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Das Wandern ist des Meißners Lust

Ex-Wellenspielchef Karl-Heinz Gräfe wurde eine neue Aufgabe übertragen. Mit seinem alten Job hat sie kaum etwas zu tun.

Von Peter Anderson
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Meißen ist zwar keine Wanderhochburg, aber verfügt über ein beachtliches Wegenetz. Jetzt gibt es dafür einen neuen Kümmerer.
Meißen ist zwar keine Wanderhochburg, aber verfügt über ein beachtliches Wegenetz. Jetzt gibt es dafür einen neuen Kümmerer. © Daniel Schäfer

Meißen. Jeder soll in Meißen an sein Ziel finden. Niemand soll sich verirren. Dafür sorgt in der Stadt ganz entscheidend ein ehrenamtlicher Ortswegewart. Mit dem Ausscheiden von Ulrich Neumann war der Posten frei geworden. Der frühere Sportlehrer des Franziskaneums gab die Aufgabe altersbedingt auf. Jetzt wurde eine neue Frau beziehungsweise ein neuer Mann für die verantwortungsvolle Stelle gesucht. Der Stadtrat hat sich jüngst entschieden, Karl-Heinz Gräfe den Job zu übertragen.

Der Meißner ist in der Stadt vor allem als Chef des Familienbades Wellenspiel bekannt. Damit trug er allerdings auch Verantwortung für den angegliederten Panorama-Aufzug zur Albrechtsburg, der als Pannenlift teilweise bundesweit traurige Berühmtheit erlangte. Das Problem ist durch einen Umbau der Bergstation mittlerweile gelöst. Karl-Heinz Gräfe suchte im Ruhestand ein neues Betätigungsfeld.

Was viele nicht wissen: Der rüstige Senior war lange Zeit im Handball sehr aktiv. Als Ausgleich dazu ging er wandern und klettern. Hochgebirgstouren, Inseldurchquerungen und Ausflüge auf die Südhalbkugel finden sich in seinem Reisetagebuch.

Während des Lockdowns habe er sich ins Meißner Gebiet zurückgezogen, sagt Gräfe. Sein Fazit: So schlecht sei Meißen gar nicht aufgestellt. Sowohl von der Beschaffenheit her, aber auch was die Ausschilderung anbetrifft, könne sich das Meißner Land durchaus sehen lassen. Ein Vergleich mit traditionellen Wanderzentren wie dem Thüringer Wald oder dem Harz verbiete sich allerdings. Es fehlten beispielsweise spezielle Themen-Wanderwege.

Obwohl offiziell noch gar nicht mit der Aufgabe betraut, hat der neue Meißner Wegewart in den vergangenen Monaten bereits kräftig gewirbelt. Er war mit daran beteiligt, Wanderwege im Bereich des Spaargebirges neu auszuschildern. So lassen sich jetzt die Römische und Kleine Bosel besser finden. Arbeitsbedarf sieht der Rentner bei Schautafeln, die Schulklassen oder auch Kindergartengruppe charakteristische Merkmale der Gegend nahebringen sollten.

Wanderführer sind bereits in Arbeit

Bei den Meißner Stadträten stieß die Wahl des neuen Wegewartes einhellig auf ein positives Echo. Der bündnisgrüne Heiko Schulze wünscht sich, dass künftig in kürzeren Abständen im Sozial- und Kulturausschuss über Fortschritte aus diesem für Einheimische und Besucher gleichermaßen wichtigen Feld berichtet wird. Gleichzeitig regte er an, eine Tradition aus dem 20. Jahrhundert wiederzubeleben, als regelmäßig kleine Wanderführer in Heftform erschienen und so zum Erkunden der Heimat anregten.

Nach Angaben von Stadtmarketingchef Christian Friedel ist dies bereits in Arbeit. Stück für Stück werde das Rathaus Broschüren und Karten herausgeben. Umfangreichere Literatur könne zum Beispiel über Touristinformation erworben werden. Christel zufolge ist der Stadtwald mittlerweile fertig beschildert. Neue Wegweiser für Siebeneichen und Spaar lägen nahezu komplett vor. Er rechne damit, diese bis Ende Oktober anbringen zu können.

Die Geschichte von Schloss Scharfenberg ist eng mit dem Dichter Novalis verbunden. Er gilt als einer der wichtigsten Autoren der Romantik. Dieses Potenzial bietet sich für einen Themenweg an.
Die Geschichte von Schloss Scharfenberg ist eng mit dem Dichter Novalis verbunden. Er gilt als einer der wichtigsten Autoren der Romantik. Dieses Potenzial bietet sich für einen Themenweg an. © Claudia Hübschmann

Zum Punkt Themen-Wanderwege verwies Helge Landmann von den Bürgern für Meißen auf das aus seiner Sicht große Potenzial eines Novalis-Weges, der mit dem Dichter verbundene Stätten wie Scharfenberg, Siebeneichen etc. verbinden sollte. Schließlich lebe Meißen von Romantik, so Landmann. Allerdings klaffe hier eine Lücke in Richtung Klipphausen. Es gelte, auch gemeindeübergreifend zu denken und zu arbeiten.

Dieses Vorhaben stehe auf seiner Arbeitsliste, versprach Rathaus-Mitarbeiter Christian Friedel. Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) gab an, bereits das Gespräch mit dem Klipphausener Bürgermeister Mirko Knöfel (parteilos) gesucht zu haben. Ihm sei dieses Thema ein persönliches Anliegen.