"Wir erreichen die Kinder kaum noch"

Meißen. Jedes Mal, wenn sich das Fenster bei der Videokonferenz öffnet, steigt für den Leiter des christlichen Kinder- und Jugendwerks Arche in Meißen die Spannung. Marcel Bretschneider schaut schnell durch, wer sich alles eingeloggt hat. Zehn Besucher im Chat machen ihn und seine Kollegen schon glücklich. Allerdings kommen gewöhnlich 50 bis 70 Kinder und Jugendliche pro Tag in die rechtselbisch gelegene Kinderstiftung.
"Wir erreichen die Kinder kaum noch", so lautet denn auch ein erstes Fazit Bretschneiders zum erneuten Lockdown. Das wiegt umso schwerer, da die Arche besonders für Familien da ist, die schwer im Alltag zurecht kommen. Gerade für sie wäre eine Hilfe beim Online-Lernen und Strukturieren der täglichen Abläufe wichtig. Dank vieler Spender sei es wenigstens möglich gewesen, für Computer und Mobilfunktelefone zu sorgen, die den Kindern und Jugendlichen das Kontakthalten mit der Kinderstiftung ermöglichen. Bretschneider hofft, wenigstens in den Februarferien wieder ein Programm mit Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten zu können. Die Kommunikation über das Internet kann nur ein Notbehelf sein.
Schulessen fehlt
Die Zentrale der Arche in Berlin macht auf ein weiteres, ganz grundlegendes Problem aufmerksam. Die Situation werde immer schwieriger, heißt es von dort. Die Kinder können nicht mehr in der Schule essen, auch nicht nach den Ferien bis zum 10. Januar. Daher sei die Lage der Familien noch angespannter. Sie müssten sich nun komplett selbst versorgen und zusätzlich Weihnachtsgeschenke kaufen.
In Meißen und dem Umland stößt dieser Hilferuf auf offene Ohren. Die Meißner Landtagsabgeordnete Daniela Kuge (CDU) hat erreicht, dass die Aldi-Regionalgesellschaft Wilsdruff 500 Euro für die Arche spendete. "Ich kaufe selbst sehr gern im linkselbischen Meißner Aldi ein", sagt die Christdemokratin. Der Discounter trete allgemein eher selten durch regionale Spendenaktionen hervor. Umso glücklicher sei sie, dass sich die Regionalgesellschaft in Wilsdruff entschlossen habe, das Kinder- und Jugendwerk zu unterstützen.
Geschäftsführer Rüdiger Tix übergab der Einrichtung Anfang der Woche eine Spende in Höhe von 500 Euro. „Als Grundversorger und lokal verwurzeltes Unternehmen liegt uns das Wohl der Menschen hier sehr am Herzen. Daher unterstützen wir die Arche und deren tolle Arbeit sehr gern“, erklärte er.
Sorgentelefone sind geschaltet
Die Arche Meißen bietet seit 2011 Kindern jeglichen sozialen und kulturellen Hintergrunds einen Ort zur Entfaltung. Ihre Mitarbeiter unterstützen sie bei Hausaufgaben, geben Nachhilfe und bieten Freizeitmöglichkeiten. Zusätzlich bekommen die Kinder eine Mahlzeit, auch während des Lockdowns. "Wir als Arche werden wieder zu den Familien nach Hause fahren. Wir werden ihnen Lebensmittel bringen, aber sie auch moralisch aufbauen", heißt es aus der Berliner Zentrale. Kummer- und Sorgentelefone seien besetzt. Denn Probleme gebe es vor allem am Wochenende und in der Nacht. Das Kinder-und Jugendwerk warnt ganz stark davor, dass die häusliche Gewalt steigt und die Not der Menschen um sich greift.