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"Wieder stirbt ein Teil unserer sächsischen Kultur"

Die 2G-Regelung macht dem Fasching den Garaus. Die Niederauer sagten bereits ab, in Leuben wird am Freitag entschieden.

Von Jürgen Müller
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Am Aschermittwoch gaben die Lommatzscher Narren den Rathausschlüssel an Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP) zurück. Auf ähnliche Weise wird er nun wohl wieder übergeben werden.
Am Aschermittwoch gaben die Lommatzscher Narren den Rathausschlüssel an Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP) zurück. Auf ähnliche Weise wird er nun wohl wieder übergeben werden. © Gerhard Schlechte

Niederau/Nossen/Lommatzsch. Die Faschingsfreunde haben ihren Humor und die Hoffnung nicht verloren. Trotz Corona und den Einschränkungen planten die Vereine Faschingsveranstaltungen, wenn auch mit weniger Besuchern als sonst. Doch seit Mittwoch ist alles anders. Seit bekannt ist, dass nun auch bei solchen Veranstaltungen die 2G-Regelung in Sachsen gelten soll, auch nur Geimpfte und Genese teilnehmen dürfen, ist alles anders. Der Niederauer Carnevalsclub, der für den 11. November im Gasthof Großdobritz eine Veranstaltung für Sponsoren und im Januar und Februar zahlreiche öffentliche Veranstaltungen nach der 3G-Regelung plante, hat nun alles abgesagt. "Unter 2G können wir nicht spielen. Wieder stirbt ein Teil sächsischer Kultur", sagt Ehrenpräsident Wolfgang Kutzsche.

Der Leubener Faschingsclub plante für den 13. und 20. November zwei Abendveranstaltungen im Gasthof Lossen. Sie sollten aber nur mit der Hälfte der sonstigen Besucher stattfinden, damit die Abstandsregeln eingehalten werden können. Ob diese Veranstaltungen nun stattfinden, ließ Vereinschef Frank Pfennig am Mittwoch offen. "Der Vorstand wird am Freitagabend zusammentreten und eine Entscheidung treffen", sagte er.

Hygienekonzept nicht einzuhalten

Auch in Lommatzsch hat die Ankündigung, dass bei Veranstaltungen in Sachsen die 2G-Regelung gelten soll, Entsetzen ausgelöst. Geplant war auf dem Marktplatz am 11. 11. eine öffentliche Schlüsselübergabe mit Programm. Das ist nun geplatzt. „Wir haben ein vierseitiges Hygienekonzept aufgebrummt bekommen, das wir beim besten Willen nicht einhalten können“, sagt Steffen Richter vom Verein.

Die Schlüsselübergabe soll nun zwar auf dem Markt, aber nur vereinsintern um 18.11 Uhr stattfinden und ähnlich wie im Vorjahr ablaufen. Damals wurde der Rathausschlüssel vom Balkon des Rathauses an einem Seil zu den Karnevalisten heruntergelassen, um jeglichen Kontakt zu vermeiden. "Die Vereinsmitglieder werden alle einen Zollstock mitführen, damit sie jederzeit kontrollieren können, ob sie die Abstände einhalten", sagt Steffen Richter.

Auch geplante Veranstaltungen im Januar stehen auf der Kippe. Klar ist schon jetzt, dass der Verein mit der Hälfte der Besucherzahlen nicht spielen wird. Dies rechne sich nicht, der Verein würde Verluste einfahren. Nun kommt wohl auch noch 2G hinzu. Unter dieser Bedingung werde nicht gespielt. "Wir wollen niemanden ausschließen", so Richter.

Für die Lommatzscher ist der nun aller Wahrscheinlichkeit ausfallende Fasching doppelt ärgerlich, wäre es doch die Jubiläumssaison, die 50., gewesen. Dieses Jubiläum soll nun im Sommer beim traditionellen Sommernachtsball nachgeholt werden.

Schwer, die Leute zu motivieren

Der Niederauer Wolfgang Kutzsche ist doppelt verärgert. "Wir haben neue, junge Mitglieder gewonnen und ein neues Präsidium gewählt. Das besteht aus vier Frauen und drei Männern. Die von der Politik immer wieder geforderte Frauenquote haben wir also schon übererfüllt. Doch wie soll man die Leute motivieren und bei der Stange halten, wenn der Fasching Jahr für Jahr ausfällt?", fragt er.

Noch vor ein paar Tagen war er voller Hoffnung, brachte einen Karnevalistenspruch. "Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist." Inzwischen ist er maßlos enttäuscht, es fällt ihm schwer, den Humor zu behalten. "Nun zeigen wir unseren dreckigen Hals", sagt er verärgert.