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Mit Schere und Anzug gegen Raupen

An der B 98 bei Kronospan gehen Schädlingsbekämpfer gegen die Eier des Goldafters vor. Nicht nur hier ist die Nesselraupe verbreitet.

Von Kathrin Krüger
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Hans Nunnemann und sein Kollege von der Rentokil Initial schneiden auch bei Schnee und Regen die Ast-Enden der Bäume. In Schutzanzügen entfernen sie per Hand alle Ungeziefernester am Radweg parallel zu Kronospan.
Hans Nunnemann und sein Kollege von der Rentokil Initial schneiden auch bei Schnee und Regen die Ast-Enden der Bäume. In Schutzanzügen entfernen sie per Hand alle Ungeziefernester am Radweg parallel zu Kronospan. ©  Anne Hübschmann

Quersa. Wer derzeit auf der B 98 auf der Höhe von Kronospan entlangfährt, glaubt dieser Tage vielleicht, Außerirdische zu sehen. Personen in weißen Ganzkörperanzügen machen sich mit einem Teleskoplader an den Bäumen zu schaffen. 

Marsmännchen sind es indes nicht, die da am Radweg ihre Arbeit verrichten. Sondern Mitarbeiter der Leipziger Niederlassung von Rentokil Initial. Das sind Spezialisten in Sachen Schädlingsbekämpfung, und ihr Angriffsziel ist der Goldafter. Diese Nesselraupe sorgte vorigen Sommer dafür, dass sich in der Hausarztpraxis von Dierk Bade in Lampertswalde mehrfach Patienten mit Hautreizungen meldeten. 

Die Bäume am Radweg entlang der Bundesstraße waren mit Raupennestern übersät. Nach der öffentlichen Aufforderung Bades an den Landkreis als Straßenverantwortlichen, endlich etwas gegen die Schädlinge zu unternehmen, wurde der anerkannte Fachbetrieb beauftragt, sich der Raupenplage anzunehmen.

Auftrag für etwa 80 Bäume

Zuerst wurden die Raupennester zwischen Lampertswalde und Quersa mit einer Art Staubsauger abgesaugt. Rentokil hatte vorher mit einer Inspektion den Befall durch den Goldafter bestätigt. Saugbürsten lösten im Frühherbst die Raupen von den Bäumen und zogen sie in partikeldichte Saugbeutel. 

Sämtliche Baumteile wurden behandelt, dabei neben den Raupen auch die Larven, Häutungsreste und Gespinste entfernt. Die Saugbeutel mussten fachgerecht entsorgt werden. Nun tragen die Straßenbäume jahreszeitgemäß keine Blätter. „Jetzt können die äußeren Ast-Enden durch Schneiden mit der Astschere entfernt werden“, sagt André Szymanowski von Rentokil Initial. Das sei Prävention, damit die Raupe sich nicht weiter verbreiten könne. Für etwa 80 Bäume hat die Firma den Auftrag vom Landkreis erhalten. „Das ist vorbildlich“, so Szymanowski. 

Der Goldafter komme überall in Deutschland vor. Doch nur in wenigen Kommunen werde Vorsorge betrieben. Weil die Arbeiten eben Geld kosten. Derzeit sei die Firma auch zwischen Forberge und Oppitzsch bei Riesa unterwegs. „Eigentlich erledigt sich der Befall auch von alleine. Allerdings liegen die Reste dann unten auf dem Boden. Das will ja auch keiner“, sagt Hans Nunnemann, der mit seinem Kollegen im Ganzkörperanzug bei Wind und Wetter arbeitet.

Goldafter können beim Menschen sehr starken Juckreiz oder andere auffällige Symptome auslösen. Da hilft nur der Gang zum Arzt. Dierk Bade hatte im Vorjahr über zehn Patienten in der Praxis, die allergisch auf den Kontakt mit den Nesseln reagierten. Er attestierte auch Pusteln und Rötungen. Daraufhin waren Warnhinweise am Radweg angebracht worden, weil die Verbindung nach Schönfeld auch ein viel genutzter Schulweg ist. Die Raupe hatte sich bis zum Lidl-Parkplatz ausgebreitet.

Andre Szymanowski weist allerdings darauf hin, dass auch im Grundstück von Kronospan Bäume stehen, die befallen sein könnten. Damit sei eventuell kein 100-prozentiger Schutz in diesem Jahr gegeben.