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Elbehexen-Chef: „Mannschaft hat Selbstvertrauen verloren“

Die Handballerinnen der SG Meißen/Riesa sind Letzter in der 3. Liga. Vereinschef Paul Rinkewitz verteidigt die Strategie des Vereins.

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Paul Rinkewitz ist seit 2008 der Vereinsvorsitzende des VfL Meißen.
Paul Rinkewitz ist seit 2008 der Vereinsvorsitzende des VfL Meißen. © privat

Meißen/Riesa. Am Wochenende waren die Drittliga-Handballerinnen der SG Meißen/Riesa nicht im Einsatz. Der Aufsteiger steht nach einem Sieg und acht Niederlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Mike Eichhorn, bisher Cheftrainer, wird eine neue Aufgabe übernehmen. Gundula Bleul und Andreas Bauer fungieren vorerst als Interimstrainer.

Der Abstieg ist aber längst noch nicht besiegelt und daher gibt sich auch der 36 Jahre alte Paul Rinkewitz, seit 2008 Vereinsvorsitzender des VfL Meißen, weiterhin kämpferisch. Der zweifache Familienvater arbeitet als Lagerleiter, wohnt in der Domstadt und weiß, welch wichtige Rolle der Handballsport in der Region spielt.

Herr Rinkewitz, zuletzt unterlagen die Elbehexen beim bis dato Tabellenletzten in Berlin mit 18 Toren Differenz. Was ging Ihnen durch den Kopf?

Etwas übertrieben formuliert, dachte ich auf der Rückfahrt: Jetzt kommen wieder die Schlauen um die Ecke, die vorher schon gewusst haben, dass das alles so kommen musste.

Täuscht der Eindruck, dass die Formkurve bei der SG Meißen/Riesa seit dem Saisonstart stetig nach unten zeigt?

Ich denke, da gibt es keine zwei Meinungen. Anhand der Ergebnisse sieht man schon, dass die Mannschaft an Selbstvertrauen verloren hat. Dass sie mehr kann, als sie momentan zeigt, konnte man in den ersten Spielen deutlich sehen. Man darf insgesamt nicht vergessen, dass viele verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle spielen. In Rostock und gegen Chemnitz fehlte uns zum Beispiel Josi Hessel, deren Ausfall wir nicht kompensieren können. Zudem brauchen unsere jungen Spielerinnen noch Zeit, um sich an das Niveau zu gewöhnen. Diese Zeit geben wir ihnen.

Gibt es noch eine reelle Chance auf den Klassenerhalt?

Ja, rechnerisch ist das möglich. Die letzten fünf Mannschaften aus unserer Staffel spielen gegen die letzten fünf Teams aus der Staffel A um den Klassenerhalt. Bis dahin werden wir alles geben, den einen oder anderen Punkt noch zu holen. Aber auch ein Abstieg bedeutet nicht das Ende der Elbehexen. Wir sehen diese Saison als Entwicklungschance für die SG Meißen/Riesa.

Gibt es die Möglichkeit, während der Saison den Kader zu verstärken?

Möglichkeiten etwas zu tun gibt es immer. Die Frage ist nur - wollen wir das auch? Wir haben einen Weg eingeschlagen und von diesem werden wir uns auch nicht abbringen lassen, ganz gleich was unsere Kritiker sagen. Bei uns sollen vor allem die eigenen Leute eine Chance bekommen, allen voran unser Nachwuchs. Wir möchten nicht für andere Vereine ausbilden. Und mit den Elbehexen haben sie in unserer Region die Chance, Leistungssport mit Schule, Ausbildung oder Beruf zu verbinden.

Hat die Vereinsführung die Leistungsstärke der 3. Liga unterschätzt?

Nein, ganz sicher nicht. Dass es nicht einfach werden würde, war uns allen klar. Uns wurde die Chance geboten, in der dritten Handball-Bundesliga der Frauen zu spielen und diese haben wir genutzt. Dass uns das nun einige Kritiker vorwerfen, damit können wir leben. Es bedarf schon eine Menge Mut, sich dieser Herausforderung zu stellen, aber Chancen sind nun mal da, um sie zu nutzen. Einen größeren Lerneffekt kann es aus meiner Sicht gar nicht geben.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Zuschauer-Zuspruch in Meißen und Riesa?

Ich glaube, da geht es uns wie vielen anderen Vereinen auch. Corona spielt uns nicht positiv in die Karten. Viele Fans sind verunsichert oder einfach nur von den vielen Regelungen genervt. Trotzdem sind wir mit der bisherigen Resonanz sehr zufrieden.

Sie sind seit Jahren dem Handball verbunden, haben selbst gespielt. Warum haben Sie sich der schwierigen Aufgabe gestellt, den Vorsitz zu übernehmen?

2008 standen Neuwahlen an und keiner wollte es machen. Der Verein war praktisch am Ende, sportlich wie auch finanziell. Mir wollte das aber nicht in den Kopf gehen und so entschied ich mich, für das Amt zu kandidieren. Bis heute mache ich das mit Leidenschaft und Herzblut. Und solange die Mitglieder mich wollen, mache ich das auch weiter.

Damit ein Verein gut funktioniert wie der VfL Meißen, bedarf es vieler ehrenamtlicher Vereinsmitglieder. Welche Bereiche müssen abgedeckt werden?

Ich glaube, es würde den Rahmen hier sprengen. An dieser Stelle möchte ich aber die Möglichkeit nutzen, um allen unseren Ehrenamtlichen meinen Respekt und Dank auszusprechen. Ohne sie könnte unser Verein nicht existieren. Da die Weihnachtszeit nun vor der Tür steht, werde ich als Vereinsvorsitzender die Möglichkeit nutzen, um mich persönlich zu bedanken.

Mittlerweile gibt es eine eigene Handball-App. Wie wurde sie angenommen?

Sehr gut. Die App ist ein kleines Meisterwerk aus der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Management. Hier haben Enrico Schneider, der für unsere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, und Sören Wennerlund vom Management der Elbehexen viel Zeit, Arbeit und Leidenschaft reingesteckt. Es hat sich jede Sekunde gelohnt. Jeder, der die App benutzt, ist begeistert.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.