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Die Nationalspielerin der Elbehexen

Die Griechin Athina Vasileiadou spielt mit den Elbehexen in der 3. Handball-Liga. Bereits 2002 bestritt sie ihr erstes Länderspiel.

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Athina Vasileiadou lebt und arbeitet in Meißen. Unser Foto zeigt sie bei Edeka Lamm, wo sie einige griechische Spezialitäten ins Körbchen gepackt hat.
Athina Vasileiadou lebt und arbeitet in Meißen. Unser Foto zeigt sie bei Edeka Lamm, wo sie einige griechische Spezialitäten ins Körbchen gepackt hat. © Enrico Schneider

Meißen. Erst in reichlich zwei Wochen bestreiten die Handball-Frauen der SG Meißen/Riesa ihr nächstes Punktspiel in der 3. Liga. Etwas Zeit für Trainer Mike Eichhorn und seine Spielerinnen, um nach spannenden und aufregenden Wochen sowie einem durchwachsenen Punktspielstart etwas durchzuatmen. Nach fünf gespielten Partien stehen in der Staffel B bei den Elbehexen 2:8 Zähler auf dem Konto. Lediglich die Heimpartie gegen Pfeffersport Berlin konnte gewonnen werden. Der Klassenerhalt bleibt das erklärte Ziel. Um das zu erreichen, hatten sich die Elbehexen im Sommer auch mit der griechischen Auswahlspielerin Athina Vasileiadou verstärkt.

Die 35-Jährige gehört schon seit 2002 zum Kader der Nationalmannschaft. Geboren in Ptolemaida in der griechischen Region Makedonien, fuhr sie im Juli dieses Jahres mit ihrem kleinen Fiat mehr als 2.000 Kilometer, um in Meißen ihre Laufbahn fortzusetzen. Den Kontakt zur Linkshänderin hatte Manager Sören Wennerlund hergestellt, der mit Athina seit 15 Jahren befreundet ist. Zusammen mit dem Pressechef der Elbehexen, Enrico Schneider, kam Sie zum SZ-Gespräch.

Athina, wo leben Ihre Eltern und haben Sie noch Geschwister?

Mein Vater ist leider vor zwei Jahren verstorben, meine 61 Jahre alte Mutter lebt auf Kreta. Ich habe eine ältere Schwester, die immer noch in Ptolemaida wohnt und dort als Kindergärtnerin arbeitet. Meine jüngere Schwester hat es nach London gezogen, sie arbeitet dort als Polizistin.

Wie oft kommen Sie nach Hause?

Ich fliege zweimal nach Hause, um meine Familie zu sehen. Zwar spiele ich öfter mit der Auswahl in Griechenland, aber in anderen Orten.

Wo haben Sie mit dem Handball spielen begonnen?

In meinem Heimatort, bei Arionas Ptolemaidas. Da war ich neun Jahre alt. Zuvor habe ich auch mal Volleyball gespielt. Von 2004 bis 2010 war ich an der Uni in Thessaloniki, habe dort den Studiengang zum Sportlehrer belegt mit Spezialisierung auf Sportunterricht und Handball-Trainerin. Bis heute stand ich bei zehn Vereinen unter Vertrag, unter anderem in Deutschland, den Niederlanden und Spanien.

Bei welchen Vereinen?

In Deutschland 2010/11 beim TV 1905 Mainzlar in der zweiten Liga. Danach in Spanien beim Zweitligisten CB Salud Tenerife und von 2012 bis 2015 beim holländischen Verein HV Door Oefening Sterk in der zweiten und ersten Liga. In diesen drei Jahren habe ich an der Handballschule in Emmen Jungen und Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren trainiert.

Sie könnten auch als Schiedsrichterin Handballspiele leiten, oder?

Ja, ich habe schon 2005 ein entsprechendes Diplom abgelegt. Von 2009 bis 2011 habe ich mich zudem zur Rettungsschwimmerin ausbilden lassen, für Freibäder und für den Küstenrettungsdienst.

Waren Sie 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen als Aktive dabei?

Nein, leider nicht, obwohl ich schon zwei Jahre zuvor mein Auswahldebüt gab.

Enrico, wie würden Sie Athina charakterisieren?

Sie wurde hier von Anfang an akzeptiert und sorgt mit ihrem sonnigen Gemüt stets für gute Laune. Mit ihrem Humor und ihrer charmanten Art und Weise erobert sie nicht nur die Herzen ihrer Mannschaftskolleginnen, sondern von allen Menschen um sie herum. Zudem absolviert sie seit ihrer Ankunft hier in Meißen einen Deutschkurs, um sich bestmöglich verständigen zu können. Integration ist ihr sehr wichtig. Es ist schon manchmal sehr witzig, wenn Athina mit ihrem griechischen Akzent versucht sächsisch zu sprechen. Ich glaube ihre erste sächsische Redewendung, welche sie gelernt hat, war: Nu, nu.

Athina, Sie waren viele Jahre Profi. Wie funktioniert es bei den Elbehexen?

Athina Vasileiadou: Ich lebe in Meißen und arbeite dort bei Edeka Lamm. Auch das Training findet in Meißen statt. Es sind also sehr gute Voraussetzungen geschaffen worden, um mir den Wechsel zu den Elbehexen zu ermöglichen.

Enrico Schneider: Yvonne Lamm ist seit vielen Jahren dem VfL Meißen eng verbunden, engagiert sich mit großem Herzblut seit Beginn an für die Elbehexen. So wurden zwei neue Arbeitsplätze geschaffen, denn auch unsere zweite Hellenin, Athanasia Tsitlakidou, ist bei Edeka angestellt.

Enrico, ist geplant, Athina auch als Übungsleitern beim VfL einzusetzen?

Auf lange Sicht gesehen wäre das sicher wünschenswert. Mit ihrer Erfahrung könnte ich mir keine Bessere vorstellen. Aber bevor es so weit ist, liegt die Priorität bei den Elbehexen, denn da wird sie gebraucht. Beim VfL Meißen sind wir mit unseren Trainern und Trainerinnen momentan sehr gut aufgestellt.

Gibt es denn in Ihrem Umfeld genügend griechische Restaurants?

Athina Vasileiadou: Es gibt sogar zwei griechische Restaurants in der Nähe. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir nach unserem gewonnen Heimspiel gegen Pfeffersport einen wunderbaren Abend in einem der beiden Restaurants verbrachten. Da fühlten wir uns, also Anastasia und ich, fast schon wie zu Hause in Griechenland.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.