SZ + Meißen
Merken

Meißner Bier auf dem Weg in den Fernen Osten

Die Liebe eines Geschäftsmannes gab den Ausschlag dafür, dass Sachsens älteste Privatbrauerei in diesem Jahr mehrere Container Bier nach Japan entsendet.

Von Harald Daßler
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Gesine Wüstner packt die Kartons für Japan. 18 Flaschen Meissner  Schwerter Biere passen in die Kisten.
Gesine Wüstner packt die Kartons für Japan. 18 Flaschen Meissner Schwerter Biere passen in die Kisten. © Claudia Hübschmann

Meißen/Osaka. 9.000 Kilometer entfernt liegt das Ziel, zu welchem die Schwerter Privatbrauerei jetzt eine erste Lieferung auf die Reise geschickt hat. Das ist aber nur die Luftlinie zwischen Meißen und der japanischen Stadt Osaka. Dorthin ist ein Container auf dem Seeweg von Hamburg aus unterwegs, der mit Meißner Bier gefüllt ist. Pils, Urhell, Lager- und Schwarzbier liefert die Schwerter Brauerei nach Japan, berichtet Geschäftsführer Eric Schäffer.

Dieser ersten Lieferung in den Fernen Osten sollen in diesem Jahr noch weitere folgen. Das bedeutet aber nicht, dass Sachsens älteste Privatbrauerei ein Export-Unternehmen wird: "Wir bleiben beim Heimatbier", erklärt der Schwerter-Chef. Vielmehr sei es der Hartnäckigkeit des Geschäftspartners zu verdanken, dass die Schwerter-Brauerei diesen Auftrag übernommen hat.

Mit dem Slogan "Ein Bier, bitte" wirbt Natsuki Watanabe im japanischen Osaka für seine Firma, die von einer Leidenschaft vieler Japaner profitiert – und Biermeilen auf Volksfesten organisiert. Wobei sich diese Feste oft am Münchner Oktoberfest orientieren. Das deutsche Bier habe auch ihn überzeugt, schreibt Herr Watanabe auf der Webseite seiner Firma, die "Ein Bier, bitte" heißt. Seine Hochzeitsreise sowie weitere Besuche in Deutschland haben ihn auf die Geschäftsidee gebracht und in seiner Heimatstadt Osaka einen Vertrieb für deutsches Bier begründen lassen. Dabei beschränkt er sich auf sehr wenige Sorten, die er aus kleinen Brauereien in Deutschland liefern lässt.

Viele Formalitäten waren zu klären

Auf den Geschmack der Schwerter-Biere ist Natsuki Watanabe bei Besuchen in Sachsen gekommen. Mehrfach ist er in Dresden und Meißen gewesen. "Hier hat er unser Bier getrunken", berichtet Eric Schäffer, wie sich die Geschäftsbeziehung in den Fernen Osten anbahnte. Immer wieder und sehr ernsthaft habe Herr Watanabe in Meißen nachgefragt. Als beide Seiten ins Geschäft kamen, brauchte es immer noch über ein Jahr, bis alle Einzelheiten sowie die Formalitäten für Fracht und Zoll geklärt waren und der erste Container im Hamburger Hafen verladen werden konnte.

Für den japanischen Markt wird das Meißner Bier ausschließlich in 0,5-Liter-Flaschen abgefüllt und in spezielle Transportkartons, wie sie auch im Online-Handel Verwendung finden, verpackt. Über den Seeweg wird es wohl um die zwei Monate dauern, bis das Schwerter-Bier sein Ziel, den Hafen der Millionenstadt Osaka auf der japanischen Insel Honshu, erreicht hat. Dann kann es im Mai bei Volksfesten zur Kirschblüte in verschiedenen japanischen Städten ausgeschenkt werden.

Große Gewinne seien in diesem Geschäft nicht zu erwarten, räumt der Schwerter-Chef mit dem Verweis auf Kosten für den Transport – zumal die kürzere Route durch den Persischen Golf derzeit nicht möglich ist – sowie Zoll und Hafengebühren ein. Er sieht in der Nachfrage aus Osaka auch ein Zeichen dafür, dass sich die Menschen in Japan, die als reisebegeistert gelten, an Erlebnisse und Gastfreundschaft in Deutschland erinnern.

Meißner Bier in der Partnerstadt Arita

Dazu dürften auch viele Besuche in Meißen beigetragen haben. Hier hat die Freundschaftsgesellschaft Meißen-Arita/Japan e.V. seit ihrer Gründung vor 30 Jahren sehr viel unternommen und organisiert, damit sich Menschen aus beiden Ländern persönlich begegnen können.

Wie der Vereinsvorsitzende Kay Leonhardt berichtet, hatte der Verein anlässlich seines 15-jährigen Bestehens 1999 einen Container mit Spezialitäten aus Meißen auf die Reise in die Partnerstadt Arita geschickt, die dort vor dem Rathaus beim jährlichen Porzellanfestival zum Verkauf präsentiert wurden. Neben Honig aus der Bienenwirtschaft, Meißner Fummeln, Bleikristall und weiteren Erzeugnissen aus Meißner Produktion waren auch 4.000 Flaschen Bier dabei, die der damalige Chef der Meißner Brauerei Andreas Girbig zum Verkauf anbot. Die waren als erste unter den Meißner Offerten ausverkauft gewesen, erinnert sich Kay Leonhardt.

Bei weiteren Besuchen in der japanischen Partnerstadt im Rahmen des regelmäßigen Jugendaustausches zwischen Meißen und Arita wurde er immer wieder auf diese Präsentation von Meißner Erzeugnissen angesprochen. Voller Stolz hätten ihm einige seiner Gesprächspartner in der japanischen Porzellanstadt noch eine Flasche gezeigt, die aufbewahrt wurde.