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Bahnen nach Riesa fahren nicht, Busse sind falsch ausgeschildert

Die Strecke Leipzig-Riesa ist für eine Woche wegen Bauarbeiten gesperrt. Reisende befürchteten Chaos, was nicht eintrat. Ganz glatt lief es trotzdem nicht.

Von Natalie Stolle
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Der Schienenersatzverkehr nach Riesa wird mit Bussen gestemmt aufgrund der Sperrung der Bahnstrecke.
Der Schienenersatzverkehr nach Riesa wird mit Bussen gestemmt aufgrund der Sperrung der Bahnstrecke. © Sebastian Schultz

Landkreis Meißen. Zitternd und mit müden Augen stehen die Wartenden an der kleinen Busplattform. Blicken hin und wieder zu der gelben Anzeigetafel. Sieben Uhr morgens in Leipzig ein völlig normaler Anblick. Mit dem Unterschied, dass diesmal kein roter Zug in den Bahnhof rauscht, sondern sich quietschend ein Linienbus nähert.

Wer momentan mit der Bahn von A nach B kommen möchte, der hat es nicht gerade leicht. Zuerst war da der GDL-Streik letzte Woche, der vielerorts Züge ersatzlos ausfallen ließ. Jetzt ist die Strecke Leipzig-Riesa wegen Bauarbeiten gesperrt. Für Ersatz wird mit Bussen gesorgt.

Der erste von insgesamt zwei Bussen füllt sich rasch mit Pendlern. Es ist überraschend, dass die Busse ausreichen für die Menge an Reisenden, die normalerweise diese Strecke nutzen. Wenn ich mich selbst daran erinnere, wie voll diese Züge oftmals sind, bin ich verblüfft. Ich kann es mir nur so erklären, dass die Ankündigung der Streckensperrung viele dazu gebracht hat, auf einem anderen Weg ans Ziel zu kommen oder in dieser Woche lieber von zu Hause aus zu arbeiten.

Wenig Vertrauen in den Nahverkehr

Dass das Vertrauen in den öffentlichen Nahverkehr nicht besonders groß ist in der Region, zeigt sich auch in der SZ-Umfrage zum Mobilitätskompass. Insgesamt 167 Teilnehmende gaben an, lieber das Auto für den Arbeitsweg zu nutzen, gerade weil die Alternative einfach zu viel Zeit kostet. Diejenigen, die sich dann doch für Bus und Bahn entscheiden, sehen in Verspätungen und überfüllten Zügen ein großes Hindernis auf ihrem täglichen Weg.

Eine Einschätzung, die ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Bei genauerer Betrachtung der letzten Wochen kam der Saxonia-Express regelmäßig mit vier bis zehn Minuten Verspätung an seinem Ziel an. Was sich mit den Aussagen des VVOs deckt, der dem Saxonia Express 2022 eine Pünktlichkeit von 90 Prozent zuspricht. Und auch die Überfüllung ist ein Problem, gerade, wenn dann noch ein Waggon fehlt.

Expressbus falsch ausgeschildert

Der Ersatzbus kommt heute mit einer Verspätung von zehn Minuten in Riesa an, was einen Umstieg schwierig, aber dank der Bahnmitarbeiter nicht unmöglich macht. Die Mitreisenden sind erst zornig, dann erleichtert, dass ihnen der Anschluss nicht vor der Nase wegfährt. Ein Wunder, denn auf dieser Strecke wird selten auf andere Züge gewartet.

Selbst der Rückweg am späten Nachmittag klappt. Zumindest halbwegs. Bei erneuter Dunkelheit gelingt der Umstieg in den Ersatzbus um 17 Uhr, ein Bahnmitarbeiter weist auf einen zweiten Bus hin, nachdem der erste schon voll ist. Es soll der Expressbus direkt nach Leipzig sein. Spätestens als wir aber in Oschatz halten, wird mir klar, ich sitze doch im falschen Bus. Anders als der Expressbus fährt der nämlich über alle Stationen des Saxonia-Expresses und noch einige weitere wie Machern und Bennewitz. Ich bin nicht die Einzige, die falsch eingestiegen ist, aber jetzt gibt es kein Entkommen und keine Alternative.

Die Deutsche Bahn erklärte auf Anfrage, die Bauarbeiten der Strecke würden in Zukunft auch dafür sorgen, schneller fahren zu können. Das wäre tatsächlich eine gute Nachricht, denn schaut man sich die Verbindungen Leipzig-Dresden genauer an, ist auffällig, dass egal, ob Regio, IC oder ICE die gefahrene Zeit nahezu die gleiche ist. Mit dem neuen System sollen ab 2024 Geschwindigkeiten bis 200 km/h möglich sein, was dann auch die Fahrzeit insgesamt verkürzen könnte. Ein Hoffnungsschimmer für Pendler.