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In Klipphausen herrscht gewaltiger Frust

Schon länger sind Einwohner unzufrieden mit der Gemeinde, die hoch verschuldet ist. Hohe Abwasserbeitragsnachzahlungen könnten das Fass zum Überlaufen bringen.

Von Uta Büttner
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Sirko Müller (r.) und Thomas Feldt aus Taubenheim sind über die Ungerechtigkeit in der Gemeinde Klipphausen verärgert.
Sirko Müller (r.) und Thomas Feldt aus Taubenheim sind über die Ungerechtigkeit in der Gemeinde Klipphausen verärgert. © Uta Büttner

Klipphausen. Der Ärger der Bürger aus der Altgemeinde Triebischtal, die 2012 mit Klipphausen fusionierte, wächst immer weiter. Hohe vierstellige Summen sollen als Abwasserbeitrag gezahlt werden. Davon betroffen sind auch Sirko Müller und Thomas Feldt aus Taubenheim. Denn bei der Berechnung werde keine Gerechtigkeit geschaffen, sagen sie. Im Gegenteil. "Es findet eine extreme Ungleichbehandlung und Spaltung statt." Sie ärgern sich, dass in dem kürzlich im MDR-Sachsenspiegel erschienenen Beitrag nur die halbe Wahrheit auf den Tisch kam.

Hintergrund ist die geplante Zusammenlegung der Versorgungsgebiete für Trink- und Abwasser. Beide Altgemeinden hatten unterschiedliche Berechnungsmodelle gewählt. Triebischtal setzte einst auf einen niedrigen Anschlussbeitrag und dafür höhere Verbrauchsgebühren, in der Altgemeinde Klipphausen war es andersherum.

Um nun gleiche, niedrige Gebühren für die gesamte Gemeinde erheben zu können, sollen die Triebischtaler die Differenz des Anschlussbeitrages nachzahlen. Einst wurde in Triebischtal 1,79 Euro pro Nutzfläche gezahlt, in Altklipphausen 6,39 Euro. Dieses Delta – wie Bürgermeister Mirko Knöfel (parteilos) es im MDR-Sachsenspielgel nannte – von 4,60 Euro pro veranschlagter Grundstücksfläche und multipliziert mit einem Geschossfaktor wird von den Triebischtalern nun gefordert. "Doch was ist mit den viel höheren Verbrauchsgebühren, die wir in den vielen Jahren gezahlt haben?", fragt Müller.

Zuletzt mussten die Triebischtaler 7,48 Euro pro Kubikmeter Abwasser zahlen, die Klipphausener 2,44 Euro. Thomas Angermann von der Bürgervertretung Triebischtal hat ausgerechnet, dass aufgrund dieser höheren Verbrauchsgebühren eine Triebischtaler vierköpfige Familie in den vergangenen 20 Jahren etwa 4.500 Euro mehr für Abwasser gezahlt habe als eine in Klipphausen wohnende. Deshalb sagt Müller: "Für mich entsteht die Frage, ob nun das gesamte Delta bald ausgeglichen wird. Darüber spricht erstaunlicherweise niemand von der Gemeinde. Jetzt sollen wir den gleichen Anschlussbeitrag wie in Klipphausen als Nachzahlung leisten, haben aber trotzdem die viel höheren Verbrauchsgebühren bezahlt – und bezahlen sie weiterhin."

Gemeinde setzt soziales Engagement aufs Spiel

Sirko Müller warnt, das gesellschaftliche Engagement in der Gemeinde gehe verloren. "Wir haben im Rahmen einer Elterninitiative einen kleinen Fahrradparcours auf einer Brachfläche der Gemeinde errichtet." In Taubenheim gibt es keinen Spielplatz oder Jugendclub. "Es wurden Geräte gemietet, Urlaubstage genommen, Sponsoren gesucht und somit massiv Zeit und Geld investiert."

1.600 Tonnen Erde wurden dabei verbaut, die vom Aushub für die neue Oberschule in Ullendorf stammte. "Es war in dem Moment eine Win-win-Situation, denn die Gemeinde hat einen fünfstelligen Betrag für die Entsorgung gespart", erzählt Müller. "Wir Eltern hatten aber auch viel Arbeit und eigene Kosten für Maschinen, Kraftstoff, Material. Eine vierstellige Summe ist dabei zusammengekommen."

Dennoch sind die Eltern sehr verärgert. Der Grund: Mehrfach wurde seitens der Gemeinde versprochen, an dem Ort Bänke aufzustellen – als Sitzmöglichkeit für Großeltern, Eltern, Geschwister. Bis heute Fehlanzeige. Selbst von den zugesagten Papierkörben ist derzeit weit und breit nichts zu sehen. "Auch die Spendenquittung, um die wir gebeten hatten und die uns bei Terminen mit Hauptamtsleitung und Bürgermeister nicht nur einmal zugesagt wurde, haben wir bis heute nicht bekommen. Das war im September", betont Sirko Müller.

"Wir haben mehrfach nachgefragt, E-Mails geschrieben. Irgendwann gibt man auf und zieht seine Konsequenzen daraus." Lösungsorientierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit sieht anders aus, "es ist frustrierend. Weiteres ehrenamtliches Engagement kann ich mir unter den Umständen nicht vorstellen. Und so geht es vielen im Bekanntenkreis."

Einige machen sich mit Bannern Luft

Diese Banner hängen im Klipphausener Ortsteil Taubenheim. Wer sie angebracht hat, ist nicht bekannt.
Diese Banner hängen im Klipphausener Ortsteil Taubenheim. Wer sie angebracht hat, ist nicht bekannt. © privat

Viele aus Triebischtal haben sich inzwischen mit ihren Sorgen an die SZ gewandt, da sie seitens der Gemeinde nichts erwarten. Nicht jeder möchte namentlich genannt werden. Einige haben auch Bedenken, dass sie später Nachteile in der Gemeinde erleiden müssen, wenn sie zum Beispiel einmal einen Bauantrag stellen wollen. Manche Menschen sind sehr verzweifelt. Andere machen sich Luft, wie zum Beispiel mit den zwei Bannern, die in Taubenheim entdeckt worden sind. Auf einem zu lesen: So kaputt wie diese Straße ist, so krank ist die gesamte Gemeinde. Der Frust wächst.