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Wo sind die Coronatoten geblieben?

Im Dezember hatte Käbschütztal nach offizieller Statistik 13 Sterbefälle. Jetzt aber sind es null. Wie kann das sein?

Von Jürgen Müller
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13 Sterbefälle in Zusammenhang mit Corona meldete das Gesundheitsamt Meißen für Käbschütztal noch im Dezember. Plötzlich liegt die Zahl bei Null.
13 Sterbefälle in Zusammenhang mit Corona meldete das Gesundheitsamt Meißen für Käbschütztal noch im Dezember. Plötzlich liegt die Zahl bei Null. © Claudia Hübschmann

Käbschütztal. Mitte Dezember vorigen Jahres sorgte die Gemeinde Käbschütztal sachsenweit für Schlagzahlen. Mit einer Inzidenz von 2.922, also die Zahl der Neuinfektionen hochgerechnet auf 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche, war sie absoluter Spitzenreiter in Sachsen.

Es wurde gerätselt, wo dieser hohe Wert herkommt. Ein Antwort gab es nicht. Fakt ist jedenfalls, dass es nahezu alles, was wegen Corona verboten oder geschlossen war oder ist, in Käbschütztal gar nicht gibt. In der Gemeinde mit ihren 37 Ortsteilen gibt es weder ein Altenheim noch ein Krankenhaus, ja nicht mal eine Gaststätte, auch kein Schwimmbad, keine Sauna, kein Fitnessstudio. Selbst die Sporthalle der Schule in Krögis, die ohnehin geschlossen wäre, kann wegen Sanierungsarbeiten derzeit nicht genutzt werden. Die einzige Einkaufsmöglichkeit befindet sich in Krögis mit dem Norma und einigen kleinen Geschäften.

Doch nicht nur die Inzidenz war für Käbschütztal exorbitant hoch, sondern auch die Zahl der Corona -Toten. Noch im Dezember wurde sie für die kleine Gemeinde mit 13 angegeben. Jetzt ist sie plötzlich bei Null. Laut Landratsamt Meißen ist Käbschütztal nun die einzige Kommune im Landkreis Meißen, in der niemand an oder im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion starb. Es folgen die Gemeinden Hirschstein und Stauchitz mit je zwei Toten, die in Zusammenhang mit der Infektion gebracht werden.

Wie kann das sein? Wo sind die Toten geblieben?

Sterbefälle falsch zugeordnet

Jetzt gibt es eine Antwort sowohl was die Sterbezahlen als auch die Inzidenzwerte betrifft. Die ist so einfach wie verblüffend. Wie das Landratsamt Meißen auf Nachfrage mitteilt, wurden die Sterbefälle und Infektionen falsch zugeordnet. Es gebe Ortsteile, die in verschiedenen Gemeinden den gleichen Namen haben, beispielsweise Sieglitz. "Das Gesundheitsamt hat diese Orte und damit die Gestorbenen und Infizierten fälschlicherweise Käbschütztal zugeordnet. Richtig ist, dass es bisher keinen einzigen Corona-Toten in der Gemeinde gibt", sagt Anja Schmiedgen-Pietsch, Pressesprechern des Landratsamtes Meißen.

Weil nicht nur die Toten, sondern auch die Zahl der Infektionen falsch zugeordnet wurden, heißt das, dass die Inzidenz in Käbschütztal zwar hoch, aber eben weit geringer war als angegeben. Die Gemeinde lag völlig zu Unrecht auf dem Spitzenplatz in Sachsen. Grund waren schlicht Fehler des Gesundheitsamtes Meißen.

Bürgermeister fordert Ende des Lockdowns

Käbschütztals Bürgermeister Uwe Klingor (CDU) ist erleichtert, dass die Gemeinde jetzt das Image los ist, betont zugleich: "Die Inzidenz ist nicht ausschlaggebend und rechtfertigt allein keine Schließungen und Einschränkungen. Das sollten die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten bei ihren Beratungen und Beschlüssen bedenken." Er fordert ein Ende des Lockdowns. "Wenn nicht das ganze Land kaputtgehen soll, muss es jetzt Öffnungen und Lockerungen geben, müssen die Leute ihre Grundrechte zurückbekommen", sagt er.

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