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Das leise Sterben der Bäcker und Kneipen zwischen Meißen und Riesa

Der Landkreis Meißen hat allein in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres knapp 100 Bäcker und Gaststätten verloren.

Von Ines Mallek-Klein
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Einen Bäcker im eigenen Dorf zu haben, gilt vielerorts als Luxus. Mehr als ein Dutzend Handwerksbetriebe haben im vorigen Jahr ihr Unternehmen geschlossen.
Einen Bäcker im eigenen Dorf zu haben, gilt vielerorts als Luxus. Mehr als ein Dutzend Handwerksbetriebe haben im vorigen Jahr ihr Unternehmen geschlossen. © Sophia Mosch

Meißen. Von Januar bis September 2023 haben im Landkreis Meißen 14 Bäcker ihr Geschäft aufgegeben. Das ist ein neuer Rekord, vergleicht man die Zahl mit den Vorjahren, wo durchschnittlich sieben Handwerksbäcker ihren Betrieb einstellten, häufig mangels Nachfolger. Die Zahlen gehen aus einer Anfrage von Mario Beger (AfD) an den Sächsischen Landtag hervor. In seiner Antwort bezog sich das Wirtschaftsministerium auf Zahlen vom Statistischen Landesamt in Kamenz. Demnach verlor Meißen in den ersten neun Monaten 2023 drei Bäcker, Coswig zwei, Lampertswalde, Moritzburg, Nossen, Nünchritz, Radebeul, Radeburg, Riesa, Röderaue und Weinböhla jeweils einen.

Der Abgeordnete der AfD wollte außerdem wissen, wie es denn um die Zahl von Restaurants, Cafés und Imbissen im Landkreis bestellt sei. Auch hier ist der Trend, wenn auch nicht so eindeutig, klar. In den ersten neun Monaten registrierten die Statistiker 80 Gewerbeabmeldungen, darunter waren 57 Geschäftsaufgaben. Drei Gastronomen haben den Landkreis verlassen.

Die meisten Gewerbeabmeldungen verzeichnete man in Riesa mit 22 Abmeldungen, gefolgt von Meißen mit 16 Schließungen. Platz drei belegt Weinböhla mit acht Abmeldungen. Jeweils sechs Gastronomiebetriebe haben in Radebeul und Großenhain aufgegeben und vier in Coswig. Doch auch Gröditz, Lommatzsch und Priestewitz haben jeweils zwei Dorfkneipen verloren.

Liquiditätshilfen und Förderprogramme

Zu den Gründen im Einzelnen können weder die Staatsregierung noch das Statistische Landesamt in Kamenz, das die Daten erfasst, Aussagen treffen. Neben der ergebnislosen Suche nach Nachfolgern sind es zweifelsfrei die steigenden Kosten, die die kleinen und mittelständischen Unternehmen belasten. Genannt werden Ausgaben für Energie und Lebensmittel, aber auch die steigenden Personalkosten durch die Anhebung des Mindestlohns auf mittlerweile 12,41 Euro.

Hinzu kommen die wachsende Bürokratie und umfangreiche Dokumentationspflichten, die von den Unternehmen beklagt werden. Schaut man in der Statistik zurück, wird 2023 allerdings mit Blick auf das Kneipensterben eher als durchschnittliches Jahr in die Geschichte eingehen. Denn auch zwischen 2020 und 2022 haben durchschnittlich 80 Unternehmen geschlossen. Ein Ausreißerjahr war 2019, in dem insgesamt 108 Gewerbeabmeldungen registriert wurden. Besonders betroffen war damals Meißen mit 31 Abmeldungen, vor Riesa (18) und Radebeul mit (14).

"Für viele ländliche Regionen ist es fatal, wenn der letzte Bäcker oder die Dorfkneipe zumacht. Die Regierung muss deshalb aufhören, ständig Steuern und Abgaben zu erhöhen sowie die Energie immer teurer zu machen. Sonst gehen in vielen Dörfern bald noch mehr Lichter aus", sagt Mario Beger mit Blick auf die aktuellen Zahlen. Er wollte von der Landesregierung deshalb auch wissen, mit welchen Maßnahmen sie weitere Geschäftsaufgaben verhindern will. Die Landesregierung verweist in ihrer Antwort auf die gewährten Corona-Liquiditätshilfen, zahlreiche Förderprogramme, die Investitionen, Umstrukturierungen und Maßnahmen zur Fachkräftesicherung und -qualifizierung unterstützen.