Meißen
Merken

SZ-Gesundheitsforum: Parkinson ist nicht nur eine Bewegungsstörung

Morbus Parkinson gehört neben der Alzheimer-Erkrankung zu den häufigsten Erkrankungen des Nervensystems.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Professor Dr. med. Martin Wolz ist Chefarzt der Klinik für Neurologie und Geriatrie am Elblandklinikum Meißen.
Professor Dr. med. Martin Wolz ist Chefarzt der Klinik für Neurologie und Geriatrie am Elblandklinikum Meißen. © Foto: Elblandklinik

Laut der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen sind allein in Deutschland bis zum 400.000 Menschen betroffen, die Tendenz ist steigend. Prominente Betroffene, wie der verstorbene Boxer Muhammad Ali und der Schauspieler Michael J. Fox haben dazu beigetragen, Aufmerksamkeit und Finanzmittel für die im Volksmund als Schüttellähmung bekannte Krankheit einzuwerben, um die Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben. Professor Dr. med. Martin Wolz, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Geriatrie am Elblandklinikum Meißen, stellt sich zum SZ-Gesundheitsforum den Fragen Betroffener und ihrer Angehörigen.

Herr Professor Wolz, Parkinson bleibt oft lange unerkannt, andere Erkrankungen können ähnliche Symptome zeigen. Welche Auffälligkeiten geben erste Hinweise?

Zu unterscheiden sind zunächst die verschiedenen Verlaufsformen der Erkrankung: Steht ein Zittern im Vordergrund, führt der Weg meist recht schnell zum Neurologen – oft handelt es sich dann, zum Glück für die Betroffenen, nicht um eine Parkinson-Erkrankung, sondern um einen sogenannten Essenziellen Tremor. Anders sieht es aus, wenn Patienten kein Zittern haben, die dann im Vordergrund stehenden Beschwerden wie Muskelsteifigkeit oder eine Bewegungsverlangsamung werden häufig zu spät erkannt und die Patienten durchlaufen oft eine Odyssee bei verschiedenen Ärzten/Ärztinnen.

Unabhängig davon gibt es eine Reihe sogenannter nichtmotorischer Symptome, die der Bewegungsstörung vorausgehen. Dazu zählen zum Beispiel eine Beeinträchtigung der Riechfunktion, eine ganz spezielle Form der Schlafstörung, Verdauungsstörungen oder auch Depressionen. Ein Teil dieser Beschwerden kann zum Teil viele Jahre früher auftreten. Um genau diese Symptome, die auch im weiteren Verlauf der Erkrankung für die Patienten oft eine ganz wesentliche Beeinträchtigung darstellen, soll es im aktuellen SZ-Forum gehen.

Mit welchen diagnostischen Verfahren kommen Sie der Erkrankung auf die Spur?

Grundsätzlich wird die Diagnose anhand definierter klinischer Kriterien gestellt, eine hohe fachliche Expertise und langjährige Erfahrung der Ärzte/Ärztinnen sind daher eine Grundvoraussetzung. Weitere Zusatzuntersuchungen, wie zum Beispiel ein MRT des Kopfes, eine Testung der Riechfunktion, eine spezielle Ultraschalluntersuchung und ein Medikamententest gehören mit dazu. In ausgewählten Fällen kann darüber hinaus eine nuklearmedizinische Untersuchung bei der Diagnosestellung erforderlich sein.

Bis heute ist Parkinson nicht heilbar. Wie kann die Lebensqualität Betroffener erhalten bleiben?

Das stimmt, die Erkrankung ist derzeit leider noch nicht heilbar. Aber es gibt eine ganze Reihe verschiedener Medikamente, welche die Symptome über viele Jahre sehr gut therapieren können. Im Vordergrund steht dabei, den Botenstoff Dopamin, der aufgrund des Unterganges spezieller Nervenzellen bei Betroffenen vermindert ist, zu ersetzen. Dies gelingt mit Tabletten, Medikamentenpflastern und im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auch mit Medikamentenpumpen oder operativen Verfahren.Darüber hinaus kommen auch Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie zum Einsatz, um die Lebensqualität langfristig zu verbessern.

Die Fragen stellte Kristin Koschnick.

Das SZ-Gesundheitsforum „Parkinson - nicht nur eine Bewegungsstörung“ findet am 21. Juni 2023, um 18 Uhr im Elblandklinikum Meißen, Nassauweg 7, im Konferenzraum 4 statt. Der Eintritt ist frei.Aufgrund begrenzter Platzkapazitäten bitten wir um telefonische Anmeldung unter 03521 41045520 oder 0351 833893833.