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Helfer starten am Dienstag ins Kriegsgebiet

Der Verein "Partnerschaft mit Osteuropa" zieht seinen Hilfstransport in die Ukraine vor. Der soll jetzt regelmäßig stattfinden, sagt Vereinsmitglied Sven Böttger.

Von Jürgen Müller
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Roland William, Michael Müller und Sven Böttger vom Verein "Partnerschaft mit Osteuropa" am Montagnachmittag beim Beladen des Transporters für die Fahrt in die Ukraine.
Roland William, Michael Müller und Sven Böttger vom Verein "Partnerschaft mit Osteuropa" am Montagnachmittag beim Beladen des Transporters für die Fahrt in die Ukraine. © Claudia Hübschmann

Lommatzsch/Coswig. Es war der Abend des 23. Februar, als der Zöthainer Sven Böttger der SZ ein Interview gab. Seit 2009 unterstützt der Verein "Partnerschaft mit Osteuropa", dem er angehört, Projekte in der Ukraine. Dazu gehört auch ein Kinderheim in Krakowez in der Nähe von Lwiw. Im April wollte der Verein erneut einen Hilfstransport in die Ukraine durchführen. Doch in der Nacht begann Putins Krieg. Muss der Hilfstransport jetzt ausfallen? Nein, im Gegenteil. Er wird nun schon am 8. März starten. Derartige Transporte sollen regelmäßig stattfinden, sagt der 53-Jährige.

Ein Schmuckstück ist das Kinderheim im ukrainischen Krakowez dank der Hilfe des Vereins geworden. Zum Glück ist es bisher vom Krieg verschont geblieben.
Ein Schmuckstück ist das Kinderheim im ukrainischen Krakowez dank der Hilfe des Vereins geworden. Zum Glück ist es bisher vom Krieg verschont geblieben. © privat

Herr Böttger, ist das nicht ein großes Risiko, jetzt ins Kriegsgebiet zu fahren?

Wir sind uns der Risiken bewusst, denken aber, dass sie überschaubar und kalkulierbar sind. Das Kinderheim in Krakowez liegt gerade mal zehn Kilometer von der polnischen Grenze entfernt, also weit weg von den Kampfgebieten, die derzeit unmittelbar betroffen sind und aus denen Hunderttausende Menschen auf der Flucht sind, meist Frauen und Kinder. Wir werden vom Grenzübergang direkt hinfahren, unsere Spenden ausladen und gleich wieder die Rückreise antreten.

Was werden Sie im Gepäck haben?

Wir fahren mit drei Kleinbussen, die bis unter die Decke vollgeladen sind. Im Gepäck haben wir vor allem Matratzen, Kopfkissen und Bettbezüge für die Neuankömmlinge, aber auch Lebensmittel wie Zucker, Mehl, Nudeln, Rote Bete, aber auch Hygieneartikel, Waschmittel, medizinische Artikel. Auch Kleidung haben wir eingeladen, allerdings dieses Mal kein Spielzeug. Das Kinderheim, welches wir seit vielen Jahren unterstützen, bereitet sich auf die Aufnahme von Kindern vor, die aus den Kriegsgebieten evakuiert wurden. Normalerweise leben in dem Heim 62 Kinder. Jetzt sind 80 aus Kiew dazugekommen, weitere 40 sind schon angemeldet.

Was ist Ihnen über die Lage in dem Gebiet bekannt?

Auch wenn es hier noch keine großen Kampfhandlungen gibt, ist die Lage besorgniserregend. Allein um das kleine Krakowez herum sollen sich derzeit um die 5.600 Flüchtlinge aufhalten.

Wie soll es mit den Hilfen weitergehen?

Wenn es funktioniert, wollen wir nächste Woche wieder fahren. Unser Ziel als Verein ist es, möglichst jede Woche einen Hilfstransport zu starten, sozusagen eine "Luftbrücke" aufbauen.

Wie soll das logistisch funktionieren?

Die Strecke bis zum Kinderheim beträgt rund 720 Kilometer, das meiste davon Autobahn. Das ist in zehn Stunden zu schaffen. Nach dem Ausladen fahren wir zurück, übernachten in Polen. So ein Transport dauert also insgesamt drei Tage. Mit jedem weiteren Hilfstransport können wir uns dann vor Ort überzeugen, wie die Lage ist, wie unsere Spenden helfen und was noch benötigt wird. So wäre eine kontinuierliche Versorgung möglich.

Und finanziell?

Die Spendenbereitschaft ist riesig. Innerhalb von sechs Tagen hatten wir 11.000 Euro auf dem Konto. Nicht nur Bürger spenden, auch die Hilfsbereitschaft von Unternehmen ist enorm. Viele stellen uns neben Spenden auch ihre Produkte zum Selbstkostenpreis zur Verfügung. Alle sind geschockt vom Krieg Russlands gegen die Ukraine und wollen helfen.

Werden Sie leer zurückfahren?

Nein. Auf der Rückfahrt werden wir Flüchtlinge mitnehmen, aber keine Kinder aus dem Heim, sondern bevorzugt Frauen mit Kindern.

Spenden können auf das folgende Konto bei der Sparkasse Meißen eingezahlt werden: IBAN: DE25 8505 5000 3010 0256 44, BIC: SOLADES1MEI, Kontoinhaber: Partnerschaft mit Osteuropa e. V., Verwendungszweck: Ukrainehilfe