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Löbaus Klaviermanufaktur bietet jetzt mehr Service und eine "Piano-Galerie"

Der Klavierbauer "August Förster" repariert künftig mehr für Kunden und bietet sogar Klavier-Restaurierungen an. Zudem kann man in Löbau täglich Probe spielen.

Von Anja Beutler
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Annekatrin Förster, die Geschäftsführerin der Löbauer Klaviermanufaktur, mit dem belgischen "Praktikanten" Thomas Kint in der neuen Oberlausitzer Piano-Galerie.
Annekatrin Förster, die Geschäftsführerin der Löbauer Klaviermanufaktur, mit dem belgischen "Praktikanten" Thomas Kint in der neuen Oberlausitzer Piano-Galerie. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Thomas Kint schlägt die ersten Töne auf einem der Förster-Klaviere an. Der 33-jährige Belgier ist seit einigen Wochen als Praktikant für seinen Abschluss als Klavierbaumeister in der Löbauer Klaviermanufaktur zu Gast - und genießt als einer der Ersten die neue "Oberlausitzer Piano-Galerie". An historischer Stätte im Manufakturgebäude gibt es jetzt einen akustisch entsprechend hergerichteten Ausstellungsraum, in dem die Basisgrößen der Förster-Flügel und Förster-Klaviere versammelt sind. Auch optisch gibt es Auswahl: Ein Klavier glänzt mit knallrotem Lack, andere mit hellem Holz - und alle haben ihren eigenen Klang. Vor allem aber gilt: Spielen, anfassen und anschauen ist hier in der Piano-Galerie ausdrücklich erlaubt.

Mit diesem Schauraum reagieren die Löbauer Klavierbauer vor allem auf Kundenwünsche: "Wir haben in den vergangenen Jahren häufig Anfragen von Kunden erhalten, die zum Teil sogar bis aus Frankreich oder der Schweiz zu uns nach Löbau kommen, um verschiedene Modelle auszuprobieren und sich ein Instrument auszusuchen", erklärt Gabriel Wandt, verantwortlich fürs Marketing des Familienbetriebes. Bislang habe man dafür nicht wirklich einen eigenen Raum gehabt. Nun aber knüpft das Unternehmen, das Geschäftsführerin Annekatrin Förster in fünfter Generation führt, an die jetzt 165-jährige Firmengeschichte an: "Wir haben den früheren Ausstellungsraum, den es in den 1930er- und 40er-Jahren hier schon einmal gegeben hat, wieder hergerichtet", erzählt sie.

Kunden wünschen Klavier-Sanierungen

Mit den beim Umbau zufällig wiederentdeckten klassischen Säulen hat die "Oberlausitzer Piano-Galerie" zudem einen ganz eigenen Charme - angemessen für die Auswahl eines solchen handgefertigten Luxus-Artikels, wie Klaviere es ja nun einmal sind, meint Wandt. Je nach Wunsch können für die Kunden jeweils spezielle Modelle bereitgestellt werden - sodass man sich richtig hineinhören könne.

Gerade weil Förster-Klaviere eine Investition sind und auch früher schon waren, sind bei den Klavierbesitzern zunehmend Restaurierungen und umfangreiche Instandsetzungen älterer Instrumente eine Option, die im Trend liegt. "In der Tat fragen Kunden immer häufiger nach, ob wir solchen Service anbieten", erklärt der Marketingleiter. Das war bislang so nicht der Fall. Förster verfügt national und auch international über ein langjähriges Netz an Händlern, die in den meisten Fällen selbst eine Werkstatt besitzen und kleinere Reparaturen übernehmen. Größere Reparaturen aber können die Partner der Manufaktur oft nicht stemmen. Hinzu komme, dass auch die Kunden mehr Wert darauf legen, ihr Instrument in den Händen von Profis direkt im Stammhaus zu wissen.

Deshalb steigt die Manufaktur nun selbst verstärkt in den Service ein: Östlich von Dresden ist Förster jetzt der direkte Ansprechpartner für kleine und größere Reparaturen und steht generell für Überholungen und Restaurierungen auch überregional bereit. Ohnehin kooperiert Förster in Sachen Service bereits seit Längerem mit Musikschulen und dem Wettbewerb "Jugend musiziert". Das neue Angebot baut dieses Standbein nun weiter aus.

Belgischer "Praktikant" verkauft Förster

Neue Mitarbeiter müssen dafür nicht eingestellt werden, betont Annekatrin Förster. "Einige der Kollegen spezialisieren sich etwas mehr auf Reparaturen, aber generell wird ein älteres Instrument in den normalen Ablauf beim Klavierbau mit eingereiht", erklärt sie. Derzeit produziert und verkauft Förster pro Jahr 100 bis 110 Klaviere und etwa 60 Flügel. Insgesamt arbeiten 40 Mitarbeiter im Familienbetrieb - zudem werden aktuell Tischler und Klavierbauer ausgebildet.

Zu diesen Auszubildenden gehört gewissermaßen auch Thomas Kint aus Belgien. Seit einigen Jahren betreibt er ein kleines Fünf-Mann-Unternehmen in Gent, der zweitgrößten Stadt Belgiens. Klavier zu spielen, ist in seiner Familie weit verbreitet - und auch er hatte als Kind Unterricht, stand dann aber vor der Entscheidung: Musiker oder Handwerker zu werden. "Mich hat die Technik, der Klavierbau schon immer fasziniert", erklärt er. Und so handelt er seit einigen Jahren selbst mit Klavieren. Zunächst waren es gebrauchte Instrumente, inzwischen sind es auch neue - außerdem repariert er. Förster ist seine Premium-Marke. "Förster-Klaviere haben mir schon immer gefallen, teilweise habe ich auch auf solchen gelernt", erzählt er. Abgesehen vom Klang der Bässe und der Mittellage, die Kint besonders gefallen, fasziniert den Belgier, dass in Löbau wirklich alles von Hand gemacht wird. Das höre man auch: "Die Klaviere haben alle eine eigene Persönlichkeit, einen Charakter", ist er überzeugt.

Die ersten fünf Wochen hat Thomas Kint in Löbau absolviert. In einigen Monaten wird er noch einmal wiederkommen - er will sein Meisterstück hier fertigen. "Eine richtige Ausbildung zum Klavierbauer gibt es in Belgien nicht", erklärt er und betont: "Da geht man am besten nach Deutschland, wo so viel Wissen vorhanden ist." Für ihn musste es am Ende eine echte Manufaktur - eben Löbau - sein.

  • Die Oberlausitzer Piano-Galerie ist ab den Winterferien werktäglich von 9 bis 15 Uhr und mittwochs bis 18 Uhr geöffnet. Anmeldungen sind erwünscht unter 03585 86630 oder [email protected]