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Wie Katzenhaare in die Canalettos auf Schloss Proschwitz kamen

148 Bilder hingen einst an den Wänden von Schloss Proschwitz bei Meißen. In den Kriegswirren gingen fast alle verloren. Doch Prinz zur Lippe bemüht sich um Ersatz.

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Das Geburtstagskind Roland Schwenke (r.) und Georg Prinz zur Lippe hängen die neue Canaletto-Replik auf, sie zeigt die Westminster Abbey in London.
Das Geburtstagskind Roland Schwenke (r.) und Georg Prinz zur Lippe hängen die neue Canaletto-Replik auf, sie zeigt die Westminster Abbey in London. © Claudia Hübschmann

Meißen. Für den Künstler gab es eine Schokoladentorte und einen Blumenstrauß in frischen Frühlingsfarben. Roland Schwenke, bekannt als Hochland-Canaletto, feierte am Montag seinen 70. Geburtstag und das auf Schloss Proschwitz bei Meißen. Den Künstler verbindet eine enge Freundschaft mit dem Schlossherrn Georg Prinz zur Lippe.

Sie ist über die Jahre gewachsen, denn der 1954 in Dohna geborene Schwenke ist nicht nur gelernter und passionierter Koch, er ist auch Maler. Und nicht wenige seiner Bilder hängen auch im Schloss Proschwitz. Zunächst hat er Repliken der Ahnenporträts derer zu Lippe erstellt. Dann verschiedene Facetten des Schlosses mit Leinwand auf Öl gebannt. Und seit einigen Jahren ist er dabei, den Canaletto-Saal zu komplettieren.

Hier hängen seit Montag nun insgesamt vier kopierte Motive des in Venedig geborenen Veduten- und Landschaftsmalers. Repliken, die sich seinem Schaffen in Venedig und London widmen. Roland Schwenke hat zunächst das Bild der St. Pauls Cathedral gemalt und vor wenigen Wochen das Gemälde der Westminster Abbey fertiggestellt. Ein Spiel aus Licht und Schatten durchzogen von einer wogenden Menschenmenge. Die aber hat dem Künstler keinen Kummer bereitet. Schwerer sei es schon gewesen, die Türme so zu zeichnen, dass sie sich gerade in den Himmel erheben, gesteht Roland Schwenke kurz nach der Enthüllung des Bildes.

Die zweite Signatur des Hochland-Canaletto

Es findet seinen Platz im Grünen Saal, dem Canaletto-Saal des Schlosses. Hier hingen einst auch Originale von Canaletto. Welche, lasse sich nicht mehr genau sagen. Anders als die Wettiner habe man keine Inventarlisten geführt, gesteht Prinz zur Lippe. Fest stehe aber, dass das Schloss 1943 von der NSDAP beschlagnahmt worden sei. Die Familie durfte das Haus nicht mehr betreten und auch nicht ihr Eigentum sichern.

Da Beschlagnahmung rechtlich keine Enteignung ist, bekam Prinz zur Lippe das Schloss nach der Wiedervereinigung in den 1990er Jahren nicht rückübertragen. Er musste es kaufen. Da war das Gebäude nicht nur äußerlich in einem desolaten Zustand, es fehlten auch sämtliche Einrichtungsgegenstände. Die Möbel sind bis heute verschwunden. Von den Bildern fanden immerhin fünf den Weg aus staatlichen Kunstsammlungen zurück in das Schloss.

Neben den Originalen hängen die Repliken von Hochland-Canaletto Roland Schwenke. "Die Motive sucht der Prinz aus", gesteht der Künstler. Er sei es auch, der plakatartige Vorlagen in sehr hoher Auflösung besorge. "Die falte ich mir dann zurecht und male Quadrant für Quadrant ab", so Roland Schwenke. Ihm scheint das Talent in die Wiege gelegt. Perfektioniert hat er es mit einem Kurs an der Volkshochschule und durch autodidaktisches Lernen in seiner Plattenbauwohnung. Sein Atelier ist klein, so klein, dass ein Fotograf schon auf der Leiter stand und ihn von draußen durchs offene Fenster fotografierte, wie er an der Staffelei arbeitete.

Die russisch-grüne Wand in dem Saal bietet den Rahmen für die Canaletto-Kunst auf Schloss Proschwitz. Die Bilder hängen in dezentem goldenen Stabrahmen und wer ganz genau hinschaut, der entdeckt ein Katzenhaar auf jedem der Ölgemälde. Es stammt aus dem Schnurrbart von Lady, der 13-jährigen Katzendame, die einen festen Platz im Atelier von Roland Schwenke hat. Bei einem Bild mit Maria Theresia, das Roland Schwenke zur Hochzeit seiner Tochter gemalt hat, war das Schnurrbarthaar Model und fiel zufällig auf das Ölgemälde. Seitdem ist das Haar quasi die zweite Signatur des Hochland-Canaletto.