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Nach Pannenserie an der A 13: Radeburger Tankstelle erhält neue Sensoren

Nachdem Wasser in unterirdische Benzintanks gelaufen war, reagiert der Betreiber und investiert in Radeburg in neue Technik. Unterdessen melden TÜV und DEKRA erhebliche Mängel an jeder fünften Tanke.

Von Ines Mallek-Klein
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Nach einem technischen Defekt, bei dem Wasser in die unterirdischen Tanks gelaufen ist, wird die Selgros-Tankstelle an der Autobahn 13 bei Radeburg im Februar nun saniert.
Nach einem technischen Defekt, bei dem Wasser in die unterirdischen Tanks gelaufen ist, wird die Selgros-Tankstelle an der Autobahn 13 bei Radeburg im Februar nun saniert. © SAE Sächsische Zeitung

Radeburg. Nadine S. hat ihren Audi A3 zurück. Er hat seit der Panne auf der Autobahn 13 schon wieder etliche Kilometer abgespult. Fehlerfrei. Hier war die junge Mutter am 27. Dezember liegengeblieben, nachdem sie an der Selgros-Tankstelle in Radeburg getankt hatte. Der Sprit war zu gut einem Viertel mit Wasser versetzt und Nadine S. war keineswegs das einzige Opfer.

Die Frage, wie das Wasser in die unterirdischen Tanks mit Benzin kam, ist nun geklärt. Ein technisches Problem, das bei der letzten Wartung möglicherweise übersehen wurde, hat zu dem Wassereinbruch geführt. In den Tagen über Weihnachten hatte es viel geschneit und geregnet. Durch eine Schwachstelle am unterirdischen Benzintank floss das Wasser in den Treibstoff und setzte sich dort ab. Kein Einzelfall. Nahezu zeitgleich kam es an einer freien Tankstelle im bayerischen Geretsried zu einem ähnlichen Vorfall.

Handel mit Gefahrengütern

Der Betreiber der Radeburger Tankstelle hat reagiert. Er sperrte alle Säulen und beauftragte eine Spezialfirma, das mit Wasser verunreinigte Benzin abzupumpen. Wie Sächsische.de erfahren hat, soll nun investiert werden. Die Tankstelle wird dafür am 20. Februar schließen. An diesem Tag sollen die Tanklager unter anderem mit modernster Sensortechnik ausgestattet werden. Drei unabhängige Systeme würden dann Alarm schlagen, wenn es Unregelmäßigkeiten bei der Zusammensetzung des Sprits gibt.

Stellt sich die Frage, wer die 666 sächsischen Tankstellen und den hier verkauften Kraftstoff eigentlich kontrolliert. Darauf gibt es keine einfache Antwort, sondern ein wahres Geflecht an Zuständigkeiten. Für die Kontrolle des Arbeitsschutzes rund um die Zapfsäulen ist die Abteilung 5 der Landesdirektion Sachsen verantwortlich. Ihre Mitarbeiter prüfen, ob die Betriebssicherheitsverordnung eingehalten wird und die Beschäftigten regelmäßig geschult werden, immerhin handeln sie mit Gefahrgütern. Alle sechs Jahre wird geschaut, ob Brandschutzrichtlinien eingehalten werden und im Rhythmus von drei Jahren schreibt der Gesetzgeber eine Überprüfung der Schutz- und Sicherheitssysteme vor.

Acht Proben je Kraftstoffsorte

Doch wer kontrolliert den Treibstoff? Das macht ebenfalls die Landesdirektion Sachsen, allerdings mit ihrer Abteilung 4. Sie hat ein zertifiziertes privates Labor beauftragt, regelmäßig Proben zu nehmen. Zuletzt geschah das im Sommer 2023. Insgesamt 31 Diesel- und Benzinproben wurden genommen, und zwar nicht aus den unterirdischen Tanks, sondern an der Zapfsäule, die auch die Kunden nutzen. In keiner einzigen Probe habe es Verunreinigungen gegeben, bestätigt die Sprecherin der Landesdirektion.

Ein Jahr zuvor, 2022, sah das schon anders aus. Hier haben fünf von 31 Proben die DIN-Norm nicht eingehalten. Beprobt werde jeweils im Sommer und im Winter, wobei die Allgemeine Verwaltungsvorschrift des Bundes zur Durchführung der Verordnung über die Beschaffenheit und die Auszeichnung der Qualitäten von Kraft- und Brennstoffen vom 19. Dezember 2022 festlegt, wie viele Proben genommen werden müssen. Sachsenweit sind das gerade einmal acht Proben je Kraftstoffsorte und Beprobungstermin.

Investitionsbedarf an jeder zweiten Tankstelle

Bleiben noch die unterirdischen Tanks, die mehrere Tausend Liter Benzin- oder Dieselkraftstoffe fassen. Die einzelnen Qualitäten sind durch Kammern abgetrennt. Für ihre Überwachung sind die Tankstellenbetreiber selbst zuständig. Sie müssen zertifizierte Überwachungsstellen, wie die Dekra oder den TÜV mit einer Kontrolle beauftragen und das Ergebnis an die Untere Wasserbehörde des Landkreises weiterleiten. Kontrollschwerpunkt ist hier ganz offensichtlich eher der Austritt von Kraftstoffen, der über das Erdreich ins Grundwasser gelangen könnte.

Nach Auskunft des Landratsamtes erfolgte die letzte TÜV-Überprüfung der betroffenen Selgros-Tankstelle im Februar 2022. Die entsprechenden Protokolle lägen der Unteren Wasserbehörde beziehungsweise der Unteren Immissionsschutzbehörde vor, heißt es weiter.

Die Ergebnisse der Sicherheitsprüfungen werden jedes Jahr veröffentlicht. Aus dem Anlagensicherheitsreport von 2023, in dem alle bundesweiten Prüfergebnisse zusammengefasst sind, geht hervor, dass es 3.530 Prüfungen deutschlandweit gegeben hat. Das entspricht der Kontrolle etwa jeder vierten der bundesweit 14.500 Tankstellen einmal im Jahr. Bei jeder fünften Tankstelle wurden dabei erhebliche Mängel festgestellt, was nach Aussage des TÜV-Verbandes der höchsten Mängelquote in den vergangenen fünf Jahren entspricht.

Nimmt man die Tankstellen mit geringfügigen Mängeln noch dazu, gibt es an etwa jeder zweiten Tanke Investitionsbedarf, weil beispielsweise Tanks rosten oder veraltete Elektroleitungen an sicherheitsrelevanten Teilen ausgetauscht werden müssen, manchmal fehlen aber auch einfach Kennzeichnungen an den Geräten oder Dokumentationen sind unvollständig.