Dritten helfen lassen oder aussteigen und selbst nachsehen", so Polizeisprecherin Anja Leuschner von der Polizeidirektion Görlitz.

Dass das Rückwärtsfahren mit einem Bus eine durchaus riskante und auch schwierige Angelegenheit ist, wird derweil in diversen Foren thematisiert. Allgemein gilt in Busfahrerkreisen: Rückwärtsfahren nur, wenn's unbedingt notwendig ist. Auch die Berufsgenossenschaft (BG) Verkehr spricht Empfehlungen dazu aus: Ein Bus dürfe nur rückwärtsfahren oder zurücksetzen, wenn sichergestellt ist, dass niemand gefährdet wird. "Erforderlichenfalls müssen Sie sich einweisen lassen", schreibt die BG Verkehr auf ihrer Internetseite.

Warum es trotzdem zu dem Drama in Löbau kommen konnte, muss noch abschließend geklärt werden. Die Polizei ermittelt. "Das Ganze ist außerordentlich tragisch für alle Beteiligten. Wir werden unserem Kollegen in jedem Fall alle erdenkliche Unterstützung zukommen lassen", versichert Betriebsratsvorsitzender Steffen Brückner.