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Radebeul: Emotionale Kunst mit Stift und Pinsel

Die Ukrainerin Solomiya Mykulyak begeistert mit lebensnahen Porträts. Jetzt widmet sie sich Motiven ihrer Wahlheimat Radebeul.

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Malerin Solomiya Mykulyak in Radebeul.
Malerin Solomiya Mykulyak in Radebeul. © Arvid Müller

Von Peter Salzmann

Coswig/Radebeul. Wenn Solomiya Mykulyak ihre Malkunstblätter präsentiert, begegnen dem Betrachter porträtierte Persönlichkeiten: Schauspieler, Sänger und charakterstarke Menschen, die "die Weltgeschichte wesentlich beeinflusst haben". Ehrfürchtig zeigt die 34-jährige Immobilienkauffrau das Bild von Nelson Mandela. Jeder Pinselstrich, jeder Bleistifthalbton unterstreicht den großartigen Charakter des Politikers und Bürgerrechtlers – in Schwarz-Weiß aufs Papier gebracht –, "denn einen leidgeprüften Mandela kann man nicht in Farbe malen", begründet die Künstlerin.

Den Schauspieler Jason Momoa (Game of Thrones, Dune) hat sie mithilfe von zwölf Bleistiftstärken verewigt. Filigran und detailgetreu zeichnete Solomiya das lange, zottelig-zerwühlte Haar mit sicherem Strich und Halbtönen zu einem beachtlichen Kunstwerk.

Vom schönsten Märchenfilm aller Zeiten inspiriert möchte Frau Mykulyak die tschechische Hauptdarstellerin Libuše Šafránková in den Fokus rücken, denn der Film "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" ist Kult. Audrey Hepburn hat die Ukrainerin gekonnt aquarelliert, weil "die Lasurfarben wirken und den hellen Papiergrund wirkungsvoll durchleuchten". Die beeindruckende Freilichtmalerei des Franzosen Claude Monet hat Solomiya Mykulyak ermuntert, dessen "Seerosenteich" mit Pastellkreide für Freunde zu kopieren. Wenn man das Original und die Nachahmung vergleicht, sind kaum Unterschiede zu entdecken.

Ein Bleistiftwerk von Solomiya Mykulyak
Ein Bleistiftwerk von Solomiya Mykulyak © Arvid Müller

"Kommunikation bereichert das Leben"

Ihre Aquarelle leben von kräftigen Farben. Doch die Künstlerin will sich auch mit anderen Malrichtungen befassen. So beabsichtigt sie, Meereswellen in Oel ins Bild zu setzen. Tusche käme ihr zupasse, "wenn ich mit meiner Zeichnerei der Gegend rings um Radebeul und Coswig bildkünstlerisch danke sage", so Solomiyas Motiv. Sie nennt Weinberge, Hoflößnitz – auch Schloss Moritzburg oder die Dresdner Frauenkirche.

Mykulyak erwägt, sich montags mal beim Mal- und Zeichenstammtisch im Radebeuler Familienzentrum sehen zu lassen, "denn Kommunikation bereichert das Leben", weiß sie. Die Wahlcoswigerin wünscht sich, ihre künstlerischen Arbeiten mal ausstellen zu können – vielleicht im Coswiger Rathaus, im Schloss Moritzburg, in Schulen, Galerien oder in öffentlichen Gebäuden.

Mit ihrem Lebenspartner Ghassan Akra – der Libanese ist seit 40 Jahren in Deutschland daheim – und ihrer Familie wohnt Solomiya in Coswig. Ihr Mann, beruflich Klimatechnik-Ingenieur, ist ein begnadeter Holzkünstler, der Krippen, ein Mondbett, Holzspielzeug und ein Puppentheater geschaffen hat.

Solomiya Mykulyak bot im vergangenen Jahr auch Filzkurse Familienzentrum in Radebeul-Altkötzschenbroda an.
Solomiya Mykulyak bot im vergangenen Jahr auch Filzkurse Familienzentrum in Radebeul-Altkötzschenbroda an. © Norbert Millauer

Ängstlicher Blick in die Heimat

Die Ukrainerin Mykulyak – seit 1998 im Elbland zu Hause –, blickt ängstlich und traurig in ihre Heimat. Geboren in der westukrainischen 12.000-Einwohnerstadt Butschatsch – spricht sie liebevoll von den dortigen Menschen, deren Sitten und Bräuchen und brandmarkt den russischen Angriffskrieg, der "keinen Sinn macht; das ist ein Verbrechen, denn viele Menschen leiden".

Solomiya hat sich ihre figürliche Erinnerung an ihre Heimat selbst geschaffen: Eine Puppe mit Friedenskerze, Blumenkranz, bunten Bändern und einem typischen Kleid in symbolischem Weiß hat einen Ehrenplatz in ihrer Wohnung.

Mit begeisternden Worten spricht Frau Mykulyak vom Elbtal zwischen Dresden und Meißen. "Mit den Kindern gehen wir oft in die Weinberge zu allen Jahreszeiten, bewundern die Schwäne auf der Elbe oder freuen uns über Altkötzschenbroda mit seinen historischen Häusern."