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Ein Stück Welt auch mit wenig erreichen

Ein Besuch, der überrascht. Zu Gast im interkulturellen Frauentreff „Atelier Frauenvielfalt“ auf der Neugasse 20. Ein sensibler Ort.

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Bei der Übergabe des Fördergeldbescheides (v.l. OB Olaf Raschke, Christine Hauke, Grit Stephan und Giulia Ferrari)
Bei der Übergabe des Fördergeldbescheides (v.l. OB Olaf Raschke, Christine Hauke, Grit Stephan und Giulia Ferrari) © Foto: Stadt Meißen

Ein tolles Team im Frauentreff

„Wenn wir über Menschen sprechen, dann vergessen wir oft, dass ein Mensch aus Vielem besteht. Nehmen wir zum Beispiel einen Keks. Er besteht aus Mehl, Butter und vielen anderen Zutaten. So ungefähr ist es mit Menschen – sie sind komplex. Man muss hinter die Fassade schauen, um diese Vielschichtigkeit zu sehen“, sagt Giulia Ferrari, eine vor Lebensenergie und Freundlichkeit sprühende 32jährige Frau, die in Italien geboren wurde, nun in Leipzig lebt und seit dem 1. Juli im Projekt und in Meißen arbeitet. Sie hat schon in Projekten für geflüchtete Menschen gearbeitet und so Erfahrungen sammeln können. „Durch eine Anzeige vom „Atelier Frauenvielfalt“ bin ich auf diese Stelle aufmerksam geworden und habe mich spontan beworben“ Ob sie Meißen schon vorher kannte, fragt Meißen.lokal. Giulia lacht: „Ja, ich habe von dem fantastischen Meißner Wein gehört.“ Eine Antwort, spontan und ehrlich.

Frau Walaa Toubaji ist die dritte Frau im Projektteam. Frau Toubaji kommt aus Syrien. Ab September kommt eine vierte Mitarbeiterin als Bundesfreiwillige hinzu. Auch sie wurde in Syrien geboren. Wir sind ein internationales Team.

Mit ganz viel Fingerspitzengefühl

Grit Stephan ist Projektleiterin des „Atelier Frauenvielfalt“. Bis Ende des Jahres 2020 war das Projekt noch im „Buntes Meißen e.V.“ angegliedert. Seit Anfang des Jahres 2021 ist es in der „Stiftung Soziale Projekte Meißen“ (SoPro) beheimatet, welche die Trägerschaft für das interkulturelle Frauenprojekt vom Verein übernommen hat.

Auch für die Geschäftsführerin der Stiftung, Christine Hauke war es ein wichtiger und richtiger Schritt: „Damit und mit dem Umzug in die Neugasse 20 sind die Angebote des „Atelier Frauenvielfalt“ nun noch viel besser öffentlich wahrnehmbar.“

Es ist schon ein sensibles Thema, Integration von Flüchtlingen. „Übertriebener Aktionismus ist nicht immer förderlich“ erzählt Grit Stephan. Sie hat bereits mehrjährige Erfahrung in der Arbeit und auch im Umgang mit Migrantinnen und Migranten. Durch ihre Arbeit in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Dresden und Meißen hat sie ein gutes Gespür entwickelt, auf Menschen zuzugehen und ihnen zuzuhören.

„Das sind zwei der wichtigsten Komponenten in unserer Arbeit. Zuhören und Frauen Raum geben. Jede Frau, die hier bei uns in den Frauentreff kommt ist individuell, hat andere Lebensgewohnheiten. Unsere Arbeit besteht darin zu unterstützen, sich hier ein neues Leben aufzubauen. Es gibt viele Dinge, die berücksichtigt werden müssen, darum ist es ein Prozess, der viel Geduld und Einfühlungsvermögen braucht. Wir bauen Vertrauen auf, damit die Frauen ankommen können. Auch alle, die hier im Land geboren wurden, können dazulernen und vielleicht gerade von denen, die hinzugekommen sind- von ihren Lebenswirklichkeiten und Traditionen. Was für uns teilweise selbstverständlich ist, ist für die Frauen oft völliges Neuland und umgekehrt. Dieser Prozess braucht Zeit, Sensibilität und Geduld.

Alle sind willkommen

Es gibt eine Zielgruppe im Frauentreff. Frauen mit Migrations- und Fluchterfahrung. Darüber hinaus sind alle Frauen willkommen, die sich angesprochen fühlen.

„In unserem „Atelier Frauenvielfalt“ stehen niederschwellige Bildungs- und Bewegungsangebote zur Verfügung. Wir bieten unterschiedliche Kurse in Alltagskunde, Hilfe im Spracherwerb oder auch Computerhandhabung an“, erzählt uns Christine Hauke, die Chefin der Stiftung.

„Bei uns kann man aber auch kreativ sein. Wir haben einen Kurs für textiles Gestalten und einen für Nähen. Auch einen Yogakurs kann man bei uns belegen“.

„Wir wollen in der aktuellen Projektzeit neue Aktionen und Projekte gemeinsam mit den Frauen und interessierten Organisationen der Stadt sowie Meißnerinnen und Meißner durchführen“. Auch wir waren durch die Pandemie komplett eingeschränkt. Jetzt sind wir wieder in Bewegung“ strahlt Grit Stephan.

Vielen Dank für das Gespräch.