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Landkreis Meißen: Wie läuft es mit dem elektronischen Rezept?

Am 1. Januar wurde das E-Rezept verpflichtend. Es spart 500 Millionen Papierrezepte pro Jahr. Wie funktioniert es in Apotheken und Arztpraxen?

Von Beate Erler
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Bisher bringt das E-Rezept noch keine Zeitersparnis, sagt Dr. Oliver Morof aus der Meißner Moritz-Apotheke.
Bisher bringt das E-Rezept noch keine Zeitersparnis, sagt Dr. Oliver Morof aus der Meißner Moritz-Apotheke. © Claudia Hübschmann

Landkreis. Heute ist kein guter Tag, um einen Apotheker zu fragen, wie es mit dem neuen E-Rezept läuft. Denn ausgerechnet am Aschermittwoch gab es einen deutschlandweiten Ausfall der IT. „Die Ärzte laden die elektronischen Rezepte auf einen Server, von dem wir sie dann abrufen“, sagt der Chef der Moritz-Apotheke in Meißen, Oliver Morof, „und dieser Server hatte eine Störung und funktionierte nicht.“ Etwa eine Dreiviertelstunde ging gar nichts in allen Apotheken Deutschlands.

Die Kunden, die zu diesem Zeitpunkt bei ihm in der Apotheke standen, konnten nicht bedient werden. „Einige sind zurück zum Arzt und haben sich das Rezept in Papierform geben lassen und andere mussten wir auf morgen vertrösten“, sagt Oliver Morof, der die Apotheke auf der Zaschendorfer Straße seit 30 Jahren mit seiner Frau Helene leitet.

Eine große Störung dieser Art sei heute aber zum ersten Mal aufgetreten, so der Apotheker. Er spricht von einem Systemwandel und der brauche eben Zeit. Jahrzehntelang wurde mit dem Papierrezept gearbeitet und die Abläufe immer weiter verbessert. Das neue System habe noch seine Schwachstellen: „Es dauert zum Teil länger als mit dem Papierrezept und die Zeitersparnis ist bisher noch nicht da“, sagt der Apothekenchef.

Kunden kommen gut informiert in die Apotheke

Etwa 40 bis 50 Prozent der Rezepte, die bei ihm eingelöst werden, sind mittlerweile E-Rezepte. Dass es nicht mehr sind, liegt auch daran, dass der Patient nicht alles über das elektronische Rezept bekommt. So werden zum Beispiel Medikamente, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, weiterhin über das Papierrezept verschrieben. Ein Problem, mit dem er und sein Team gerechnet haben, ist so aber nicht eingetreten. „Wir haben gedacht, dass viel mehr Rückfragen von den Kunden kommen“, sagt er. Das sei aber nicht so und die Leute kämen vom Arzt bereits gut informiert in die Apotheke.

Im Juli letzten Jahres war der bundesweite Start des elektronischen Rezeptes. Verpflichtend war es aber noch nicht und das E-Rezept wurde nur sehr selten ausgestellt und eingelöst. Die Skepsis bei Ärzten, Apotheken und auch Patienten war groß. Seit dem 1. Januar ist das Papierrezept nun durch das E-Rezept abgelöst, das die meisten Patienten mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte einlösen. Seitdem erhält der Patient verschreibungspflichtige Medikamente nur noch auf diesem Weg. Mittlerweile wird rund jedes zweite Rezept elektronisch eingelöst.

Ende Dezember waren 89 Prozent der sächsischen Arztpraxen in der Lage, E-Rezepte auszustellen, so die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen. Bei Robert Kaubisch, Facharzt für Allgemeinmedizin in Großenhain, wird bereits seit letztem Herbst so gearbeitet. „Eine kurze Erklärung für manch verdutztes Gesicht reicht aus und die Patienten akzeptieren es sehr gut“, sagt der junge Arzt.

Medikamente oft nicht sofort abrufbar

Vor allem die älteren Patienten über 70 Jahre sind überrascht, aber der Großteil weiß über die Umstellung Bescheid. Auch technische Probleme gibt es in seiner Praxis nicht, sagt er. "Für mich ist es eine Arbeitserleichterung, denn die 50 Unterschriften am Tag in der Nacharbeit zur Sprechstunde oder während der laufenden Sprechstunde fallen weg."

In den beiden Apotheken von Katrin Springer wurden letztes Jahr nur zehn E-Rezepte im Monat eingelöst. Mittlerweile machen sie 70 Prozent aus. Sie ist die Inhaberin der Stadt-Apotheke in Radebeul und der Alten Apotheke in Weinböhla. Bei ihren Kunden sind die Reaktionen unterschiedlich. „Das erste Mal ohne Papier ist für die allermeisten ein komisches Gefühl“, sagt sie.

Sie hat mit dem E-Rezept bisher geteilte Erfahrungen gemacht. Für Heimpatienten können die Rezepte so direkt vom Arzt an die Apotheke gesendet werden. Das erspart das Abholen und Abdrucken der Rezepte und ist praktisch, sagt sie. Wenn ein Arzneimittel nicht lieferbar ist, sieht das schon anders aus. „Wenn man einen Vorgang ändern muss, sind wir darauf angewiesen, dass wir den Arzt erreichen, solange der Patient in der Apotheke ist“, sagt Katrin Springer. Denn ohne Chipkarte ist keine Änderung möglich.

Und es kommt fast täglich vor, dass sie manchen Kunden ihre verschriebenen Medikamente nicht sofort rausgeben kann, weil die digitale Unterschrift vom Arzt noch fehlt. „Das ist vor allem problematisch, wenn der Patient akute Beschwerden hat und sein Antibiotikum erst zwei Stunden später auf der Gesundheitskarte abrufbar ist“, sagt sie.

Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen stellt nach dem Start der verpflichtenden Anwendung des E-Rezeptes nicht viel mehr Anrufe in ihrer IT-Abteilung fest. „Das lässt darauf schließen, dass keine zentralen Schwierigkeiten bestehen.“