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So wollen die Bürger von Meißen das Klima retten

Wie kann die Stadt klimafreundlicher werden? Auch darum ging es am Dienstagabend an verschiedenen Ideentischen im Rathaus von Meißen.

Von Harald Daßler
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Angezettelt: Viele Ideen wurden an den Ideentischen aufgeschrieben und zusammengetragen.
Angezettelt: Viele Ideen wurden an den Ideentischen aufgeschrieben und zusammengetragen. © Harald Daßler

Meißen. Mehr Grüne Welle auf den Straßen im Stadtgebiet, mehr und bessere Radwege, Mitmach-Gärten, keine Chemie zum Düngen auf öffentlichen Grünflächen, ein klimafreundliches Freibad – am Dienstagabend waren Dutzende Zettel beschrieben. Darauf waren viele Ideen festgehalten, um die Stadt in den nächsten Jahren klimafreundlicher werden zu lassen.

Um Ideen der Meißner zu erfassen, hatte Klimaschutzmanager Jürgen von Consbruch gemeinsam mit Moderatoren vom Leipziger Institut für Energie ins Rathaus eingeladen. An Ideen-Tischen konnten die mehr als 50 Gäste, die erschienen waren, Ideen und Gedanken äußern, darüber mit anderen diskutieren und schließlich aufschreiben. Die Veranstalter hatten dafür drei Themenbereiche vorbereitet.

Wie wollen wir zukünftig mobil sein?

In der Runde, die sich der Frage "Wie wollen wir zukünftig mobil sein?" zuwandte, kam auch die Forderung nach einer digitalen Verkehrskoordinierung zur Sprache. Durch Fahrgemeinschaften und Carsharing ließe sich der Individualverkehr und damit der Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids in der Stadt reduzieren. Mehr Ladestationen für E-Fahrzeuge würden ebenso dazu beitragen.

Der Verzicht auf das Auto im Alltag ließe sich aber auch durch die kürzere Taktung von Zügen und Bussen im öffentlichen Personennahverkehr erreichen. Ebenso fanden sich die Stichworte Homeoffice und Jobtickets auf den angepinnten Zetteln dieses Ideentischs.

Wie wollen wir künftig klimafreundlich leben?

Zur Frage "Wie wollen wir künftig klimafreundlich leben?" enthielten die Zettel auch Vorschläge, wie erneuerbare Energien noch besser genutzt werden können. Photovoltaik-Anlagen, die auf vielen Dächern in der denkmalgeschützten Altstadt nicht möglich sind, könnten dort aber genutzt werden, wenn auf Dächern in anderen Stadtgebieten erzeugte Sonnenenergie über Bilanzierungsmethoden genutzt werden könnte.

Vorgeschlagen wurde auch, den genossenschaftlichen Betrieb von PV-Anlagen auf Dächern von Mehrfamilienhäusern zu ermöglichen und zu entbürokratisieren. Festgehalten wurde hier auch der Vorschlag, das Versiegeln von Flächen im Stadtgebiet strenger zu regeln – vor allem so, dass mehr entsiegelt als versiegelt wird.

Eine weitere Idee zielt auf die Schule: Durch Kürzung von einigen Minuten in anderen Fächern sollte wöchentlich eine zusätzliche Unterrichtsstunde geschaffen werden, in der sich die Schüler ausschließlich mit dem Klima und seinem Schutz befassen.

Wie kann die Kommune die klimafreundliche Entwicklung unterstützen?

"Wie kann die Kommune die klimafreundliche Entwicklung unterstützen?" war die Fragestellung an einem dritten Ideentisch. Neben dem Verbot von Schottergärten wurde hier die Verwertung von Holzabfällen und Grünschnitt in einem Hackschnitzelkraftwerk vorgeschlagen.

Hier kam auch zur Sprache, dass die klimafreundlichere Nutzung von Energie sich in unmittelbaren Vorteilen (Benefits) für die Bürger niederschlagen sollten und dass sie die Unterstützung bei der Erdwärmenutzung erwarten können. In der Debatte am Tisch kam auch ein Gesetz zur Sprache, das die französische Regierung erlassen hat. Demnach sind Kommunen verpflichtet, Parkplätze ab einer bestimmten Größe zu überdachen und mit PV-Anlagen auszustatten. Das könnte Vorbildcharakter für die Bundesrepublik Deutschland haben.

© Stadt Meißen
© Stadt Meißen

So sieht die Energie- und Treibhausgasbilanz aus

Bevor Jürgen von Consbruch und Moderatorin Nora Günther vom Leipziger Institut für Energie die Anwesenden an die Ideentische baten, präsentierten sie eine Energie- und Treibhausgasbilanz der Stadt, die nach einem bundesweit einheitlichen Standard (Bisko) ermittelt worden ist. Demnach wurden im Jahr 2021 fast 180.000 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid in Meißen ausgestoßen – das entspricht einen Pro-Kopf-Ausstoß von sechs Tonnen, womit Meißen im Bundesdurchschnitt liegt.

Die nach den Bereichen und Energieträgern ausgewerteten Daten zeigen, wo gehandelt werden muss bzw. wo sich große Effekte erzielen lassen. Den für den Ausstoß an Treibhausgasen (THG) zusammengetragenen Daten zufolge machen in Meißen den größten Teil an den klimaschädlichen Emissionen diejenigen aus, die in den Haushalten entstehen. Diesem Sektor wird in den weiteren Schritten besonderes Augenmerk gelten.

Die im Großen Ratssitzungssaal am Dienstag zusammengetragene "Zettelwirtschaft" wird nun weiter bearbeitet, wie Jürgen von Consbruch erläuterte. Zu diesen Ideen kommen Wortmeldungen hinzu, die über das Beteiligungsportal erbeten wurden. Bis zum Dienstagabend hatten 76 Bürger diese Möglichkeit genutzt, um mitzuteilen, was ihnen in Sachen Klima wichtig ist und wo genau etwas oder mehr getan werden muss, um in Meißen den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase künftig noch mehr als bisher zu reduzieren. Diese Möglichkeit zur Beteiligung im Internet bleibt übrigens noch bis zum 8. März geöffnet.

Alle Ideen werden nun bewertet und gewichtet. Gemeinsam mit Stadträten, Vertretern der regionalen Wirtschaft sowie den Stadtwerken und mit der fachlichen Expertise des Leipziger Instituts für Energie wird jetzt ein Klimaschutzkonzept für die Stadt erarbeitet. Es soll der Stadt den Weg weisen, wie sie in den nächsten Jahren im Alltag die vom Pariser Abkommen und den daraus folgenden nationalen Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland gesetzten Ziele erreichen kann. Durch die Nutzung erneuerbarer Energien, geringeren Verbrauch von Energie und das Vermindern schädlicher Emissionen soll bis zum Jahr 2045 auch in Meißen in der Bilanz nicht mehr klimaschädliches Treibhausgas ausgestoßen werden als gebunden oder vermieden werden kann.