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Wie wird Meißen klimafreundlich?

In der Stadt wird an einem Konzept für den Klimaschutz gearbeitet. Dazu fand im Meißener Rathaus eine erste Veranstaltung statt.

Von Harald Daßler
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Jürgen von Consbruch ist Klimaschutzmanager der Stadt Meißen.
Jürgen von Consbruch ist Klimaschutzmanager der Stadt Meißen. © Claudia Hübschmann

Meißen. "Gigantisch" nannte Olaf Raschke die Einsparungen, die beim Energieverbrauch möglich sind. Sinnvolles Regeln der Wärmeversorgung in den städtischen Schulgebäuden oder die schrittweise Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf den Betrieb mit LED-Lampen habe sich auch im Meißner Haushalt bezahlt gemacht, sagte der Oberbürgermeister am Dienstagnachmittag zur Eröffnung einer Informationsveranstaltung zum Thema Erneuerbare Energien im Großen Sitzungssaal des Rathauses.

Erneuerbare Energien, Klimaschutz sowie deren Chancen, Möglichkeiten und Grenzen – diese Themen bestimmen längst nicht mehr nur Debatten, sie sind im Alltag spürbar. Denn die 2015 im Pariser Abkommen vereinbarten Ziele zum Abbremsen der Erderwärmung und dem daraus folgenden Klimawandel gelten auch in der Bundesrepublik Deutschland. Wie das konkret in Meißen umgesetzt wird, ist Inhalt eines kommunalen Klimaschutzkonzeptes.

Lage und Historie der Stadt sind Faktoren

Jürgen von Consbruch, der seit dem vorigen Sommer im Meißner Rathaus als Klimaschutzmanager angestellt ist, arbeitet daran. Wobei er sich als Moderator sieht, der eine möglichst breite Beteiligung einfließen lassen will. Deshalb hat er eine Steuerungsgruppe gegründet, in der Vertreter aus Unternehmen, Verwaltung sowie Stadträte regelmäßig zusammenkommen. Das Konzept soll ein Wegweiser sein: Es soll konkrete Maßnahmen enthalten, wie die Stadt Meißen bis 2045 klimaneutral sein kann. Darin muss aufgelistet sein, was zu tun ist, damit sich Entstehung und Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase wie Kohlendioxid nicht die Möglichkeiten zu deren Bindung oder Umwandlung übersteigt.

Wesentlich dazu beitragen wird, wie es gelingt, das klimaschädliche Gas gar nicht erst entstehen zu lassen, weil Photovoltaik-Anlagen, Erdwärme und Windkraft einen großen Teil des Energiebedarfs in der Stadt decken. Dass angesichts der geografischen Lage und der Historie der Stadt die Nutzung der Windkraft sehr stark beschränkt ist und PV-Anlagen auf Dächern einer historischen Altstadt nur bedingt zum Einsatz kommen, muss im Klimaschutzkonzept für Meißen ebenso berücksichtigt werden, wie wirksame Maßnahmen zum Controlling.

Eine komplexe Aufgabe

Die Komplexität dieser Aufgabe wird in den nächsten Jahren zunehmen, darauf wies Stefan Thieme-Czach von der Sächsischen Energieagentur (SAENA) hin. Das zeige sich nicht nur daran, dass Deutschland den Ausstieg aus Kernenergie und Kohle gleichzeitig zu bewältigen hat, dennoch der Primärenergieverbrauch steigt und, dass es weiterhin wenig vermeidbare Emissionen in der Landwirtschaft geben wird.

Um die sichere Energieversorgung in der Kommune zu gewährleisten – auch dann, wenn die Sonne nicht scheint und kein Wind weht – sind Strom-Importe über das europäische Verbundnetz unverzichtbar. Außerdem müsse auf die soziale Verträglichkeit geachtet werden: Ein Klimageld oder Regelungen zur Deckelung des Mietpreisniveaus können dazu beitragen, dass Maßnahmen für mehr Klimaschutz auch mehr Akzeptanz finden.

Die Politik stelle einige Weichen, um PV-Anlagen zur Versorgung an Mehrfamilienhäusern wirtschaftlich attraktiver zu gestalten. Diesem Ziel diene auch die weitere Ausgestaltung von Bürgerstrom-Modellen, so Stefan Thieme-Czach. Die SAENA könne mit ihrer Expertise beraten, und er wies auf Angebote an Bauherren, Eigentümer und Mieter hin – im Internet sowie bei Ausstellungen, wie zurzeit eine im Foyer des Rathauses zu sehen ist.

40 Anregungen über das Beteiligungsportal

Als ein in Meißen ansässiges Unternehmen kann die UKA-Gruppe mit konkreten Erfahrungen zum Betrieb von Solarparks aufwarten – von der Planung bis zum Management, erläuterte Matthias Jantz. Das auf die Entwicklung von Solar- und Windparks spezialisierte Unternehmen, das vor 24 Jahren in Meißen gegründet wurde, beschäftigt heute 900 Mitarbeiter an 15 Standorten in Deutschland. Das zeige, dass die regionale Wertschöpfung durch Erneuerbare Energien zukunftsträchtig ist. Er nannte auch Beispiele, wie sich Flächen in Solarparks weiter landwirtschaftlich nutzen lassen.

Schade, dass nur wenige der Einladung zu dieser Auftaktveranstaltung gefolgt waren. Meißens Klimaschutzmanager lud die Meißnerinnen und Meißner ein, sich mit ihren Fragen, Ideen und Anregungen an der Ausarbeitung des kommunalen Klimaschutzkonzeptes zu beteiligen. Bislang seien 40 Anregungen über das Beteiligungsportal des Freistaates Sachsen bei ihm gelandet. Am 27. Februar, ab 18 Uhr, findet im Meißner Rathaus die nächste Veranstaltung statt. Dann wird er eine Studie zu Emissionen in der Stadt vorstellen – darauf baut das Meißner Klimaschutzkonzept auf.