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Meißen: Pflaster am Markt sorgt für Ärger

Was bleibt übrig vom Modellstadt-Status? Auch darum ging es im Stadtentwicklungsausschuss, der über einen Bauauftrag zu entscheiden hatte.

Von Harald Daßler
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Von der Grenze zur Marktgasse an soll das Pflaster am Markt bis zur Einmündung der Elbstraße erneuert werden.  Dafür wurde jetzt der Bauauftrag vergeben.
Von der Grenze zur Marktgasse an soll das Pflaster am Markt bis zur Einmündung der Elbstraße erneuert werden. Dafür wurde jetzt der Bauauftrag vergeben. © Claudia Hübschmann

Meißen. Die "Barrierefreiheit auf dem Marktplatz ist verbesserungswürdig: Das grobe Kopfsteinpflaster macht älteren und mobilitätseingeschränkten Menschen Probleme beim Gehen". So vermerkt es der Fachverband Fuß e.V. in seinem Bericht über zweijährige Untersuchungen zur Fußgängertauglichkeit von Straßen, Wegen und Plätzen in Meißen. Für diese Untersuchungen war Meißen als eine von sechs Modellstädten deutschlandweit ausgesucht worden.

Genau daran erinnerte der Chef der gemeinsamen Fraktion von Bürgern für Meißen und SPD Heiko Schulze am Dienstagabend im Stadtentwicklungsausschuss. Zur Debatte und Entscheidung stand eine Beschlussvorlage aus dem städtischen Bauamt zur Vergabe der Bauarbeiten zur Neupflasterung des Marktes. Auf der Breite der Marktgasse soll auf einer Länge von 40 Metern bis zur Einmündung der Elbstraße das Pflaster neu verlegt werden. "Um das Erscheinungsbild des Großen Marktes mit einem einheitlich umlaufenden Pflasterband zu verbessern und eine fußgängergerechte Begehbarkeit zu schaffen, wird das vorhandene Wildpflaster durch Kopfsteinpflaster in Meißner Granit ersetzt", heißt es im Beschlusstext.

Inwiefern sind die Empfehlungen des Fachverbandes Fuß e.V. berücksichtigt, wollte Stadtrat Schulze wissen. Und mit der Antwort "Wir tragen dem Rechnung" von Baudezernent Albrecht Herrmann wollte er sich nicht zufriedengeben. Und er ermahnte die Verwaltung, dass der Titel Modellstadt auch verpflichtet – nämlich zur Umsetzung der Empfehlungen der Experten. Dabei geht es um abgesenkte Bordsteinkanten vor allen Hauseingängen bis hin zur Oberfläche des Kopfsteinpflasters. So hatten es die Fachleute von Fuß e.V. nach einem gemeinsamen Stadtrundgang mit Stadträten und interessierten Bürgern vorgeschlagen, Pflastersteine zu schleifen.

Der Übergang zeigt den Unterschied. Am Markt soll das Wildpflaster (unten) gegen Kopfsteinpflaster ausgetauscht werden.
Der Übergang zeigt den Unterschied. Am Markt soll das Wildpflaster (unten) gegen Kopfsteinpflaster ausgetauscht werden. © Claudia Hübschmann

Im Beschlusstext ist davon keine Rede. Baudezernent Albrecht Herrmann hingegen verwies auf barrierefreie Bordsteinabsenkungen sowie auf die Größe der Fugen, was vor allem Probleme beim Begehen des historischen Marktes bereitet. Das werde mit dem Pflastertausch beseitigt, kündigte er an: Der Beschlussentwurf legt – auch in Abstimmung mit dem Denkmalschutz – fest, Kopfsteinpflastermaterial aus der Wolyniezstraße für den Markt zu verwenden. In Farbe und Erscheinung entspricht es dem bereits vor dem Rathaus verbauten Pflastermaterial aus typisch roten Syenit mit gleichmäßig verteilten schwarzen Kristallen am meisten. Das noch auf der neu zu gestaltenden und etwa 325 Quadratmeter umfassenden Fläche liegende Wildpflaster soll aufgenommen und auf dem Lagerplatz der Stadt gelagert werden.

Die Barrierefreiheit oder Zugänglichkeit sollte ebenso wie Aspekte des Denkmalschutzes in den Unterlagen verankert sein, die den Stadträten zur Entscheidung vorgelegt werden, regte Dorothee Finzel an, die als sachkundige Bürgerin die Große Fraktion im Stadtentwicklungsausschuss unterstützt.

Die Maßnahme werde so umgesetzt wie hier besprochen, erklärte schließlich OB Olaf Raschke (parteilos). So werde das im Protokoll der Ausschusssitzung festgehalten, reagierte er auf eine Wortmeldung von FDP-Stadtrat Uwe Köhler von der Großen Fraktion, der gefordert hatte, die Ausführungsplanungen noch einmal den Stadträten vorzulegen.

Neue Fördermöglichkeit

Letztlich stimmten alle acht anwesenden Stadträte der Auftragsvergabe zu. Demnach wird die Meißner Firma Pflasterbau Mißbach die Arbeiten ausführen. Sie hatte sich mit einer Angebotssumme von knapp 110.000 Euro um diesen Auftrag beworben – und die günstigste von den vier bei der Bauverwaltung eingereichten Offerten abgegeben.

Wie Bauamtsleiter Martin Schuster im Ausschuss erklärte, liegt es um 12,4 Prozent über der Kostenberechnung seiner Planer. Zugleich könne die Stadt Fördermöglichkeiten nutzen, die sich aus einer Neugestaltung von Förderrichtlinie im Straßenbau für sächsische Kommunen ergeben. So war für diese Baumaßnahme ursprünglich vorgesehen, sie vollständig aus dem Haushalt der Stadt zu finanzieren. Nun könne mit einem Zuschuss von rund 77.000 Euro gerechnet werden, informiert der Bauamtsleiter.

Die Bauarbeiten sollen nach dem Weinfest beginnen und noch vor der Meißner Weihnacht abgeschlossen sein. Im Zuge der Pflasterarbeiten werden auch die Granitplatten des angrenzenden Gehweges gerichtet. Gebrochene Platten werden ausgetauscht. Vor dem Einbau des neuen Pflasters wird der städtische Eigenbetrieb Abwasser an den Hausanschlüssen Reparaturen ausführen. Dafür sind weitere rund 37.000 Euro im Meißner Haushalt eingeplant.