Update Sachsen
Merken

In Sachsen wird immer weniger Wohnraum gebaut

Schlechte Nachricht für alle Mieter. Trotz hoher Nachfrage ist die Zahl der Baugenehmigungen in Sachsen im Tiefflug. Das sind die Gründe.

Von Moritz Schloms
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Wohnungsneubau in Sachsen: Dieses Bild stammt aus dem März 2022.  Zu sehen sind die Neubauten der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft  in der Saalfelder Straße.
Wohnungsneubau in Sachsen: Dieses Bild stammt aus dem März 2022. Zu sehen sind die Neubauten der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft in der Saalfelder Straße. © Jan Woitas/dpa-Zentralbild

Kamenz/Dresden. In Sachsen wurden im Jahr 2022 für exakt 11.713 Wohnungen mit einer Wohnfläche von insgesamt 1,3 Millionen Quadratmetern Baugenehmigungen erteilt. Das entspricht einem Rückgang von 16 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor, wie das Statistische Landesamt in Kamenz am Montag mitteilte. Der Rückgang setze sich auch in den ersten Monaten des Jahres 2023 verstärkt fort, hieß es weiter.

Auch bundesweit werden immer weniger Baugenehmigungen erteilt, trotz der starken Nachfrage nach Wohnraum. Der Bauindustrieverband rechnete zuletzt im laufenden Jahr mit bestenfalls 250.000 Fertigstellungen - weit weg vom einstigen Ziel der Bundesregierung von jährlich 400.000 neuen Wohnungen.

In der Branche wird der Rückgang mit den stark gestiegenen Kreditzinsen und hohen Baupreisen begründet. Viele Bauherren hielten sich mit Projekten zurück – sowohl private Hausbauer als auch Großinvestoren.

Der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vdw) Sachsen hat dazu seine Mitgliedsunternehmen befragt. Das Ergebnis: 88 Prozent hielten sich wegen der gestiegenen Baukosten zurück, 76 Prozent beklagten zu geringe Förderungen von Bund und Land. 41 Prozent nannten die gestiegenen Zinsen für Kredite als Grund.

„Der Freistaat muss eigenes Geld in die Hand nehmen und darf sich bei den Förderungen für die Baubranche nicht hinter dem Bund verstecken“, sagt Verbandssprecher Alexander Müller. Der vdw Sachsen vertritt knapp 130 Wohnungsunternehmen, die fast ein Viertel des Mietwohnungsbestandes in Sachsen stellen.

Auf die gestiegenen Baukosten verweist auch der Bauindustrieverband Ost. So habe die Kombination aus der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg die Bauwirtschaft in eine Krise getrieben. Insbesondere der Krieg habe „regelrechte Preisexplosionen bei Baumaterialien“ ausgelöst.

Für das Thema Bauen zuständig ist das sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung. Pressesprecher Frank Meyer verweist darauf, dass das Ministerium bereits auf die gestiegenen Baukosten reagiert habe. So seien bereits im vergangenen Jahr die förderfähigen Gesamtkosten für Eigentumswohnungen erhöht wurden. Darüber hinaus seien die Konditionen für den Bau von Sozialwohnungen verbessert wurden.

In Sachsen verteilen sich die erteilten Genehmigungen folgendermaßen: Die meisten Genehmigungen für neue Wohngebäude verzeichnete der Landkreis Leipzig mit 526, gefolgt vom Kreis Bautzen mit 424 und dem Kreis Meißen mit 359 genehmigten Gebäuden.

Betrachtet man hingegen die Anzahl der Wohnungen, war die Stadt Leipzig mit 2.906 genehmigten neuen Wohnungen Spitzenreiter. An zweiter Stelle stand die Stadt Dresden mit 1.272.

Während jetzt vor allem in den Großstädten Wohnraum fehlt, hat das Leibniz-Institut Dresden für die Zukunft noch ein anderes Problem ausgemacht. In den nächsten Jahren werde die Zahl der Haushalte sinken. Dann stünden viele Einfamilienhäuser leer. Eine Lösung: Bei Neubauten darauf achten, dass das Haus in mehrere Wohnungen teilbar ist. So könnten später beispielsweise die Kinder einen Teil des Hauses als kleinere Wohnung nutzen. Der restliche Teil ließe sich an andere Personen vermieten oder veräußern.