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Leserbrief: Die Rückkehr auf den Meißner Burgberg

40 Jahre ist es her, als ein Sturm das Kornhaus beschädigte. Hier berichtet der Meißner Steinrestaurator Hans Peter Hain über die Rettung eines wertvollen historischen Details.

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Der Meißner Steinrestaurator Hans Peter Hain bereitet die Restaurierung des  Kornhaus-Obelisken vor.
Der Meißner Steinrestaurator Hans Peter Hain bereitet die Restaurierung des Kornhaus-Obelisken vor. ©  privat

Wir Meißner – vor allem diejenigen, die im Denkmalbereich tätig sind – haben mit Genugtuung vernommen, dass das Kornhaus einen neuen Eigentümer, die Otto-und-Emma-Horn-Stiftung, hat. Der Stiftungsverwalter und der verantwortliche Architekt, beide gestandene Denkmalpfleger, haben ihr Können und ihr Engagement schon vielerorts unter Beweis gestellt – das Kornhaus ist in guten Händen. Jetzt gilt es für jeden Meißner das Vorhaben nach Möglichkeit, und wenn es auch nur gedanklich ist, zu unterstützen.

Wir, die Denkmalwerkstatt Steinrestaurierung Hain wollen unseren Beitrag leisten. Im Herbst 1984, also vor 40 Jahren, erreichte uns ein Hilferuf von der Albrechtsburg: ein Sturmschaden am Kornhaus! Die damalige Restaurierungswerkstatt als Außenstelle des Dresdner Denkmalbetriebs war zu dieser Zeit für "alles" verantwortlich, was mit Denkmalen zu tun hatte.

Auch ohne Handy wurden wir sofort aktiv. Wir brauchten damals keinen Auftraggeber. Nein, die Pflicht war unser Auftraggeber – das gilt bei uns noch heute.

Der Sturm hatte die baumstarken Äste einer mächtigen Platane, die auf dem Rondell am Westgiebel des Kornhauses stand, in Bewegung gesetzt – und einen schweren Schaden verursacht. Die steinerne Giebelbekrönung der starken Schildmauer, die vom Haus bis zur Straße reicht, wurde einfach herunter gefegt und zum Absturz gebracht.

Es handelt sich um einen mit Blattwerk geschmückten Sandsteinobelisken von beträchtlichen Maßen und Gewicht. Nach dem Absturz aus etwa 20 Metern Höhe war der Schaden immens. Der Obelisk war in zwei Teile zerbrochen und in unzählige Kleinteile aufgesplittert. Sofort wurde die Absturzstelle gesichert. Nach Verladen der Großteile wurden sämtliche kleinen Bruchstücke geborgen und eingesammelt.

Diese Sorgfalt beim Bergen war notwendig, um für eine eventuell spätere bildhauerische Neuausformung wichtige Befunde zu sichern. Aber auch Touristen nehmen sich gern – wenn möglich im Vorbeigehen – ein "Andenken" mit. Die beiden größeren Bruchstücke wurden damals sofort in der Werkstatt kraftschlüssig gefügt, die Kleinteile verpackt, beschriftet und eingelagert – bis zum heutigen Tag.

In nächster Zeit werden die verlorenen Schmuckbereiche des Obelisken vom jetzigen Chef der Werkstatt, Steinmetz- und Steinbildhauermeister Andreas Hain, neu in Stein ausgeformt. Hier zeigt sich, dass der verantwortungsvolle Umgang mit Rudimenten und Fundstücken oberstes Gebot bei der Arbeit am Denkmal ist, um nach vielen Jahren Verlorenes der Öffentlichkeit wieder erlebbar machen zu können.

Gern möchte ich es erleben, dass der restaurierte Obelisk unter Mitwirkung meines Enkelsohnes Linus, der den Steinmetzberuf in einem namhaften Dresdner Denkmalunternehmen erlernt, gemeinsam mit seinem Vater dafür sorgt, dass der Obelisk an seinen angestammten Platz wieder zurückkehrt. Somit hätten dann drei Generationen zu der jetzt möglichen Rückkehr beigetragen.

Bis dahin könnte der restaurierte Obelisk in der Nähe des Kornhauses, vielleicht in der Eingangshalle der Albrechtsburg, präsentiert werden – als Blickfang einer Spendenaktion zugunsten der Sanierung des Kornhauses, und das natürlich in Abstimmung mit der Bauherrschaft.