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Hoffen auf einen langen Sommer

Gemeinsam mit dem Theater und Partnern plant Kulturreferentin Sara Engelmann am Veranstaltungskalender. Vieles bleibt noch in der Warteschleife.

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Zur Langen Nacht der Kunst, Kultur und Architektur hatten im vorigen September auch Lichtinstallationen für Begeisterung gesorgt.
Zur Langen Nacht der Kunst, Kultur und Architektur hatten im vorigen September auch Lichtinstallationen für Begeisterung gesorgt. © Claudia Hübschmann

Frau Engelmann, wie plant man Veranstaltungen, von denen man nicht weiß, ob sie überhaupt stattfinden?

Der durch die Pandemie erzwungene Stillstand hat etwas Zeit und Ruhe zum Planen und Netzwerken verschafft. Ich hoffe sehr, dass im Frühsommer das, was wir planen, stattfinden kann. Auch, weil ich wahrnehme, dass die Menschen sich nach Kultur und den damit verbundenen Begegnungen sehnen. Digitale Formate können das nicht ersetzen.

Was bereitet Ihnen die größten Sorgen?

Die Konzepte sind fertig, wir stehen in den Startlöchern. Dennoch hängen alle Kulturschaffenden in einer Warteschleife. Ob Kartenvorverkauf oder Aufträge für Werbeflyer: Solange nicht feststeht, ob die Veranstaltungen tatsächlich stattfinden können, sind wir ausgebremst. Aber wir hoffen auf einen guten und langen Sommer.

Sara Engelmann ist seit dem vorigen Sommer Kulturreferentin im Meißner Rathaus.
Sara Engelmann ist seit dem vorigen Sommer Kulturreferentin im Meißner Rathaus. © Claudia Hübschmann

Worauf dürfen sich die Meißner und Gäste der Stadt freuen?

Am 12. Juni beginnen die Neuen Burgfestspiele, die bis zum 27. Juni über die Bühne auf dem Burghof der Albrechtsburg gehen werden. Am 3. Juli soll die diesjährige Lange Nacht der Kunst, Kultur und Architektur stattfinden. Sie ist zugleich der Startschuss für einen sommerlichen Kulturmarathon. Bis zur Eröffnung der neuen Theater-Saison im September wird es an jedem Samstag Open-Air-Veranstaltungen in der Innenstadt geben.

Gemeinsam mit dem Theater und Künstlern der Stadt wollen wir an die Freitagskonzerte und den „Heißen Sommer“ vom vorigen Jahr anknüpfen. So soll es auf dem Theaterplatz und am Heinrichsplatz allerhand Theater und Konzerte geben – auch für junges Publikum.

„Mehr Kultur für die Meißner!“ Mit dieser Forderung traten Sie im vorigen Jahr Ihr Amt im Rathaus an. Was haben Sie bislang erreicht?

Unsere Stadt erhält eine wunderbare Projektförderung – "Kulturnetzwerke in Kommunen". Damit ergeben sich neue Möglichkeiten zur Förderung von Angeboten für die Meißner sowie die Teilhabe junger Leute. In den nächsten Tagen werde ich mit Vertretern aus Kunst und Kultur, Kinder- und Jugendbildung und weiteren Partnern ins Gespräch kommen, um zu schauen, welche konkreten Projekte damit unterstützt werden können. Unsere Bewerbung fand vor allem deshalb Gehör, weil das Familienamt und der Jugendstadtrat sich daran beteiligt hatten.

Es gibt auch eine spannende Kooperation mit den Landesbühnen und der Albrechtsburg. Dabei soll ein völlig neues Format für junges Publikum entstehen. So können wir in dieser herausfordernden Zeit zumindest schon sagen, dass wir Kultur für mehr Meißner etablieren. Mehr Kultur für alle wird dann hoffentlich perspektivisch mit den ersten Lockerungen wieder möglich sein.

Zu Freitagskonzerten am Heinrichsplatz hatten Musiker im vergangenen Sommer regelmäßig eingeladen. Solche Konzerte soll es auch in diesem Sommer – immer am Samstag – geben.
Zu Freitagskonzerten am Heinrichsplatz hatten Musiker im vergangenen Sommer regelmäßig eingeladen. Solche Konzerte soll es auch in diesem Sommer – immer am Samstag – geben. © Claudia Hübschmann

Was können Sie und die Stadtverwaltung tun, um Künstler und Kulturschaffende in diesen Zeiten zu unterstützen?

Wir können mit gezielten Projekten unterstützen, wie zum Beispiel beim Wintersalon in der Gerbergasse. Gemeinsam mit dem Kunstverein und Hauseigentümern haben wir organisiert, dass Künstler ihre Werke in Schaufenstern leerstehender Läden zeigen konnten und dafür ein kleines Ausstellungshonorar erhielten. Auch über den digitalen Adventskalender hatten Kulturschaffende die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen.

In diesen Tagen erwarten wir, dass der Haushalt der Stadt vollzogen werden kann. Dann stehen Mittel zur Verfügung. Damit könnten wir über Projektförderungen weitere Künstler in verschiedenen Sparten unterstützen. Zudem sollen dieses Jahr verstärkt Gelder aus der Gästetaxe eingesetzt werden, mit denen wir laut Satzung touristisch relevante Veranstaltungen unterstützen können. Auch durch zahlreiche Marketingaktivitäten on- und offline unterstützt die Stadt Meißen weiterhin Künstler und Kulturschaffende, um deren Angebote zu kommunizieren.

Unter Ihrer Leitung hat jetzt das Vorbereitungskomitee zur 1.100-Jahr-Feier getagt. Bei dem Online-Meeting haben Sie sich Rat aus Chemnitz und Karlsruhe geholt, wo in den vergangenen Jahren Stadtjubiläen vorbereitet und gefeiert wurden. Was lässt sich von diesen Städten übernehmen?

Mir geht es vor allem darum: Was bleibt und was strahlt nach dem Ende der Feierlichkeiten weiter in die Stadt hinein? In Karlsruhe zum Beispiel wurde die Vorbereitung auf das 300-jährige Stadtjubiläum im Jahr 2015 als Beitrag zur Stadtentwicklung betrachtet. In vielen Gesprächen und Foren mit den Bürgern wurden Potenziale und Entwicklungsziele der Stadt erörtert. Und die Stadt Chemnitz hatte ihr 875-jähriges Jubiläum 2018 als „Ermöglicherin von Ideen der Bürger“ geplant.

Für unsere Stadt könnte das eine Anregung sein, das Stadtjubiläum im Jahr 2029 als Fest der Bürger oder Bürgerfestspiele zu planen. Im Fokus dürften Stadtgeschichte und Stadtzukunft gleichwertig stehen. Und dafür brauchen wir eine breite Beteiligung in der Bürgerschaft.

Gespräch: Harald Daßler