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Altstadtbrücke: Radweg in beide Richtungen legalisieren?

Der Leserbrief einer Meißner Fahrradfahrerin hat für reichlich Diskussionen gesorgt. Auch im Arbeitskreis "Radverkehr" war der Fall Thema.

Von Andre Schramm
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Diese Radler sind auf der falschen Seite Richtung Altstadt unterwegs.
Diese Radler sind auf der falschen Seite Richtung Altstadt unterwegs. © Claudia Hübschmann

Meißen. "In Deutschland gibt es Verkehrsregeln, und an die haben sich bitte schön alle Verkehrsteilnehmer zu halten." So lässt sich der Tenor der Facebook-Nutzer auf einen Leserbrief zusammenfassen, den die SZ veröffentlicht hatte. Verfasst hatte ihn Gabriele Kluge. Sie war mit dem Rad auf der Altstadtbrücke auf der falschen Seite unterwegs gewesen. Die Polizei stellte eine Ordnungswidrigkeit fest und kassierte 20 Euro ab.

Mal abgesehen von der Forderung "Fahrradführerschein für Erwachsene" gab es einige wenige Bekundungen, die auf die ungünstige Situation für Radler an der Stelle aufmerksam machten, vor allem für jene, die aus der Altstadt regelkonform in die Zscheilaer Straße möchten. In diesem Fall kommt man nicht umhin, eine Lücke im Brückenverkehr zu finden. Ein fieser Bordstein erschwert das Ganze zusätzlich.

Im jüngsten Arbeitskreis am Dienstag wurde das Problem thematisiert. Schon länger beschäftigt sich das Gremium mit den Radwegen zwischen Bahnhof und Altstadt (auf beiden Seiten). Im Kern geht es darum, die Infrastruktur für Radler, die über die Elbe möchten, zu verbessern. Die Gelegenheit ist günstig. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr will die Bahnhofstraße grundhaft erneuern.

"Die Frage ist: Wie finden wir für die Abbieger in die Zscheilaer Straße eine gute Lösung?", sagt Dorothee Finzel, die dem Arbeitskreis zusammen mit Stadtrat Heiko Schulze vorsitzt. Um die Belange aller Verkehrsteilnehmer unter einen Hut zu bringen, fehlt der Platz. Anders formuliert: Die Altstadtbrücke ist zu klein, jedenfalls in ihrer gegenwärtigen Aufteilung.

Schon mehrmals kam der Vorschlag, einfach die elbabwärtige Brückenseite für den Radverkehr in beide Richtungen freizugeben. "Für einen getrennten Geh- und Radweg in beide Richtungen fehlt der Platz", erklärt Dorothee Finzel. Zweite Möglichkeit sei, ein gemeinsamer Geh- und Radweg mit der Fahrtmöglichkeit in beide Richtungen. Letzteres sei dem Vernehmen nach von den Platzverhältnissen her möglich. "Das Ordnungsamt hat uns zugesichert bis zur nächsten Sitzung im November zu prüfen, was machbar ist und wie viel Platz ggf. fehlt", erklärt Finzel weiter. Gelebte Praxis ist gegenwärtig, dass häufig auf beiden Seiten der Brücke entgegen der Fahrtrichtung geradelt wird. Erlaubt ist das natürlich nicht.

"Polizei hat völlig richtig reagiert"

Würde man auf der elbabwärtigen Seite beide Fahrtrichtungen zulassen, müsse man auch klären, wie es nach der Einmündung der Zscheilaer Straße weiter geht. Die Platzverhältnisse dort sind schwierig. Was die andere Straßenseite anbelangt, so hatte sich der Arbeitskreis in der Vergangenheit bereits auf eine sogenannte Querungshilfe für Radler verständigt. Die Insel könnte in Höhe der Mündung Elbberg errichtet werden, und würde vor allem Radlern, die vom Elberadweg kommen, helfen, ordnungsgemäß auf die richtige Straßenseite, und damit in die Altstadt zu gelangen.

Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr hat eine Machbarkeitsstudie für die Radwege auf der Achse Altstadt - Bahnhofstraße - Großenhainer Straße - Beyerlein-Platz in Auftrag gegeben. Die Untersuchung ist nach Auskunft wohl gerade fertig geworden. Zeit zum Studieren sei noch nicht gewesen, hieß es aus dem Arbeitskreis. Stattdessen erreichte die SZ eine weitere Zuschrift.

So schrieb Christine Kumm: "Auch als Fahrradfahrer sind sie ein Verkehrsteilnehmer und müssen sich an die Verkehrsregeln halten. Ich empfinde das nicht als Schikane. Ich fahre selbst Fahrrad und Auto. Alle schimpfen immer über zu wenig Fahrradwege. Sind sie aber da, dann sollten sie auch genutzt werden." Als Autofahrer sehe man viele Verstöße von Fahrradfahrern. "Da wird der Fußweg benutzt, rote Ampeln werden ignoriert und beim Abbiegen die Hand vergessen. Häufig wird auch ohne Licht gefahren", schreibt sie. Als Autofahrerin könne sie auch nicht entgegengesetzt der Einbahnstraße fahren. Christine Kumm findet es in Ordnung, wie die Polizei reagiert hat, und wünscht trotzdem eine gute Fahrt.