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Meißen: Baustart für die Porzellan-Terrasse

Die Arbeiten an der neuen Porzellan-Terrasse nahe der Manufaktur haben vor wenigen Tagen begonnen. Unterdessen tauchten Fragen zur Barrierefreiheit auf.

Von Andre Schramm
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Nahe der Manufaktur wurde eine Baustelle eingerichtet. Läuft alles nach Plan, könnte die Porzellan-Terrasse im Sommer eröffnen.
Nahe der Manufaktur wurde eine Baustelle eingerichtet. Läuft alles nach Plan, könnte die Porzellan-Terrasse im Sommer eröffnen. © Claudia Hübschmann

Meißen. Der kleine Bagger hat sich schon ordentlich in den Hang gegenüber der Manufaktur gegraben. Das Areal ist durch Bauzäune gesichert. Die einstige Treppe ist längst gesperrt. Wie die Meißner Stadtverwaltung auf Nachfrage bestätigte, haben an der Talstraße die ersten Arbeiten für die Porzellan-Terrasse begonnen. Der Verkehr wird durch die Arbeiten nicht behindert.

Im östlichen Teil des Böttgerparks, zwischen Questenberger Weg und Talstraße, soll die kommenden Monate ein kleines Freiluft-Museum entstehen. Herzstück ist eine etwa 2,50 Meter hohe Terrasse mit Sitzgelegenheiten und einem Fotopoint. An der ebenerdigen Straßenfront sollen Schautafeln die Grundstoffe zeigen, die zur Herstellung des Porzellans benötigt werden (Feldspat, Quarz und Kaolin). Der Lebenszyklus des Meissener Porzellans wird ebenfalls zu sehen sein.

Die 200.000 Euro teure Investition verfolgt mehrere Ziele: Zum einen will man das Thema Porzellan im öffentlichen Raum sichtbarer machen. Zum anderen bekommt der Porzellanweg (Albrechtsburg – Görnische Gasse – Manufaktur) einen neuen Anfang bzw. ein neues Ende. Obendrein, so jedenfalls die Hoffnung, fotografieren sich die Besucher auf der Plattform, stellen die Bilder dann in die Sozialen Netzwerke und rühren damit die Werbetrommel für einen Meissen- bzw. Meißen-Besuch.

Nicht für alle Besucher geeignet?

Die Aussichtsplattform wird jedoch nur über die Treppe daneben erreichbar sein, und das sorgt für Diskussionen. Dass mit Fördergeld eine Anlage gebaut wird und nicht komplett barrierefrei ist, kann Marianne Horns, sachkundige Einwohnerin (Großfraktion), nicht verstehen. "Vor allem nicht, da meine Fraktion schon vor einer Weile einen entsprechenden Antrag eingebracht hat, wonach neue Bau- bzw. Sanierungsvorhaben in Verantwortung der Stadt grundsätzlich auf Barrierefreiheit geprüft werden", sagte sie gegenüber der SZ. Ziel des Antrags sei gewesen, neue Projekte von vornherein allen Menschen zugänglich zu machen. Mit dem geplanten Aussichtspunkt, so Horns, sperre man Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen und Menschen, die schlecht zu Fuß unterwegs sind, komplett aus.

Inga Skambraks, Leiterin Amt für Stadtplanung und -entwicklung, sagte im Sozial- und Kulturausschuss, dass man sich in einer kompletten Planungssitzung mit dem Thema Barrierefreiheit beschäftigt habe. Im Ergebnis seien die Anschauungstafeln von der Terrasse an die Front (ebenerdig) verlegt worden. Ebenfalls zu ebener Erde sei ein weiterer Selfie-Point geplant. Die Terrasse sei hingegen tatsächlich nur über die Treppe erreichbar, hieß es weiter.

Eine Ansicht der neuen Porzellan-Terrasse (Blickrichtung stadtauswärts).
Eine Ansicht der neuen Porzellan-Terrasse (Blickrichtung stadtauswärts). © Thomas Bretschneider Architektur

Die Fertigung der Bauteile für das kleine Museum hat bereits begonnen. Mit dem Bodenaushub ist der Start der Maßnahme nun auch sichtbar. Demnächst folgt der Bau der Gründung. Bis in den April hinein stehen dann Montage und die Stahlarbeiten sowie die Elektroinstallationen inklusive Beleuchtung auf dem Plan. Daran anschließen werden sich ab Ende April die Porzellan-Arbeiten. Die Fertigstellung der Maßnahme ist für Ende Mai/Anfang Juni 2024 vorgesehen, teilte das Rathaus mit.

Dem Projekt war ein entsprechender Beschluss im Stadtentwicklungsausschuss vorausgegangen – mit überwiegender Zustimmung. Finanziert wird es mit 160.000 Euro aus dem Förderprogramm "Regionale Initiativen" des Freistaates Sachsen. Den Rest (rund 40.000 Euro) bezahlt die Stadt aus Eigenmitteln. Die Planungen für das Vorhaben hat der Meißner Architekt Thomas Bretschneider übernommen.

Kritik an dem Vorhaben kam damals von Heiko Schulze (Bürger für Meißen). Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es Sinn macht, von einer Plattform auf die leblose Fassade der Manufaktur zu schauen. In den Sozialen Netzwerken wurde auch heftig über das Projekt gestritten. Von "weiteren Sinnlos-Bauten und einem unattraktiven Betonprojekt", war da u.a. die Rede gewesen.

Hinweis: In vorangegangenen Beiträgen zur Porzellan-Terrasse wurden häufig Fotos mit dem Böttger-Denkmal gezeigt. Die Terrasse wird aber weiter stadteinwärts errichtet. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen!