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Giganetz lässt Hunderte Radebeuler ohne Breitbandanschluss zurück

Mit der Deutschen Giganetz hat sich im Herbst einer von vier Telekommunikationsanbietern in Radebeul zurückgezogen. Nun ist die Not groß, Ersatz zu finden.

Von Ines Mallek-Klein
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Die Giganetz wollte im Radebeuler Stadtgebiet mehr als 13.500 Haushalte mit Breitband versorgen, im Herbst zog sie überraschend zurück.
Die Giganetz wollte im Radebeuler Stadtgebiet mehr als 13.500 Haushalte mit Breitband versorgen, im Herbst zog sie überraschend zurück. © dpa

Radebeul. Eigenwirtschaftlich wollte die Giganetz, ein Telekommunikationsunternehmen mit Sitz in Hamburg, den Breitbandausbau in Teilen von Radebeul vorantreiben. 30 Millionen Euro standen nach Unternehmensangaben bereit, um 6.000 Hausanschlüsse zu legen und damit rund 13.500 Wohneinheiten anzubinden. Es handelt sich nach Informationen von saechsische.de nicht um sogenannte "weiße Flecken", die über keine oder nur sehr rudimentäre Internetanbindung verfügen. Vielmehr ging es um die "grauen Flecken", also Anschlüsse, die bereits mit Internet versorgt werden, deren aktuelle Kapazität aber in absehbarer Zeit nicht mehr für einen verlässlichen Datenaustausch reichen wird.

Die Giganetz wollte also investieren und das nach eigenen Angeben, ganz ohne Fördermittel. Im Oktober zog sich das Unternehmen nun zurück, überraschend für die Stadtverwaltung, aber auch für viele Kunden, die in der Giganetz bereits ihren Partner für die digitale Zukunft gesehen hatten. Hatte sie doch noch beim Weinfest um Kunden geworben.

"Ohne Sichtbarkeit, ohne eine aktive Unterstützung seitens der Verwaltung, ohne aktive Beteiligung der hiesigen Wohnungswirtschaft und der Tatsache, dass Wettbewerbsaktivitäten sich jüngst auf die von uns in der Vermarktung befindlichen Gebiete ausweiteten, ist eine erfolgreiche Nachfragebündelung jedoch nicht mehr zu erwarten", begründete der Geschäftsführer der Deutschen Giganetz, Soeren Wendler, damals den Rückzug. Es ist übrigens nicht das einzige Giganetz-Projekt. Fast zeitgleich kündigte das Unternehmen auch an, sein Projekt im thüringischen Saalfeld zu beenden.

Keine Ausweitung ohne Verstoß gegen Förderrichtlinien

Neben der Deutschen Telekom seien Vodafone und WirsNet im Breitbandausbau in der Stadt aktiv, heißt es auf Nachfrage aus der Verwaltung. Dritter Player im Spiel ist Sachsen-Energie, die sich gezielt und gefördert um die weißen Flecken kümmere, also solche Regionen, in denen viel Leitung gelegt werden müsse, aber nur weniger Anschlüsse zu erwarten sind - die unlukrativen Stellen also. Diese Projekte werden vom Landkreis aus betreut. Die Stadtverwaltung versucht nun, einen Telekommunikationsanbieter zu finden, der die ehemals von der Giganetz besetzten Straßenzüge ausbaut. Es gäbe bereits aussichtsreiche Gespräche, die 2024 fortgeführt werden sollen - allerdings nicht für alle 13.500 Haushalte.

Wie es dort weitergeht, sei noch offen. Auch weil das Vorhaben, die Anschlüsse von der Sachsenenergie mitbauen zu lassen, nicht funktioniert. Diese Projekte sind bereits alle im Antragsverfahren und könnten nicht mehr ausgeweitet werden, ohne das man gegen Förderrichtlinien verstoße, heißt es von den Breitbandkoordinatoren des Landkreises.