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Meißen: Aus dem OP-Saal auf die Dynamo-Tribüne - Leserbrief des Patienten

Ein fußballvernarrter Patient lehnte beinahe eine lebenswichtige Operation im Elblandklinikum Meißen ab, um sein Lieblingsteam im Fernsehen nicht zu verpassen. Nun meldet er sich mit einem Leserbrief bei Sächsische.de

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Dr. Matthias Lenz (l.) und Holger Hansel im Rudolf-Harbig-Stadion.
Dr. Matthias Lenz (l.) und Holger Hansel im Rudolf-Harbig-Stadion. © Elblandkliniken

Meißen, 30. November 2023. Nach geglückter Operation und erfolgreichem Besuch des Dynamo-Spiels am 4. November meldete sich der Patient, Holger Hansel, mit einem Leserbrief bei Sächsische.de, und bat um Veröffentlichung. Lesen Sie hier Hansels Dankesbrief an seine Ärzte und Pfleger:

"Ich bin kein Patient wie jeder andere, denn ich bin von Geburt an Spastiker. Meine 58 Lebensjahre verbrachte ich im Bett oder Rollstuhl. Mit meiner Familie und der Lebenshilfe in Großenhain verbringe ich ein zufriedenes Leben. Es darf mir nur keine akute Krankheit in den Weg kommen, denn das Wort Krankenhaus löst in mir einen Widerwillen aus. Es kostet dann den Menschen um mich herum sehr viel Mühe, meine Einsicht zu schneller und notwendiger Behandlung zu erreichen. So musste ich mich vor zwei Jahren einer schweren Operation im Elblandklinikum Riesa unterziehen. Dafür noch heute einen Dank an das damalige Ärzteteam.

Obwohl alle Krankheiten eigentlich wissen müssten, dass ich eine große Angst vor ihnen habe, erreichten mich im September dieses Jahres gleich zwei notwendige Operationen im Krankenhaus in Meißen. Sie konnten gerade zur rechten Zeit durchgeführt werden. Dafür ein großes „Dankeschön“ an die Ärzte und das Pflegepersonal, denn auch diese Menschen hatten es nicht leicht mit mir.

Ein besonderer Dank gilt meinem Arzt, Doktor Lenz, der mich operiert hat. Mit ihm verbindet mich noch mehr, denn wir sind beide Fans von Dynamo Dresden. Der Sport und meine Familie sind mein Leben. Die Liebe zu Dynamo Dresden besteht bei mir schon viele Jahre. Da ich, genau wie das Elblandklinikum Meißen, einen besonderen Draht zu Dynamo haben, schenkte mir das Krankenhaus eine Karte zum Spiel am 4. November, Dynamo gegen Freiburg, im Fußballstadion in Dresden.

Da hinzukommen ist in meinem Fall aber nicht so einfach, denn der Transport ist eine wichtige Frage. Und gerade das konnte mir vonseiten der Lebenshilfe nicht zugesichert werden. Aber meine Schwester Sandra war nicht untätig, sie setzte alle Hebel in Bewegung und erreichte beim DRK eine Zusage. Danke lieber Heiko, dass Du das für uns getan hast, denn auch meine Operationsärzte Dr. Lenz und ein weiterer Arzt begleiteten mich zu diesem Spiel.

Fußball bei Dynamo Dresden ist für mich wie eine Therapie, deshalb möchte ich mich noch einmal bei allen Menschen ganz herzlich für ihre Mühe bedanken."

Mit akutem Darmverschluss in die Notaufnahme

Meißen/Dresden, 6. November 2023. Holger Hansel, geboren 1965 und glühender Dynamo-Fan, wird am 22. September 2023 mit starken Bauchschmerzen und heftigem Erbrechen in die Notaufnahme des Elblandklinikums Meißen eingeliefert. Aufgrund mehrerer Operationen in der Vergangenheit war es bei Herrn Hansel zu einem großen Narbenbruch der Bauchdecke gekommen, der ihm bis dato aber keine Beschwerden bereitet hatte. Die Ärzte stellten mittels Computertomografie jedoch einen akuten Darmverschluss fest, wie das Krankenhausunternehmen in einer Pressemitteilung erklärt.

Der hinzugerufene diensthabende Bauchchirurg, Dr. Matthias Lenz, erklärte Hansel, dass er sofort operieren müsse und Lebensgefahr bestehe. Doch Hansel, der in einer Einrichtung der Lebenshilfe Großenhain wohnt und auf einen Rollstuhl angewiesen ist, lehnt ab. Der Grund: Er wolle unbedingt das Derby der SG Dynamo Dresden gegen den SV Erzgebirge Aue sehen, welches zwei Tage später live im Fernsehen ausgestrahlt werden sollte.

Zu Gast bei Dynamo gegen Freiburg

"Holger Hansel hatte in dieser Situation alle Kraft verlassen", meint Dr. Lenz rückblickend. Der Chirurg, selbst Fußballfan, versuchte nun, das Eis zu brechen und erzählte, dass er selber an diesem Tag im Rudolf-Harbig-Stadion sei. Er macht Hansel einen Deal: "Mir kam die Idee, ihm anzubieten, mit ihm zusammen einmal ein Spiel der SG Dynamo Dresden im Stadion anzuschauen – nachdem er von der zwingend notwendigen Notoperation genesen ist." Damit konnte der Oberarzt seinen Patienten überzeugen. Herr Hansel hatte nun ein Ziel und war motiviert. Er wurde noch in dieser Nacht erfolgreich operiert.

Am 4. November war es nun soweit. Holger Hansel und sein Chirurg waren gemeinsam im Rudolf-Harbig-Stadion. Die SG Dynamo Dresden spielte gegen Freiburg II - und gewann das Spiel auch noch 2:0. Ein besonders schönes Ergebnis für Holger Hansel. Möglich wurde dies durch die Unterstützung der SG Dynamo Dresden. Maik Meister vom DRK Fahrdienst Meißen-Großenhain brachte den rollstuhlgebundenen Holger Hansel zum Stadion in Dresden. Live hatte er seine Lieblingsmannschaft seit Jahren nicht mehr gesehen. "Alle haben sofort geholfen, um Holger seinen Traum zu erfüllen. Darauf sind wir unheimlich stolz und dankbar", meint Dr. Matthias Lenz. (SZ)