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Starke Objekteinrichtungen aus der Insolvenz gerettet

Ein Investor aus dem Rheinland übernimmt das Schönbacher Unternehmen - und will am Standort wachsen.

Von Markus van Appeldorn
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Die neuen Eigentümer der Firma Starke Objekteinrichtung
Dennis, Mike, Tim und Ben Adrian (v. l.) wollen oft selbst in Schönbach sein.
Die neuen Eigentümer der Firma Starke Objekteinrichtung Dennis, Mike, Tim und Ben Adrian (v. l.) wollen oft selbst in Schönbach sein. © Matthias Weber/photoweber.de

Es war ein Schock, der Anfang Oktober 2022 durch die Wirtschaftswelt im Kreissüden ging - die "Starke Objekteinrichtungen GmbH" aus Schönbach hatte Insolvenz angemeldet. Ein in der Region prominentes Unternehmen und ein deutschlandweit bedeutendes seiner Branche. Der Betriebsstandort und gut 80 Arbeitsplätze standen im Feuer. Nun, gut drei Monate später, ist der Betrieb gerettet. Eine Branchengröße aus dem Rheinland übernimmt Produktion und Mitarbeiter in Schönbach - und will hier sogar noch wachsen. Der Firmenname "Starke Objekteinrichtungen GmbH" ist indes Geschichte.

"Die Careline Manufaktur GmbH übernimmt den gesamten Geschäftsbetrieb des bundesweit tätigen Einrichtungsspezialisten Starke Objekteinrichtungen GmbH aus Schönbach rückwirkend zum 1. Januar 2023", teilt der bisherige Insolvenzverwalter Olaf Seidel nun mit, und: "Wir freuen uns außerordentlich, dass wir nach einem herausfordernden Investorenprozess jetzt mit Careline einen idealen Partner für Starke gefunden haben." Der neue Eigentümer biete eine tolle Perspektive für den Standort, die hochmoderne Produktion und die 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Schönbach, die in den vergangenen Monaten größten Einsatz für das Unternehmen gebracht hätten. Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Neuer Eigentümer will in Schönbach wachsen

SZ traf die neuen Eigentümer in der Schönbacher Produktion. Dennis Adrian, Gideon Adrian und Mike Adrian führen das in Dormagen ansässige Unternehmen Careline Manufaktur GmbH. 2005 gegründet, ist das Unternehmen mit insgesamt rund 140 Mitarbeitern auch noch in den Niederlanden und in Frankreich aktiv, wo es Filialen und große Ausstellungsräume betreibt. Wie die "Starke Objekteinrichtungen GmbH" ist Careline nicht im Endverbrauchergeschäft unterwegs, sondern liefert komplette Einrichtungen etwa an Altenpflegeheime, Krankenhäuser oder Studentenwohnheime. Den Umsatz gibt Dennis Adrian mit einem dreistelligen Millionenbetrag an. "Wir sind ein starker Player in der Branche", sagt Dennis Adrian.

Bislang aber betrieb die Careline Manufaktur GmbH keine eigene Möbelproduktion, sondern ließ fertigen - die kommt jetzt am Standort Schönbach hinzu. "Wir freuen uns sehr über diese Bündelung von Kräften. Davon werden letztendlich alle profitieren: bestehende und neue Kunden unserer beiden Unternehmen ebenso wie die Mitarbeitenden in Dormagen und Schönbach", so Dennis Adrian. Careline wolle am Standort Schönbach nun die Bestandsentwicklung vorantreiben als auch mit einem verstärkten Vertriebsteam neue Felder erschließen. Das Starke-Leistungsspektrum ergänze das Portfolio der Careline GmbH und erhöhe die Kapazitäten durch eine hochmoderne, halbautomatische Fertigung von Objektmöbeln.

"Wir wollen die stärkste Marke in der Objekteinrichtung in Deutschland werden", sagt Adrian, und: "Wir wollen stark wachsen." Im Zuge der geplanten Expansion sei man auf der Suche nach weiteren qualifizierten Mitarbeitern. Die 80 Starke-Mitarbeiter habe man übernommen. Neue Designer und Innenarchitekten sowie Projektmanager sollen für eine noch bessere Planung und Umsetzung der eigenen Design- und Ausstattungskonzepte sorgen, während die ebenfalls stark wachsenden Bereiche Montage und Service eine noch größere Kundenzufriedenheit garantieren. Der Name "Starke Objekteinrichtungen" wird in Schönbach nicht fortgeführt. Der Betrieb trägt ab sofort auch den Firmennamen "Careline Manufaktur GmbH".

"Unglückliche Entscheidungen" führten in die Insolvenz

Die "Starke Objekteinrichtungen GmbH" war Careline im Zuge der Investorensuche Ende November 2022 zur Übernahme angeboten worden. "Das war schon sportlich, innerhalb von sechs Wochen so einen Deal abzuschließen", sagt Dennis Adrian passend zur Unternehmens-Philosophie: "Wir sind unkompliziert, flexibel und schnell." Mit kurzen Lieferzeiten und bestem Service wolle man auch in den letzten Jahren in Schönbach verlorene Kunden zurückgewinnen mit "Produktion Made in Germany".

Viel Zeit wäre dem Standort Schönbach offenbar auch nicht geblieben wie Frank Jäger erläutert, der die Insolvenz im Auftrag des Insolvenzverwalters begleitete und von den neuen Eigentümern nun in Schönbach als interimistischer Kaufmännischer Leiter eingesetzt wurde. "Wir hätten das Unternehmen kein weiteres halbes Jahr fortführen können", sagt er. Es habe neben der Careline weitere Kaufinteressenten gegeben, darunter auch "Rosinenpicker", die nur an bestimmten Maschinen oder Teilen des Personals interessiert gewesen seien, so Jäger. Mit der Careline Manufaktur GmbH habe sich der geeignetste Interessent gefunden.

Zu den Gründen der Insolvenz äußert er sich nur vage. Es habe "unglückliche unternehmerische Entscheidungen" in der Vergangenheit gegeben, die unter anderem zu einer "erhöhten Personalfluktuation" geführt hätten. Auch eine Großinvestition in Maschinen im Jahr 2020 habe länger gedauert als kalkuliert. Dadurch habe man teuer extern produzieren lassen müssen. Die allgemeine Preisentwicklung bei der Materialbeschaffung habe ein Weiteres zur Insolvenz beigetragen. Der neue Eigentümer will nun innerhalb kürzester Zeit die zuletzt nicht mehr ausgelastete Produktion hochfahren.