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Die längste Beziehung im Leben

Am 10. April ist „Tag der Geschwister“. Wer welche hat, weiß wie unersetzlich sie sind. Und wie ist Ihre Beziehung zu Ihrem Geschwisterchen?

Von Christiane Weikert
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Blut ist dicker als Wasser. Nichts geht über Familie - geschweige denn über Geschwister.
Blut ist dicker als Wasser. Nichts geht über Familie - geschweige denn über Geschwister. © Pixabay.com

Man führt viele Beziehungen im Leben. Lange, kurze, schmerzhafte und schöne. Aber die intensivste und längste Beziehung führt man mit seinen Geschwistern.

Wie Sie uns prägen

„Ich will ein Brüderchen“ oder „Ich will ein Schwesterchen“ … Geschwister zu haben, ist eine intensive Erfahrung, welche einen Menschen prägt, weil wir viel gemeinsame Zeit in unsere ersten Lebensjahre miteinander verbringen. Ob es nun der erbitterte Streit um den Besitz der Barbiepuppe ist oder eher der bedingungslose Zusammenhalt, wenn es gegen die Verbote der Eltern geht. Mit Sicherheit hat jedes Geschwisterpaar solche Situationen in der Kindheit erlebt. Kinder lernen eher – wenn sie mit Geschwistern aufwachsen – Konflikte zu lösen und anderen Menschen gegenüber Empathie zu entwickeln.

Laut des Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes sind übrigens in den vergangenen 30 Jahren mehr oder weniger konstant 50 % aller Kinder Einzelkinder, ein gutes Drittel hat ein Geschwisterkind und rund 12 % der Kinder haben zwei oder mehrere Geschwister.

Eine Studie aus der Geschwisterforschung der 80er Jahre besagt weiter, dass erstgeborene Geschwister verantwortungsvoller und jüngere Geschwister sozialer und kontaktfreudiger sind.

Stimmt. Während ich im Kleinkindalter freudestrahlend und lachend auf sämtliche Mitmenschen in meiner Umgebung zulief, behielt meine 3 Jahre ältere Schwester meist einen kritischen Sicherheitsabstand und beäugte die Situation mit Argwohn. Sie hatte immer das wache Auge auf „ihre kleine Schwester“ Heute ist meine große Schwester Diejenige, die die Bande zwischen uns fest zusammenhält und immer noch auf die kleine Schwester aufpasst.

Das versteht nur meine Schwester

Wie Geschwister miteinander umgehen, ist auch Geschlechterabhängig. Schwestern sind kommunikativer, während bei Brüder eine gewisse Rivalität oder Konkurrenz zu Grunde liegt.

Auch der Altersunterschied spielt eine Rolle. Je mehr Zeit zwischen den Geburtenjahren liegen, desto weniger ist die Verbundenheit in den Kinderjahren. Im Alter nimmt dann die Beziehung wieder Fahrt auf und man kann sich das Leben ohne seine Geschwister nicht mehr vorstellen. Aber die Beziehung ist ständig im Wandel.

Gemeinsam durch Himmel und Hölle

Gerade in einschneidenden Lebensereignissen wie z.B. die Trennung der Eltern kann es sehr befreiend sein, dass solche Probleme mit jemanden geteilt werden können, der ebenfalls von der Situation betroffen ist.

Geschwistergeschichten

Christiane W. (47) und Isabell A. (50), Weinböhla, Altersunterschied: 3 Jahre

„Nun war sie da, meine kleine Schwester. Was hatte ich nicht alles vor mit ihr? Nur anfangen konnte ich mit ihr nichts. Sie konnte weder laufen, noch mit mir spielen. Was sie sehr ausdauernd konnte war schlafen. Und da wollte sie unter keinen Umständen gestört werden.

Dass sie damals Limo- und Bierflasche verwechselte, konnte man ihr nicht zum Vorwurf machen. In der DDR war man in der Kreativität von Getränkeflaschen sehr eingeschränkt und so passierte es, dass sie das falsche Getränk erwischte. Die Familie, einschließlich mir, verfolgte dann mit Verwunderung die lallenden Ausführungen einer 4-jährigen am Abendbrottisch, bis meinem Vater ein Licht aufging.

Jetzt, mehr als 40 Jahre später, können wir immer noch herzhaft miteinander lachen. Jeder runde Geburtstag wird zum liebevollen Event, gestaltet von der familieneigenen Theatergruppe.

Auch wenn unsere Wege unterschiedlich verlaufen, treffen wir uns doch immer im Ziel und das heißt Familie! Ich bin ein bisschen sie und sie ist ein bisschen ich. Denn wir sind Geschwister!"

Rocco M. und Torsten M., Zwillinge aus Meißen, geschrieben aus Sicht ihrer älteren Schwester Sylvia M.:

„Rocco und Torsten sind zweieiige Zwillinge – Rocco ein paar Minuten älter als Torsten. Die beiden sind mittlerweile 50 Jahre alt und könnten, seit sie das Licht der Welt erblickten, unterschiedlicher nicht sein. Bemerkbar machte sich das schon seit dem Kindergarten: Rocco hatte immer seine Kleidung schon an, während Torsten noch heulte, wo denn seine Sachen seien. Dabei bemerkte natürlich keiner, dass Rocco schon längst Torstens Sachen anhatte.

Wenn zu Weihnachten jeder einen Schokoweihnachtsmann geschenkt bekam, knabberte Rocco nur die Rückseite von Torstens Schokomann ab, formte die Alufolie wieder zu einer Figur und stellte ihn wieder zurück in Torstens Zimmer. Naja, nur die Cleveren kommen stressfrei durchs Leben. Das Ganze zog sich im gesamten Leben bei den Beiden so weiter. Das Einzige, was sie gemeinsam haben, ist eigentlich nur die Haarfarbe…und die Eigenschaft, immer füreinander und ihre Familie da zu sein. Denn Familie ist das Wichtigste, was wir haben.“

Was ist Ihre Geschwistergeschichte? Ob zum Lachen, Weinen oder einfach nur schön - schreiben Sie uns auf [email protected] und wir teilen es.