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"Die Kosten laufen uns davon"

Schlechte Nachricht für Lommatzscher Eltern: Ab Januar wird die Kinderbetreuung teurer. Dadurch verliert Käbschütztal einen fragwürdigen Spitzenplatz.

Von Jürgen Müller
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Für die Kinderbetreuung müssen Eltern in Lommatzsch künftig tiefer in die Haushaltskasse greifen.
Für die Kinderbetreuung müssen Eltern in Lommatzsch künftig tiefer in die Haushaltskasse greifen. © Symbolfoto: dpa

Lommatzsch. Eltern und Alleinerziehende, die ihre Mädchen und Jungen in einer Kindereinrichtung der Stadt betreuen lassen, müssen ab Januar nächsten Jahres erneut tiefer in die Tasche greifen. Das beschloss am vergangenen Donnerstag der Stadtrat. Besonders im Krippenbereich fällt die Erhöhung deutlich aus. Für eine neunstündige Betreuung sind jetzt monatlich pro Kind 286,25 Euro zu zahlen. Das sind 33,11 Euro oder 13 Prozent mehr als bisher. Da tröstet es die Betroffenen auch nicht, dass in Käbschütztal für die gleiche Leistung 300,04 Euro zu zahlen sind. Dass es erheblich günstiger geht, zeigt Niederau. Dort kostet diese Betreuung 248 Euro, bis Ende August waren es sogar nur 235 Euro im Monat.

Nicht ganz so hoch fällt die Erhöhung im Kindergarten aus. Hier kostet eine neunstündige Betreuung künftig 163,60 Euro, das sind monatlich gut fünf Euro mehr als derzeit. Zum Vergleich: In der teuren Gemeinde Käbschütztal sind dafür 163,07 Euro, also sogar etwas weniger, zu zahlen, in Niederau jedoch nur 140 Euro. Käbschütztal verliert hier also einen fragwürdigen Spitzenplatz an Lommatzsch.

Am geringsten fällt die Erhöhung im Hort aus. Sechs Stunden kosten in Lommatzsch statt 88,10 Euro dann 90,37 Euro. Da ist sogar Käbschütztal mit 88,06 Euro günstiger, in Niederau hingegen, das ebenfalls die Elternbeiträge ab September erhöhte, kostet diese Leistung sogar nur 80 Euro.

Stadt nimmt jetzt die Höchstbeträge

"Die Kostensteigerungen resultieren hauptsächlich aus den Veränderungen der Personalschlüssel. Die Veränderungen der Betreuungsschlüssel stellen eine deutliche Qualitätsverbesserung für die Kinderbetreuung dar", so Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP). Ein weiterer Grund ist, dass die Stadt künftig die höchstmöglichen Sätze an Elternbeiträgen nimmt. Dies sei wegen der Haushaltslage notwendig. Das heißt, in der Kinderkrippe müssen die Eltern künftig 23 Prozent der Betriebskosten bezahlen, im Kindergarten und im Hort sind es jeweils 30 Prozent. Bisher hatte die Stadt die vollen gesetzlich möglichen Prozentsätze nicht ausgeschöpft. "Uns bleibt nichts anderes übrig, die Kosten laufen uns davon", begründet die Bürgermeisterin.

Doch worauf müssen sich angesichts der Lommatzscher Kostensteigerungen die Eltern in Käbschütztal, einer der bisher teuersten Gemeinden, einstellen? Auf gar nichts, sagt Bürgermeister Uwe Klingor (CDU). "Wir werden in diesem Jahr die Elternbeiträge nicht erhöhen", versichert er.

Eine vom Betreiber geplante Erhöhung hat in diesem Jahr der Gemeinderat schon abgelehnt. Der Träger der Kindereinrichtungen in Barnitz und Löthain, die Johanniter Unfallhilfe, wollte über ein Freiwilliges soziales Jahr zwei Hilfskräfte auf 450-Euro-Basis einstellen. Diese Kosten wären anteilmäßig auf Freistaat, Gemeinde und eben auch auf die Eltern umgelegt worden.

Gemeinderat zieht Notbremse

Doch der Käbschütztaler Gemeinderat lehnte es ab, zusätzliche Stellen zu schaffen, trat auf die Kostenbremse. Die Begründung: Nur wenn mehr Kinder betreut würden als bisher, könnte zusätzliches Personal eingestellt werden. Dies sei aber nicht der Fall. Zudem hätten die Hilfskräfte keine eigene Gruppe betreuen dürfen.

Schon im vergangenen Jahr war die Erhöhung der Elternbeiträge in Käbschütztal mit äußerst knapper Mehrheit beschlossen worden. Fünf Räte stimmten dafür, vier dagegen. "Im kommenden Jahr werden die Elternbeiträge aber wieder angepasst werden müssen", baut der Bürgermeister schon mal vor. Und "angepasst" heißt in aller Regel "erhöht".