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Überraschung: Berberaffen für Meißen!

Im Stadtrat ist ein lange geheim gehaltenes Projekt besprochen worden. Und was sagen die Bürger dazu?

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Berberaffen als Meißner Leittiere? Seit dieser Woche gibt es diese Vision. Unfug oder Entwicklungschance für den Tourismus für die Region? Ihre Meinung ist gefragt!
Berberaffen als Meißner Leittiere? Seit dieser Woche gibt es diese Vision. Unfug oder Entwicklungschance für den Tourismus für die Region? Ihre Meinung ist gefragt! © dpa

Meißen. Für Überraschungen ist die Domstadt ja immer wieder mal gut. Diese Woche gab's eine, die so geheim geblieben ist, dass man sie kaum glauben mag. Die Nachricht der Woche also: Berberaffen könnten die künftige Attraktion in einem "Familientierpark Meißen" sein. Ein Konzept, das bislang hinter verschlossenen Türen ausgearbeitet und jetzt dem Stadtrat präsentiert wurde. Drei Jahre hat eine Arbeitsgruppe daran gearbeitet.

Ihre Vorgabe: Es soll ein Tierpark für alle entstehen, und zwar barrierearm und für alle Altersklassen. Ferner sollten Artenschutz und Umweltbildung im Fokus des Konzeptes stehen. Wichtig war ebenfalls, ein attraktives Freizeitangebot zu schaffen. Das Ganze sollte zudem noch wirtschaftlich darstellbar sein und sich harmonisch in den Verbund Siebeneichen integrieren. Inklusive infrastruktureller Anbindungen - etwa an den Elberadweg bzw. an das Wanderwegenetz über Drescher- und Poetenweg.

Elefant, Tiger & Co.? Mitnichten. Das Konzept müsse für eine Stadt wie Meißen tragbar und auch wirtschaftlich darstellbar sein, sagt Tierparkplaner Daniel Hujer. Also: keine beheizten Tierhäuser und exotische Arten. Dafür Tiere sein, die attraktiv sind und Besuchererlebnisse bieten. Die Anlage brauche eine Leittierart, mit der man überregional Besucher anziehen kann. Berberaffen zum Beispiel!

"Die Idee ist, dass man einen großzügigen und begehbaren Affenberg in den Tierpark integriert", sagt Hujer. Bei Berberaffen handle es sich um eine stark gefährdete Affenart. Weltweit gäbe es etwa nur noch 10.000 Tiere. Es sei zudem die einzige Affenart, die frei lebend in Europa vorkommt. Wer schon mal in Gibraltar war, weiß, dass die Primaten ganz schön frech sein können. Die Haltung von Berberaffen ist allerdings nicht ganz unproblematisch und stellt besondere Anforderungen an das Gehege.

Ein weiterer Schwerpunkt ist der "begehbare Bauernhof der Nutztiere". Hier sollen heimischen Arten gezeigt werden, darunter u. a. der Meißner Widder. "Besucher werden die Möglichkeit haben, viel über bedrohte Nutztiere und ihre Haltung zu erfahren", sagte Hujer. Zudem soll Siebeneichen künftig (wieder) Heimat von Wildtieren werden. "Wir wollen dabei nicht mit dem Wildgehege konkurrieren, sondern kleinere, unbekannte Tierarten zeigen", so der Experte weiter. Als Beispiel nannte er den Ziesel. Die Erdhörnchen werden gegenwärtig im deutsch-tschechischen Grenzgebiet ausgewildert.

Als potenzieller Tierparkbewohner komme zudem der europäische Nerz infrage. Er ist so gut wie ausgestorben. Als invasive Art wäre beispielsweise der Waschbär denkbar.

Nicht nur tierisch, sondern auch spielerisch soll das Projekt etwas bieten. Mindesrens einen Spielplatz also. Für den Eingangsbereich war der AG Tierpark wichtig, ein gut sichtbares Gebäude, zu errichten. Neben den Kassenräumen und Mitarbeiterraum, soll es über barrierefreie Toilette verfügen, die auch von Menschen genutzt werden können, die nicht im Tierpark unterwegs sind. Unweit des Wasserwerkes sind zudem 60 Parkplätze geplant.

Würde sich ein solches Projekt wirtschaftlich lohnen? Daniel Hujer hat dazu das Potenzial in der Region ermittelt. "Die Stadt Meißen, große Teile des Landkreises und der Großraum Dresden können mit einem attraktiven Angebot angesprochen werden", sagte er. Er hat zwei Rechnungen vorgenommen. Käme jedes Kind mit einer Begleitperson aus Meißen und Umgebung zweimal pro Jahr in den Tierpark, wären das 44.800 Besuche. Die andere Erhebung geht davon aus, dass es alle Meißner mindestens einmal pro Jahr nach Siebeneichen schaffen und die Hälfte der Bewohner aus den umliegenden Gemeinden. Hier käme man auf knapp 55.000 Gäste. "Das ist die Größenordnung, die der Tierpark mindestens erreichen kann", so der Experte.

Im Raum steht bereits ein Vorschlag für die künftigen Eintrittspreise. Demnach kostet das Ticket für Erwachsene sechs Euro. Kinder (2 bis 14 Jahre) zahlen drei Euro. Der ermäßigte Tarif wurde mit drei Euro angegeben. Hinzu kommen Parkgebühren in Höhe von zwei Euro. "Im Durchschnitt beläuft sich der Gesamterlös pro Besucher auf 5,75 Euro", erklärte der Tierparkplaner.

Jetzt soll erst einmal die Debatte unter den Anwohnern anrollen. Ziel sei es, dass es bis zum Grundsatzbeschluss im Frühsommer konkrete Aussagen zum Betreiber und Personal geben wird. Dann könnte noch dieses Jahr mit den Baumaßnahmen begonnen werden, heißt es aus dem Stadtrat und dem Rathaus.

Am 7. März wird es um 16.30 Uhr im Ratssaal in Meißen eine Informationsveranstaltung geben, bei der auch die beteiligten Planungsbüros für Fragen zur Verfügung stehen. (m.l./as/rt)

Was sagen Sie zum Projekt eines "Familientierparks Meißen"? Ihre Meinung ist auch hier gefragt: [email protected]