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Wie steht es um die Bienen im Landkreis Meißen?

Klimawandel und invasive Spezies machen es den Bienen schwer. Gleichzeitig steigt die Wertschätzung von Privatimkern im Landkreis. Am 4. Februar gibt es einen Informationstermin zu den Bienen der Region.

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Johannes Kucharczyk vom Imkerverein Coswig-Weinböhla sagt: „Bei diesem Hobby kann man die Faszination dieser Insekten direkt erleben, welche Kraft in der Natur steckt. Man hat einen ganz anderen Blick auf das Wetter und die Blüten.“
Johannes Kucharczyk vom Imkerverein Coswig-Weinböhla sagt: „Bei diesem Hobby kann man die Faszination dieser Insekten direkt erleben, welche Kraft in der Natur steckt. Man hat einen ganz anderen Blick auf das Wetter und die Blüten.“ © Norbert Millauer

Von Julian Wolf

Landkreis. Es ist nicht gang und gäbe, dass Vereine im Landkreis Meißen immer eng miteinander arbeiten. Die Imker aus Coswig, Radebeul und Weinböhla aber kooperieren nun schon seit einigen Jahren miteinander. Das hat einen einfachen Grund. Sie wollen mit ihren gemeinsamen, sogenannten „Imkergrundkursen“ das Wissen zur Imkerei theoretisch und praktisch interessierten Leuten einfach und saisonbegleitend vermitteln. So auch am 4. Februar.

Die letzte Einheit des Imkerkurses 2023 veranstalteten Imkerverein Coswig-Weinböhla e.V. und Imkerverein Radebeul-Lößnitzortschaften e.V. am 17. Dezember des vergangenen Jahres. Damit endete die Betreuung der Neuimker aus 2023. Diese seien nun erstmal gut gewappnet, um in diesem Jahr mit ihrem neu erworbenen Wissen eigene Bienenvölker zu betreuen.

„Herausforderungen gibt es in der Tierhaltung aber immer“, sagt Johannes Kucharczyk von den Coswiger und Weinböhlaer Imkern. Deshalb beginnt ein neuer Imkergrundkurs am 4. Februar. Dieser soll insgesamt sechs Kurseinheiten von jeweils vier Stunden beinhalten. Das Interesse sei enorm.

Alles um die Bienenhaltung

„Die Betreuung der Jungimker konnte durch die Vereinsmitglieder nicht mehr abgedeckt werden. Deswegen statten die beiden Imkervereine seit 2023 gemeinsam einen Imkergrundkurs aus, der von einem Imker und Bienenseuchensachverständigen gehalten und betreut wird“, beginnt Johannes Kucharczyk. „Eine sinnvolle Größe des Kurses sind circa zehn bis 15 Personen, um auch auf individuelle Fragen eingehen zu können. Gelehrt wird in Theorie und im Anschluss in der Praxis, wie die Entwicklung eines Bienenvolkes im Jahresverlauf erfolgt“, so der Vereinsvorsitzende.

Vermittelt wird dann ein Überblick über die verschiedenen Beutesysteme und Betriebsweisen. Daneben gibt es Informationen zur Auswinterung eines Bienenvolkes sowie zur Völkerentwicklung, Schwarmstimmung und Schwarmverhinderung, und zur Ablegerbildung. Auch der Zweck des Drohnenbaurahmens sowie Wissenswertes über Honiggewinnung und -verarbeitung, Fütterung und Behandlungen diverser Krankheiten werden besprochen.

Bedrohung durch eine asiatische Hornisse

Wem das zu technisch vorkommt, brauche aber keine Sorge haben, denn vor Beginn des Kurses ist keinerlei Wissen zu Bienen notwendig. Lediglich die Vertiefung des gelernten Wissens würde empfohlen. „Auch die alten Imkerhasen lesen viel und tauschen sich intensiv während der Vereinsversammlungen aus. Man muss immer auf dem Laufenden bleiben. Das Internet ist dabei nicht immer der beste Ratgeber“, schmunzelt Kucharczyk. Eine Anforderung müssen die Teilnehmer jedoch erfüllen. Eine Vereinsmitgliedschaft ist die Grundlage zu der Teilnahme am Kurs und der Wohnsitz sollte im Gebiet der beiden Imkervereine liegen.

Behandelt werden im Grundkurs aber auch Probleme, wie der Klimawandel. Warme Herbst- und Wintermonate sind ein Problem für Bienenvölker, da die Brutpause und damit Erholungsphase nicht mehr lang genug ist. Kälteperioden im Februar und März, die den eigentlichen Brutbeginn hinausschieben, ist ein weiteres - auch im Landkreis Meißen.

„Pflanzen geben nur Nektar ab, wenn genügend Feuchtigkeit vorhanden ist. In den letzten Jahren fiel vor allem die Lindenblüte wegen Trockenheit aus. Der Blühbeginn verschiedener Pflanzen ist nachweislich nach vorn verlegt durch die Erwärmung und damit fehlender Kälte im Winter. Bienen benötigen aber von Eilage bis zum Ausfliegen circa vier Wochen. Das entwickelt sich gegenläufig“, erklärt Kucharczyk. „Sorgen bereitet die in den 1980er Jahren eingeschleppte Varroa-Milbe. Ohne Hilfe würden derzeit keine Honigbienen überleben. Durch die Klimaerwärmung breitet sich auch die invasive, asiatische Hornisse Vespa Velutina aus“, informiert der Imker.

Dankbar für Unterstützung vom Freistaat

Auf die Frage, wie die Bienen im Landkreis mit Pflanzenschutzmitteln umgehen, antwortet der Vereinschef: „Es kommt immer wieder zu Spritzschäden bei Bienenvölkern im Allgemeinen. Hier muss aber betont werden, dass die Ursachen selten in der gewerblichen Landwirtschaft liegen, vielmehr durch Anwendungen im privaten Bereich.“

In puncto Faulbrut finanziert der Freistaat Sachsen seit 2023 ein zweites Faulbrutmonitoring, um Infektionen und Ausbrüche der amerikanischen Faulbrut früher zu lokalisieren. „Für uns Imker ist das eine große Unterstützung und Wertschätzung und wir sind dem Freistaat Sachsen dafür besonders dankbar“, sagt Kucharczyk.

Wie genau sich die Bienen im Landkreis Meißen ansiedeln, ist nicht ermittelbar. Angaben dazu, wie sich die Bienenvölker in der Region entwickeln werden, kann Kucharczyk aber machen: „Derzeit wächst die Imkerei im Privaten noch an. Eine große Herausforderung wird mit dem Eintreffen der asiatischen Hornisse Vespa Velutina erfolgen. Es laufen auch seitens der Bieneninstitute intensive Forschungen, um eventuell ab 2033 mit natürlichen und biologischen Mitteln und eventuell Toleranzzucht der Varroa-Milbe Einhalt zu gewähren.“

WEB: www.sachsenimker.de